WIE MEIN MILLIONÄR BEFIEHLT

Ich kam ein paar Tage vor meinem Gastgeber in Henris Villa an. Marks Plan für mich war, ein paar Tage bei Henri zu bleiben, bis mein Gasgebert kam, und dann mit dem Franzosen zurück nach Los Angeles zu fahren. Aber was Mark nicht wusste, war, dass Christine, die Frau die er getroffen hatte, tot war. Und ich hatte keinerlei Verpflichtungen, seinem Plan zu folgen.

Ich kam an Henris Anwesen an, beeindruckt von dem, was ich sah. Es war luxuriös. Es breitete sich vor mir wie eine Mischung aus einer mexikanischen Hacienda und einer europäischen Burg aus. Zwei Geschichten, spanische Kacheln, weiß gewaschene Wände, es sah aus wie ein Urlaubsziel der europäischen Könige. Trat man ein, war die Dekoration genauso.

Casem war der 60-jährige Butler, der mich an der Haustür begrüßte. Seine schwarze Erscheinung und sein weißes Haar ließen ihn wie gemacht für dieses Haus aussehen. Und obwohl er keine weiße Kette und Weste trug, gab es keine Zweifel, dass er ein Weltklassediener war.

 „Wenn Sie mir folgen würden Miss Richards”, sagte Casem und sofort rannte ein Schauer meinen Rücken hinunter.

„Eigentlich heiße ich Ezie”, sagte ich und korrigierte ihn abrupt.

„Das tut mir leid Miss Ezie”, sagte er mit einer leichten Verbeugung, „bitte folgen Sie mir.”

Das war nicht, was ich meinte. Ezie war mein Vorname. Aber da ich noch nicht über einen Nachnamen nachgedacht hatte, war Miss Ezie auch ok.

Das Innere der Villa war ziemlich anders als das Äußere. Die übergroßen Foyerwände waren eingedeckt in sich abwechselnden beigen, hellbraunen und weißen Küchenkacheln, die wie ein Fliesenspiegel wirkten. Vor mir lag ein Flur, der in verschiedene Teile des Hauses führte. Und zur Rechten gab es eine stattliche Treppe, die den Raum umrundete.

Casem führte mich die Treppe unter einer der vielen Bögen hoch. Er führte mich die Halle herunter und ich kam an einem teuren Gemälde nach dem anderen vorbei. Und am Ende der Halle gab es einen Raum, der mit dem glühenden Licht erfüllt war, das durch die scharlachroten Gardinen fiel.

„Ist der marokkanische Raum nach Ihrem Geschmack?”, fragte er und stellte mich vor die Wahl.

Christine hätte es erfreut und mit Dankbarkeit angenommen. Ich machte das nicht. Ich ging hinein und schaute mich um.

Das Zimmer trug seinen Namen zu Recht. Es gab einen langen Perserteppich, der den Flur bedeckte und eine Chaise, die aussah, als gehörte sie in den Palast eines Sultans. Auf einem niedrigen Tisch in der Nähe des Eingangs stand eine Wasserpfeife und alles in dem Zimmer war in einem Hauch von lila gehalten.

 „Es ist in Ordnung”, sagte ich und drehte mich zu Casem.

„Sehr gut”, sagte er und schickte sich an zu gehen.

„Entschuldigen Sie, wann kann ich Henri erwarten?”, fragte ich ein wenig verloren.

„Er wird in zwei Tagen ankommen.”

„Und gibt es Wi-Fi Zugang im Haus?”

„Tut mir leid, Miss Ezie. Aber wenn Sie einen Computer brauchen, können Sie einen in Mr. Lacheys Büro im Erdgeschoss finden.”

„Und Mahlzeiten?”

„Mittagessen gibt es um 12.30, einen kleinen Snack um 15.30, Abendessen um 19.00 und wenn Sie möchten, kann ich Obst und Kräcker mit Tee um 21.00 Uhr servieren. Kann ich noch etwas für Sie tun?”

„Frühstück?”

„Wenn Sie eine bestimmte Zeit im Blick haben, dann lassen Sie es mich wissen. Ansonsten kann ich Ihnen etwas zubereiten, wenn ich weiß, dass Sie wach sind. Ist das ok, Miss Ezie?”

„Das ist in Ordnung”, sagte ich bevor ich zusah, wie er ging.

Als ich alleine war, verglich ich das Zimmer mit dem Raum, in dem ich die vorherige Woche verbracht hatte. Man konnte es nicht vergleichen. Dieses Zimmer konnte nicht einmal mit meiner Wohnung in Los Angeles verglichen werden. Der Teppich hatte wahrscheinlich mehr gekostet als all meine Möbel zusammen. Gott, mit den Gardinen und dem Teppich könnte ich meine Miete für ein Jahr sichern. Das war echter Luxus.

Ich durchquerte das Zimmer und zog die bodenlangen Gardinen zurück. Dahinter war eine Glasschiebetür. Ich starrte hinaus und sah, dass mein Zimmer einen übergroßen Pool und weite Grünflächen überblickte. Rechts waren Ställe und links war ein Holzgebäude, das eine Tür im Saloonstil besaß. Vielleicht war es ein getrennter Barbereich oder etwas wie eine Schwitzhütte. Dahinter lag der Wald.

Ich fühlte, wie das Gewicht meines Lebens langsam von mir abfiel, ich ließ mich aufs Bett fallen. Es war weich und einladend.

Als ich meine Augen schloss, fühlte ich, wie ich wegdämmerte.

Ich kämpfte gegen den Schlaf, stand wieder auf und ging in das dazugehörige Badezimmer.  An dessen Ende war eine Badewanne. Christine war nie ein Badewannenmädchen gewesen. Es dauerte zu lange und sie hatte immer so viel zu tun. Ich dagegen, konnte es nicht abwarten die Wanne zu füllen und in einen Berg von Schaum zu sinken.

Nach 30 Minuten in der Wanne fühlte ich mich mehr als entspannt. Ich hüllte mich in einen der flauschigen Bademäntel und ging wieder ins Schlafzimmer. Ich durchwühlte meine Tasche und alles, was ich fand, waren dreckige Kleider und das Letzte, was ich wollte, war diese wieder anzuziehen.

Stattdessen tat ich etwas, was ich noch nie zuvor getan hatte. Nur im Handtuch eingehüllt ging ich hinaus auf die Suche nach Kleidung. Es war aufregend. Ich hatte keine Ahnung, wer hinter den Türen war, die ich öffnete und alles konnte passieren.

Das Zimmer neben mir war ein blaues Zimmer mit hohen Wänden und blonden Holzfluren. Der Schrank war leer. Daneben war ein blaues Zimmer mit lila Highlights. Der Schrank war auch leer. Daneben befand sich ein Zimmer mit Doppelbetten und ein weiteres mit gar keinem Bett. Beide Kleiderschränke waren leer.

Das letzte Schlafzimmer auf dem Flur lag auf der anderen Seite am Ende des Flurs. Obwohl es beige Wände und eine hellblaue, hohe Decke hatte, das war offensichtlich der scharlachrote Raum. Der scharlachrote Teppich und die Chaise wurden von dem scharlachroten Bettbezug hervorgehoben. Das musste das Hauptschlafzimmer sein und ich war mir sicher, dass ich hier Kleider finden würde.

Ich ging in den begehbaren Schrank und hatte recht. Das Zimmer war gesäumt mit Herrenhemden, Hosen, Anzügen und Schuhen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein Mann so viele Kleider besitzen konnte. Und als ich sah, wie viel Mr. Henri Lechey hatte, war ich mir sicher, dass er nichts dagegen hatte, wenn ich mir etwas lieh.

Als ich durch die Kleiderbügel stöberte, fand ich ein weißes Leinenshirt. Es hatte eine lange Rückseite und würde gut aussehen. Ich ließ mein Handtuch fallen und zog es an und fand es lang genug, um alles Intime zu verdecken. Und da es leicht blickdicht war, wusste ich, dass ich etwas gefunden hatte, was ich den restlichen Tag tragen könnte.

Als ich die Treppen herunterging, konnte ich die kalte Brise spüren, die zwischen meine Beine fuhr. Ich trug keine Unterwäsche. Der Luftzug war zu erwarten gewesen. Was ich nicht erwartet hatte, war, wie befreiend es war, einfach nur ein Herrenhemd zu tragen. Sogar als ich Casem am Ende der Treppen auf mich warten sah, fühlte ich kein Bedürfnis, mich weiter zu bedecken.

 „Mittagessen ist fertig”, sagte er ohne mit der Wimper zu zucken.

„Danke, Casem”, antwortete ich und folgte ihm durch das Labyrinth der Räume

Das Mittagessen wurde in einem formellen Esszimmer serviert. Ich mochte das nicht. Es fühlte sich ein wenig muffig an. Abendessen wäre hier in Ordnung, aber morgen würde das Mittagessen am Pool stattfinden.

Nach dem Mittagessen erforschte ich das Haus noch ein wenig weiter. Ich fand schnell das Büro im Erdgeschoss und als ich eintrat, fand ich die sonderbarste Aussicht. Zwei der vier Wände des Zimmers waren mit Platten ausgestattet, in denen Blumen und Blätter hinter Glas gepresst waren.

Ich untersuchte sie ein wenig näher und fand eine Inschrift an jedem Einzelnen. Es sah aus wie ein lateinischer Name, den ich nicht aussprechen konnte, daneben ein Datum. Darunter war ein Land oder eine Reihe von Zahlen.

Es gab an die 50 Platten und die aufgelisteten Länder reichten von Peru bis Thailand. Spätestens jetzt war mir klar, das Henri ein Botaniker war, aber er schien noch viel interessanter als das zu sein.

Ich setzte mich in den Bürostuhl und überprüfte meine E-Mails. Es gab ein paar von meinem indischen Entwicklern.

Sie hatten eine Lieferung, die sie von mir überprüft haben wollten. Eine weitere E-Mail war von meiner Mutter.

Ich überlegte, ob Ezie eine Mutter hatte oder nicht. Sie musste keine haben. Ezie könnte das Produkt einer Mariä Empfängnis sein oder ein Reagenzglasprodukt oder so. Das war heutzutage ja möglich. Ich entschied, dass sich mir die E-Mail jetzt nicht anschauen musste. Christine hätte sofort geantwortet. Ezie fühlte sich nicht verpflichtet.

Ich ging in jedes Zimmer, fand Studier-, Wohn-, Klavierzimmer und keine Fotos. Ich trat hinaus umkreiste den Pool und ging in den Saloon.

Die Außenanlage war wunderbar. Ich ging barfuß. Ich fühlte nur Gras und sogar weiche Kieselsteine auf dem Fußweg, die sanft unter meinem Fuß einsanken. Ich war bereit Henri einen verwöhnten Neuling zu nennen, ohne Verbindung zur Realität, bis ich die Saloontüren zurückzog und in den Dschungelraum trat.

Ich nannte es das Dschungelzimmer, aber nur, weil ich nicht wusste, wie ich es sonst nennen sollte. Die Wände waren mit Instrumenten bedeckt und das waren keine aus der Musikindustrie. Das waren Spielzeuge, Sex Toys und jedes war wichtig ausgestellt.

Ich ging halbnackt hinein, fühlte mich plötzlich schwach. Und als ich das Gefühl einmal überwunden hatte, das ich ein freches Mädchen war, dass die schmutzigen Bücher ihrer Eltern las, fand ich den Mut eines der Spielzeuge von der Wand zu nehmen.

Das erste was ich griff, war ein Paddel. Es war alt. Es hätte auch zum Brandmarken benutzt werden können, denn das Paddel und das geätzte Bild eines Paares, das Sex hatte, waren verkohlt.

Als ich näher hinschaute, waren all diese Spielzeuge alt. Das war kein Fetischzimmer, das war ein Museum. Es war ein Zimmer das den Sexspielzeugen aus verschiedenen Kulturen und Ären gewidmet war und einige davon lagen jenseits meiner Vorstellungskraft.

Ich fasste alles an, entdeckte alles, fragte mich, welche Art von Mann solch einen Ort erschaffen würde. Wie gestört war der? War es jemand, den ich treffen wollte? Und wäre es jemand, dem ich verpflichtet wäre?

Meine Gedanken stoppten abrupt, als ich eine Tür am anderen Ende des Zimmers sah. Es gab nichts Besonderes an dieser Tür. Aber was könnte möglicherweise da drin sein, wenn er das hier so frei zur Schau stellte?