WIE ER WÜNSCHT

Rebecca sah den Gang hinunter und betrachtete die Gäste des Bräutigams. Elegante gutgekleidete Männer, wo sie auch hinsah, einer jedoch stach aus der Masse hervor. Sie hätte nicht sagen können, woran es lag, aber irgendwie unterschied er sich von den anderen. Er war dunkel und raubtierhaft und sein perfekt gestyltes Haar und sein makelloser Anzug erschienen ihr wie eine Verkleidung, die sein wahres Wesen verbarg. Irgendetwas war da unter der Oberfläche dieses  prachtvollen Exemplars der männlichen Rasse, das sie magisch anzog, aber was es war, wusste sie nicht.

Rebecca wandte sich wieder dem Altar zu. Wie sie Hochzeiten liebte! Immer lag eine prickelnde Erregung in der Luft – die Kleider, die Blumen, die Freude, die in den Gesichtern lag, all das brachte die Frau in ihr zum Vorschein. Mit 23 Jahren war Rebecca als Frau nicht sehr erfahren, aber auf Hochzeiten war das ganz anders. Das Flirten, der Sexappeal, das Selbstvertrauen – auf Hochzeiten wurde sie zu einer Anderen und es gefiel ihr.

Als der Bräutigam den Gang herunterkam, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem gutaussehenden Mann zu. Der Mann verfolgte die Zeremonie, aber er schien kein enger Freund des Paares zu sein.

Vielleicht sein Chef? Oder ein entfernter Verwandter? überlegte sie.

Während sie ihn noch abwägend betrachtete, drehte er sich langsam um und sah sie an. Er hatte grüne Augen. Sie liebte grüne Augen. Und wo Alltags-Rebecca peinlich berührt den Blick gesenkt hätte, lächelte Hochzeits-Rebecca den Fremden hocherhobenen Hauptes an. Sie war sich nicht sicher, warum sie das getan hatte, aber es fühlte sich gut an. Sie kam sich in seiner Gegenwart nackt vor, und das Gefühl, sich in einem Raum voller Menschen heimlich auszuziehen, ließ sie wohlig erschaudern.

Die Zeremonie nahm ihren Lauf und zwischendurch sah sie immer wieder den Mann an, und als spürte er es, schaute er zurück. Es waren nur schnelle Blicke, um sicherzugehen, dass er noch da war, und immer wenn diese heißen grünen Augen zurückblickten, drehte sie sich lächelnd weg.

Nachdem der Schwur geleistet war, und der Priester das Paar zu Mann und Frau erklärt hatte, war Rebecca die Erste, die aufstand, um zu applaudieren. Die Braut war eine ihrer besten Freundinnen im College gewesen, und sie hatte ihren Mann in den Jahren nach dem Abschluss ein paarmal getroffen. Er war ein toller Typ. Ihre Collegefreundin hatte einen von den Guten gefunden, und sie würden sicher ein wundervolles, langes Leben zusammen verbringen. Wenn diese Vereinigung nicht eine Standing Ovation wert war, was dann? dachte Rebecca.

Von donnerndem Applaus begleitet schritt das frischvermählte Paar den Gang hinunter. Im normalen Leben hätte sich Rebecca niemals getraut, die Erste bei einer Standing Ovation zu sein, aber dies war nicht das normale Leben – dies war der erste Tag im neuen Leben ihrer Freundin. Das war etwas Besonderes. Als ihre Blicke und die des animalischen, scharfen Mannes sich wieder trafen, erschien auf seinem Gesicht ein breites Grinsen. Er schien von dem, was Rebecca getan hatte, beeindruckt zu sein, und durch seine Anerkennung fühlte sie sich mehr denn je als Frau.

Die folgenden Toasts waren lustig und auch anrührend. Ein ums andere Mal wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Aber als das Essen schließlich vorbei war und die Drinks zu fließen begannen, fing der wahre Spaß an.

Rebecca wirbelte über die Tanzfläche und tanzte mit einem nach dem anderen. Sah sie einen allein tanzen, zog sie ihn in die Gruppe. Ihre wahre Aufmerksamkeit galt jedoch die ganze Zeit dem gutaussehenden Mann. Der saß an einem reinen Männertisch und war in ein intensives Gespräch verwickelt. Dass er sie nicht vergessen hatte, verrieten ihr nur die verstohlenen Blicke, die er ihr hin und wieder zuwarf. Immer dann setzte ihr Herz dann einen Schlag aus.

Nach einer Weile jedoch, Rebecca hatte nun schon einige Drinks intus, begab sich der gutaussehende Mann zur Tanzfläche und beobachtete sie. Obwohl inmitten der Menge, tanzte sie nur für ihn, und der die schöne Kulisse und der berauschende Einfluss des Alkohols ließen die Frau  in ihr erblühen – für ihn.

Sie scherte sich nicht mehr darum, wer zusah und strich sich mit den Händen über ihre Schenkel. Mit den Armen presste die sanft ihre Brüste zusammen  und ging mit wiegenden Hüften leicht in die Hocke. Sie bewegte sich langsam und genoss jeden Augenblick. Sie warf den Kopf zurück und die kühle Luft strich sanft über ihren Hals, und die Hitze zwischen ihren Beinen stieg mit jeder ihrer Bewegungen, als das enge Kleid sich an ihrem Körper rieb.

Als sie die Augen wieder öffnete wusste sie, dass sie berührt werden wollte. Ihre Haut stand in Flammen, und nur die Zärtlichkeit eines starken Mannes, ihres gutaussehenden Mannes, konnten sie löschen. Sie sah wieder zu dem grünäugigen Adonis hinüber. Eine Aura schien ihn zu umgeben. Er schien energetische Wellen auszuströmen, die sie magisch anzogen. Sie sah ihn an und wusste, sie konnte ihm nicht länger widerstehen, selbst wenn sie es wollte. Und als er ihr mit einer unauffälligen Handbewegung zu verstehen gab, ihm zu folgen, stieg ihr vor Lust das Blut in den Kopf.

Der Fremde brach den Blickkontakt ab und erhob sich langsam. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas, warf den Männern am Tisch ein schmallippiges Lächeln zu und steuerte auf den Ausgang zu. Rebecca  sah zum Männertisch hinüber. Keiner der Männer schien seine Abwesenheit zu bemerken. Sie sah sich im Raum um, ob vielleicht jemand anders sie beobachtet hatte, fand niemanden, verließ die Tanzfläche und bewegte sich auf den Ausgang zu.

Rebecca hielt es vor Ungeduld kaum noch aus. Ihr Atem ging schnell und ihr Herz raste angesichts der Vorstellung dessen, was nun kommen mochte, und als die kühle Nachtluft über ihren erhitzten Körper strich, zitterte sie leicht. War es die Kälte oder waren es ihre Nerven? Es war ihr egal. Es gab nichts, was sie nun noch aufhalten konnte. Sie verzehrte sich nach ihm, und sie würde nicht lockerlassen, bis sie seine Hände auf ihrer nackten Haut spürte.

Rebecca stand vor der Tür der Empfangshalle und hielt Ausschau nach ihrem animalischen Fremden. Sie sah niemanden. Weder stand er bei der Stretchlimousine, noch rührte sich etwas in den Büschen. Als sie schon zu glauben begann, dass er verschwunden war, öffnete sich die Tür der Limousine und der grünäugige dunkle Fremde winkte sie zu sich heran.

Sie betrachtete die eleganten Linien des langen Wagens. So wie er direkt vor dem Eingang geparkt war, musste er dem Brautpaar gehören. Ihre Collegefreundin hatte Rebecca erzählt, dass ihr Mann einer wohlhabenden Familie entstammte. Die Limousine musste ihnen gehören, doch nun saß der schöne Fremde darin und lud sie zu sich ein. Es war falsch und sie wusste es, aber wie von einem unsichtbaren Band gezogen, stieg sie die Stufen hinunter und ihre Zweifel schwanden mit jedem Schritt.

Sie glitt neben den Mann, der nach süßer Eiche duftete. Sie war zum ersten Mal in einer Stretchlimo. Es war geräumig und luxuriös. Als der Mann im grauen Anzug die Tür schloss, lehnte sie sich willenlos zurück und harrte der Dinge, die nun kommen würden.

Seine grünen Augen glitten an ihr herunter, und das erste, was Rebecca spürte, waren seine warmen, vollen Lippen auf ihrem Hals. Das Gefühl nahm ihr den Atem. Sie krallte sich an den weichen Ledersitzen fest und wusste: Sie befand sich bereits in den Fängen der Ekstase. Sie schluckte, als er seine Hand zwischen ihre Beine schob und an der Innenseite ihrer Schenkel hinaufgleiten ließ. Sowenig Erfahrung sie in sexuellen Dingen auch besaß, wusste sie doch: Dieses Schlucken bedeutete, dass sie feucht wurde.