GEZÜCHTET FÜR DAS ERBE DES PRINZEN

Brooke Randall ging durch die engen Straßen, bis sie schließlich den örtlichen Markt gefunden hatte. Sie war erst seit zwei Tagen in Griechenland, und schon sorgten all die Eindrücke und die fremden Gesichter dafür, dass sie sich frei fühlte.

Sie war 22 und hatte die Vereinigten Staaten noch nie verlassen. Die Entscheidung, endlich ihrer Heimat zu entfliehen, diente nur einem Zweck: sie wollte ihre Jungfräulichkeit verlieren.

Solange sich Brooke erinnern konnte, war ihre Mutter die treibende Kraft bei allem, was sie tat, gewesen. Sie hatte den Anweisungen ihre Mutter zu folgen, oder sie riskierte ernsthafte Konsequenzen. Es war ihr nicht erlaubt, einen Freund zu haben, und es wurde von ihr erwartet, zu lächerlich früher Stunde zu Hause zu sein. Wenn sie mit ihrer Mutter darüber stritt, bekam sie nur immer wieder endlose Tiraden darüber zu hören, dass sie schwanger werden könnte und so ihre Zukunft zerstören würde. 

Als sie 18 wurde, zog sie aus, um aufs College zu gehen. Sie verwandte all ihre Zeit darauf, einen perfekten Punkteschnitt zu erreichen, und da sie nebenher noch einen Teilzeitjob ausübte, ergab sich immer noch keine Gelegenheit, ihren ersten sexuellen Kontakt zu machen.

Als sich in ihrem ersten Jahr nach dem College immer noch nichts ergeben hatte, entschied sie, dass es an der Zeit war, drastischere Maßnahmen zu ergreifen. Man hatte ihr immer gesagt, sie sei hübsch, obwohl sie sich nicht unbedingt so fühlte, und so dachte sie, es wäre eine gute Idee, wenn sie sich mit den – ihrer Ansicht nach – schönsten Männern der Welt umgab, um ihre Jungfräulichkeit zu verlieren.

Sie träumte davon, dass ein gutaussehender junger Grieche ihr zeigen würde, was wahre Erregung bedeutete. Wenn sie daran dachte, wie andere ihr diese Erregung beschrieben hatten, war sie sich sicher, dass sie sie nie verspürt hatte, und sie sehnte sich danach, zum ersten Mal einen nackten männlichen Körper auf ihrem zu spüren. Sie wollte wissen, wie es war, wie eine Frau berührt zu werden, und während sie die letzten beiden Tage durch die Straßen von Piräus, der Hafenstadt südwestlich von Athen, streifte, wusste sie, dass sie ihren Mann finden würde.

Brooke legte sich den Lederriemen ihrer Handtasche so um, dass er zwischen ihren festen runden Brüsten verlief. Da fiel ihr Blick auf einen Marktstand, der lederne Slipper verkaufte. Selbst die Slipper waren in diesem Land einzigartig. Nachdem sie einige Paare begutachtet hatte, richtete sie sich wieder auf, und ihr Blick fiel auf einen atemberaubenden Mann.

Ihr den Rücken zugewandt, stand dort ein großer Mann mit unglaublich breiten Schultern und dickem, nackenlangem Haar. Auch er begutachtete die große Auswahl an Produkten an den Marktständen, und als er sich bewegte, zeichneten sich seine Muskeln ab. Brooke fühlte sich instinktiv zu ihm hingezogen.

Brookes Augen flogen über die kantigen Züge des Mannes. Seine schlanken Hüften betonten den schmalen muskulösen Hintern. Seine Khakihosen umschmeichelten seinen Körper und waren gerade so eng, dass er sexy wirkte. Sie verlor sich in Gedanken über ihn, und erwischte sich dabei, sich etwas zu fragen, woran sie noch niemals gedacht hatte: Wie wohl sein Schwanz aussah? Die anschwellenden Falten zwischen ihren Beinen begannen zu kribbeln während sie darüber nachdachte.

Brookes Finger verkrampften sich um den Lederriemen ihrer Tasche während sie sich ihm näherte. Sie wünschte sich plötzlich, ihn zu berühren, seinen Hintern in ihrer offenen Handfläche zu spüren. Seine Gegenwart war magnetisch, und ohne auch nur sein Gesicht gesehen zu haben, wusste sie, dass er der Richtige war.

Ohne Brooke einen Moment Zeit zum Reagieren zu geben, drehte sich der Fremde urplötzlich um und sah ihr in die Augen. Verblüfft erwiderte Brooke seinen Blick. Er war genauso schön, wie sie gedacht hatte. Er hatte ein kantiges Gesicht mit ausgeprägtem Kiefer. Es war perfekt geschnitten und erinnerte sie an die Männer, die – in Marmor gemeißelt – unsterblich geworden waren. Er war der schönste Mann, den Brooke je gesehen hatte, und plötzlich stieg Hitze in ihr auf, umklammerte ihr Herz und erfüllte sie mit Furcht.

Brooke war gefangen in seinen Augen und sie konnte nicht atmen. Sie war wie gelähmt. Sie kannte dieses Gefühl noch nicht. Es überwältigte sie und beraubte sie ihrer Identität. Es war einfach zu viel. Sie fühlte, wie sie die Kontrolle verlor und wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Es gefiel ihr nicht. Und während sie noch in sein gebräuntes, leicht stoppliges Gesicht sah, wusste sie, dass sie fliehen musste. Ihr Körper fühlte sich an Stellen heiß an, die ihr nie in den Sinn gekommen waren, und das flößte ihr Furcht ein.

Brooke wandte sich jäh ab. Sie wollte weglaufen, aber ihre Beine zitterten. Als sie ihr schließlich wieder gehorchten, musste sie immer wieder an seine schokoladenbraunen Augen und seine vollen Lippen denken. Es war, als besäße er sie, und sie musste so weit wie möglich von ihm wegkommen.

Immer schneller manövrierte sie durch das Gewirr der mit Kleidern behängten Marktstände, bis sie sich endlich traute, sich umzublicken. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass er ihr folgte. Er rannte nicht, aber er hielt mit ihr Schritt.

Panik erfüllte Brooke. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr wurde klar, dass er irgendwer sein könnte. Sie konnte sich in Gefahr befinden, und allein im fremden Land war der einzig sichere Ort ihr Hotel. Sie änderte die Richtung, lief noch schneller und versuchte, dorthin zu gelangen.

Als sie den Rand des Marktes erreichte, sah sie sich noch einmal um. Er war weg. Sie blieb stehen, und erwartete, dass er gleich um die nächste Ecke biegen würde. Er tat es nicht. Und mit einem Male machte die Angst, die sie überwältigt hatte, einer ihr ebenso unerklärlichen Leere Platz. Überwältigendes Bedauern überkam sie. Es kam ihr zum ersten Mal in den Sinn, dass ihre Flucht möglicherweise ein Fehler gewesen sein konnte, und sie machte sich auf den Weg zurück dahin, wo sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte.

Während sie erfolglos nach ihm suchte, wurde sie langsam klar im Kopf, und sie kam zu dem Schluss, dass sie nicht hätte weglaufen sollen. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie es instinktiv getan hatte. Sie hatte dort weggemusst und es gab keinen vernünftigen Grund. Als sie ihn jedoch wiederentdeckte und sein Blick sie erfasste, erfüllte sie wieder der Drang zu fliehen.

Als Brooke sich diesmal umsah, folgte ihr der Mann nicht unauffällig, es war, als jagte er sie, und obwohl die Flut von Gefühlen, die auf sie eindrang, auch irgendetwas Erregendes in sich trug, war der Wunsch zu entkommen so stark wie nie zuvor.

Brooke musste sich nicht noch einmal umsehen. Sie wusste, dass er da war. Wenn sie ihn diesmal loswerden wollte, musste sie zurück in ihr Hotel, und nun verursachte ihr selbst dieser Gedanke ein Prickeln, das sie sich nicht erklären konnte. „Er wird wissen, wo er mich finden kann“, sagte sie sich, und irgendwie erregte sie der Gedanke.

Brooke eilte durch die Hotellobby und gab sich dabei Mühe, unauffällig zu wirken. Als sie auf dem Gang angekommen war, lief sie wieder schneller und kramte dabei in ihrer Handtasche nach dem Zimmerschlüssel. Als sie ihn gefunden hatte, öffnete sie schnell die Tür und huschte hinein.

In der Sicherheit ihres Zimmers kam sie sich auf einmal sehr verloren vor. Sie war wie gelähmt vor Unentschlossenheit, ob sie sich richtig verhalten hatte oder nicht. Ein Teil von ihr wollte die Tür nicht abschließen, ein Teil von ihr wollte nicht in Sicherheit sein. Als schließlich die warnende Stimme ihrer Mutter in ihr die Oberhand gewann, wollte sie gerade die Tür abschließen, als sie auf einmal aufflog und sie zurückschleuderte.

Der Fremde, der ihr noch immer stark und schön erschien, trat ins Zimmer, als wäre er hier zu Hause. Seine maskuline Erscheinung brachte ihr Herz zum  Rasen. Brooke wich zur Bettkante zurück. Sie spürte sein animalisches Verlangen und kam sich vor wie ein Beutetier. Sie merkte, dass sie errötete, und nun, da sie sicher war, dass sie nichts tun konnte, um diesen Mann aufzuhalten, überkam sie große Furcht.