EINE SKLAVIN FÜR DEN MILLIARDÄR

Rachel sah ihn an diesem Abend zum ersten Mal im Restaurant. Er sah genauso gut aus, wie im Fernsehen. ‘Brick Bison – Der Bachelor’, war ihre liebste Reality-Show. Brick, der Bachelor und Hauptdarsteller, wählte darin aus zwölf Kandidatinnen eine geeignete Frau für sich aus.

Rachel mochte die Frau, mit der Brick zusammenleben wollte. Sie war ein wenig wie sie selbst. Lara –  so hieß sie – war eine junge, attraktive Blondine aus dem Mittleren Westen der USA. Sie und Lara waren etwa im gleichen Alter und waren sogar ähnlich gebaut. Rachel fiel es leicht, sich vorzustellen, wie Brick sie und nicht Lara in den Armen hielt. Als sie ihn nun ohne seine Verlobte an seiner Seite sah, war sie aufgewühlt.

Rachel beobachtete Brick aus sicherer Entfernung. Die Hostess führte ihn zu seinem Tisch in Rachels Servierbereich. An diesem Abend war im Restaurant nicht sonderlich viel Betrieb, das hatte Rachel bis eben noch beunruhigt, da sie wirklich dringend Geld brauchte. Nun, da Brick, der Mann ihrer Träume in ihrem Servierbereich saß, war ihr Abend gerettet und sie war froh, dass sie Gelegenheit haben würde, ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken.

Sie wartete, bis er Platz genommen hatte, dann ging sie zu seinem Tisch hinüber. Als sie in seine warmen, blauen Augen sah, fühlte sie sofort Schmetterlinge in ihrem Bauch. Als er zu sprechen begann, bekam sie ganz weiche Knie.

„Und, wie geht es Ihnen heute?“, fragte er sie strahlend.

Mit seinem sympathischen Lächeln und seinem guten Aussehen hatte er bereits die Herzen vieler Frauen erobert. Als Rachel ihn nun vor sich hatte, wurde ihr klar, warum.

„Es…“, Rachel rang nach Worten. „Was möchten Sie essen?“

„Wollen Sie nicht als Erstes hören, was ich trinken möchte?“, fragte er noch immer strahlend.

„Natürlich.“, Rachel gab ihr Bestes, sich aus ihrem Trancezustand zu reißen. „Entschuldigung.“, sagte sie und kicherte verlegen. „Was möchten Sie trinken?“

„Kennen Sie Blue Moon?“

„Ja.“

„Dann nehme ich einen.“

Rachel drehte sich um und ging zur Bar hinüber, als sie bemerkte, dass sie die Bestellung des Mannes, der mit Brick am Tisch saß, nicht entgegengenommen hatte. Rachel schloss verlegen die Augen. Als sie zum Tisch zurückging, sah sie den Mann an, der unter anderen Umständen für Geflüster unter den Kellnerinnen gesorgt hätte.

„Es tut mir schrecklich leid.“, entschuldigte sie sich und schenkte ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit.

„Glauben Sie mir, das ist nichts Neues. Bringen Sie mir bitte auch einen Blue Moon.“

„Zwei Blue Moons kommen sofort.“, sagte sie enthusiastisch.

Rachel wagte es, noch einmal Brick anzusehen, während sie sich zum Gehen abwandte. Seine sonnengebräunte Haut und sein volles Haar sahen noch genauso aus, wie in der letzten Sendung, die sie gesehen hatte. Sie hatte an jenem Abend ein Standbild von ihm genommen, es angesehen und sich dabei selbst befriedigt. Für sie war sein Anblick absolut perfekt. Sie hatte nahe genug bei ihm gestanden, um sein Parfum zu riechen, das sich mit einem Hauch Babypuder vermischte. Sie war nicht sicher, ob sie diese Schicht überstehen würde, ohne auf der Toilette Hand an sich legen zu müssen.

Während sie darüber nachdachte, erinnerte sie sich daran, wie sie aussah. Ihre Fahrt zur Arbeit war sehr kompliziert verlaufen. Ihr uraltes Auto, das nun endgültig schrottreif war, hatte mal wieder seinen Geist aufgegeben, und das, als sich gerade auf dem Pacific Coast Highway befand. Sie wusste, dass sie ein Wunder brauchte, um darin noch einmal nach Hause zu kommen.

Als Rachel bei der Arbeit angekommen war, wusste sie, dass sie wie jemand aussah, der eine Autopanne gehabt hatte, doch es war ihr egal gewesen. Sie war sauber, so wie auch ihre Kleidung, schließlich erforderte das ihr Job, doch ihr Haar war streng zurückgebunden und sie trug kein Make-up. Sie verschwand nun auf der Toilette um sich zurechtzumachen. Vor dem Spiegel löste sie ihren strengen Zopf und trug ausreichend Lippenstift und Rouge auf, um ihre bereits schönen Gesichtszüge zu betonen.

Als sie fertig war, und einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf, war sie zufrieden. Als sie auf die bar zuging, sah sie, dass die Cocktails für Brick und seinen Begleiter schon bereitstanden. Sie stellte sie auf ein Tablett, trug sie zu ihnen an den Tisch und stellte sie ab.

Sie bemühte sich, Brick nicht anzustarren, und es gelang ihr auch. Als er lange mit seiner Bestellung zögerte, konnte sie es nicht vermeiden, ihn noch einmal anzusehen.

„Nun gut.“, sagte Brick, während er tief in ihre Augen sah. „Bringen Sie mir ein durchgebratenes T-Bonesteak mit Bratkartoffeln. Für meinen Kumpel bitte dasselbe.

„Ich hatte eigentlich überlegt, den Lachs zu probieren.“, Bricks Freund wandte sich Rachel zu, um ihre Meinung einzuholen, doch Brick kam ihm zuvor.

„Das Steak ist spitze, es wird dir gefallen. Er nimmt das Steak.“

Rachel zögerte, und sah Bricks Freund fragend an.

„Sie haben ihn gehört.“, sagte sein Freund lächelnd.

Rachel überprüfte mehrmals, was sie sich aufgeschrieben hatte, als sie Bricks Hand an ihrem Schenkel spürte. Verwirrt sah sie dem unglaublich attraktiven Mann in die Augen.

„Amüsieren Sie sich?“, fragte er.

Rachel erstarrte. Sie war bereits von dieser leichten Berührung so, heftig erregt, dass sie ein starkes Pulsieren in den Lenden verspürte. Er hätte sie gleich auf dem Tisch nehmen können, sie hätte ihn sicher nicht davon abgehalten. Sie rang nach Worten, und alles was sie herausbrachte, war: „Ja.“, bevor sie sich noch einmal gegen seine Hand schmiegte, um dann schnell in Richtung Küche zu verschwinden.

Während sie davonging, hörte sie die Stimme von Bricks Begleiter: „Du Schelm, sie vergisst noch unsere Bestellung.“, dann hörte sie beide kichern. Sie war sich nicht sicher, ob die beiden sich über sie lustig machten, daher bemühte sie sich, sich zusammenzureißen.

Die anderen Kellnerinnen standen in Reih und Glied da und hatten beobachtet, was sich am Tisch abgespielt hatte, Rachel versuchte trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie behielt die Cocktails der zwei Männer im Auge und brachte ihnen regelmäßig neue, wenn sie ausgetrunken hatten. Sie näherte sich dem Tisch nur noch auf Armlänge und lächelte lediglich, wenn die beiden Kommentare machten, die sich nicht auf das Essen bezogen.

Als die beiden Männer ihre leergegessenen Teller beiseite schoben, fühlte Rachel sich wieder in der Lage, mit ihnen zu sprechen. Sie wollte beiden Männern gleichviel Beachtung schenken, doch ihr Blick wanderte erneut automatisch zu Bricks hypnotisierenden blauen Augen.

„Hat es Ihnen geschmeckt?“, fragte sie.

„Köstlich.“, sagte Brick, während er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte.

„Wie wäre es mit einem Dessert?“

„Ich bin wirklich satt, und die Nacht ist noch jung. Man muss seine Grenzen kennen.“, sagte er mit einem Lächeln. „Kennen Sie ihre Grenzen?“, fragte er Rachel, die innerlich vor Lust bebte.

„Zuerst muss man jemanden finden, mit dem man sie erreichen kann.“, und war sich nicht bewusst, was sie da eigentlich gerade sagte.

„Eine junge Frau muss unbedingt wissen, wo ihre Grenzen liegen. Wann haben Sie Feierabend, dann kann ich ihnen damit helfen.“

Rachel bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen, doch ihr Gesicht glühte auf. „Ich habe Spätschicht. Wir schließen um zwei.“ „Gut, vielleicht komme ich um zwei noch mal wieder.“

Es fiel ihr schwer, Ruhe zu bewahren. Ihr ganzer Körper zitterte und sie atmete schwer, als sie nach dem Scheck griff, den er ihr reichte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr war klar, dass sie nun vor Verlegenheit immer stärker rot anlief, also machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte davon.

„Du bist ja feuerrot im Gesicht!“, sagte Samantha, eine ihrer Kolleginnen und legte ihr  die Hand auf die Schulter. Rachel prüfte mit ihren Handflächen  die Temperatur ihre Wangen und lief zur Toilette. Sie war tatsächlich rot. Ihr gesamtes Gesicht war von den Schläfen bis zum Kinn so rot, wie sie es bisher noch nie erlebt hatte. Sie spritzte sich mit kaltem Wasser ab, doch das war vergeblich. Als sie mit den Händen auf ihrem Gesicht die Augen schloss, dachte sie wieder an Brick.

Einige Minuten später beschloss sie, wieder zu ihren Tischen zurückzukehren. Sie war sich noch immer nicht sicher, was sie zu Bricks Vorschlag sagen sollte, aber eins wusste sie genau: dass sie ihn nicht unkommentiert lassen konnte. Sie hatte noch nie zuvor mit einem so zielstrebigen Mann geflirtet. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte.

Rachels Herz setzte aus, als Bricks Tisch in Sichtweite lag. Er war leer. Sie ließ ihren Blick durch das Restaurant wandern und konnte noch sehen, wie er gerade die Tür öffnete, um zu gehen. Als Brick sich umdrehte, um seinem Freund etwas zu sagen, stellte er noch einmal Blickkontakt mit Rachel her. Er zwinkerte Rachel noch einmal zu und verließ dann das Restaurant.