VERWANDELT UND GENOMMEN

Prolog

 

Kylie schaute in das Gesicht ihres Freundes. Das orangefarbene Glühen des Kabinenlichtes warf tiefe Schatten auf sein Gesicht, seine Zähne glühten im Mondlicht, als er sie anlächelte. Kylie liebte das Aussehen ihres Freundes. Er war der Junge, den sie immer wollte und sie wußte, dass er sie auch wollte.

Kylie fühlte ihren fast nackten Körper kribbeln, als eine Seebrise sie streifte. Sie war aufgeregt. Sie würden ganz alleine sein und wo sie hingehen würden, würden sie alles tun können, was sie wollten. Kylie liebte es, nackt zu sein. Sie liebte es nackt herum zu laufen, und zu wissen, dass ihr Freund seine Augen nicht von ihr lassen konnte. Und sie würden auf eine Insel gehen, auf der niemand wohnte. Sie könnten so lange nackt sein, wie sie wollten.

Unfähig sich selbst zu stoppen, kicherte Kylie.

“Was?”, fragte ihr Freund.

Kylie konnte sich nicht behelfen. Sie war völlig erregt und sie war sich sicher, dass ihr Gesicht rot wurde. Sie hielt es in ihrem Bikini kaum noch aus, das Boot legte die letzten Meter zum Ufer zurück und sie stand auf und ging Richtung Heck.

Ihr Freund fuhr langsamer und ließ die sanften Wellen das Boot in den Sand schieben. Kylie lehnte sich nach vorne und ging zum Heck.

Mit einem großen Lächeln auf ihrem Gesicht griff sie nach hinten und löste die Riemen ihres jugendlichen Bikinis. Sie ließ die Kleidung auf Deck fallen und griff an ihre Taille. Das letzte ihrer Kleidungsstücke fiel zu Boden und Kylie hob ihre Hände über ihren Kopf und gab ihrem Freund einen vollen Blick.

Ihr Freund konnte sich kaum bewegen. Er musste den Anker werfen, aber das Blut wich aus seinem Gesicht und in seine Hose, was ihn ablenkte. Aber als er auf sie zuging und sie wieder kicherte und von Bord sprang, machte es klick bei ihm.

Kylie schwamm nackt durch das warme, dunkle Wasser. Sie schloss ihre Augen und fühlte das warme Wasser und auf ihrer Haut. Es war verführerisch. Sie rollte sich auf den Rücken und bewegte vorsichtig ihre Arme, um sich treiben zu lassen. Die Bewegung ließ das Wasser in ihr gewölbtes Fleisch zwischen ihre Beine fließen. Ihr Herz schlug schnell vor Lust.

Sie wollte, dass ihr Freund sie direkt hier nahm, während sie im Wasser glitt. Sie wollte seine Steife in sich fühlen. Sie musste ihren Rücken durchdrücken und schlang ihre Beine um seinen Hintern. Ihr Körper zitterte vor Verlangen und als sie den platsch hörte, mit dem ihr Freund ihr nachsprang, wusste sie, dass sie das bekommen würde, was sie wollte.

Als ihr Freund zu ihr schwamm, hielt sie die Aufregung kaum noch aus. Sie wollte laufen. Sie wollte gefangen werden. Wenn sie gefangen war, wollte sie genommen werden. Als sie den platsch im tiefen Wasser spürte, der sich ihren Füßen näherte, spannte sie sich, schaute in seine Augen und watete Richtung Ufer.

Kylie kicherte wieder, sie wusste, dass das Rennen losging. Ihr Freund lachte, und machte mit. Sie schnitt durchs Wasser, der sanfte Sand gab unter ihren Füßen nach. Die Körner drückten an ihre Zehen. Als sie Richtung Bäume lief, die den Strand säumten, griff ihr Freund sie von hinten. Lachend und kreischend fielen beide in den Sand und genossen das gegenseitige Gefühl des anderen Arms.

Die Lippen ihres Freundes pressten sich hart gegen ihre. Er war stark. Sie wusste, dass sie sich nicht bewegen konnte, auch wenn sie wollte. Sie drückte ihre Hand an seinem, glatten, jungen Körper, sie fühlte die Muskeln an seinem Rücken. Sie wollte ihn in sich haben, jetzt. Mit seinem harten, nackten Fleisch an ihren Bauch gepresst, wackelte sie mit ihren Hüften, drückte ihr geschwollenes Fleisch gegen seinen harten Schaft. Er verstand den Hinweis.

Kylies Lippen glitten von ihm, als ihr Rücken sich vor Lust bog. Sein Werkzeug spielte mit ihrem dicken Fleisch wie ein Cello. Ihr Stöhnen war Musik in seinen Ohren.

 

Jeder Stoß wurde länger. Als die Erhöhung seines Kopfes die Spitze ihrer Klitoris streifte und sich auf ihren Falten niederließ, quietschte sie. Atemlos fühlte sie, wie seine große Masse sich in sie hinein drückte. Unfähig, den Schrei zurückzuhalten, schrie Kylie in die Brise, wissend, das niemand sie hören könnte.

Zuerst langsam und dann baute ihr Freund einen Rhythmus auf. Er stieß härter und härter. Es war schon fast zu viel für sie. Sie warf ihren Kopf von einer Seite auf die andere, ihre einzige Erleichterung.

Kylie schrie frei heraus. Sie fühlte, wie Elektrizität ihre Beine heraufkroch und sich ihren Weg zum Zentrum ihres Geschlechts wandten. Ihre Augen rollten vor und zurück unter den Augenlidern. Ihre Zehen kribbelten und streckten sich in Vorbereitung auf das Zusammenziehen. Einer ihrer Arme hielten seinen Rücken, während der andere sich in den Sand an ihrer Seite gekrallt hatte. Seine Stöße nahmen ihr den Atem.

Ihr Freund atmete tief ein. Er wurde aggressiver. Er bewegte seine Knie zwischen ihren Beinen und zog ihre Hüften auseinander. Er drückte ihre Knie in die Luft, ließ seine Leiste gegen ihre geschwollenen Lippen klatschen.

Er zog ihre Handgelenke über ihren Kopf und starrte in ihre Augen. Die wilde Energie, die er in ihren Augen sah, passten zu seiner eigenen. Als er seine Haut spannen fühlte und sein Orgasmus seinen Weg durch die Kanäle seiner Lenden fand, konnte er nichts dagegen tun.

Kylie’s Gedanken drifteten, als ihr Orgasmus explodierte. Sie wand sich vor Lust. Ihr Atem stoppte und die Zeit stand still.

Dann sah sie es. Es musste ein Hund sein, aber das war nicht ganz richtig. Die Schnauze war länger und seine Augen waren blau, eher menschlich als ein Hund. Die Art, wie es sie voller Lust anstarrte, wollte sie schreien lassen.

Kylie verlor ihren Atem jetzt vor Angst. Sie konnte nicht nachdenken. Ihr Orgasmus hatte sie noch im Griff. Sie konnte nicht sprechen. Sie konnte sich nicht bewegen. Als die Kreatur in Richtung ihres ahnungslosen Freund sah, sich bückte und ihn ansprang, konnte sie nichts weiter tun als zusehen.

Ihr Freund sagte nichts. Seine Schreie von seinem Orgasmus tarnten jedes andere Gefühl, das er vielleicht haben könnte. Als er ruhig war und ihre Stimme zurückkam, schaute sie hoch, und bemerkte, dass die Kreatur nicht alleine war. Das Weiße ihrer Augen jagten sie, als sie sie umkreisten. Dieses Mal war es die blanke Angst, die sie still werden ließ.

Als die blauäugige Kreatur seine Aufmerksamkeit auf sie richtete, wusste sie, was es war: ein Wolf.

Nichts machte irgendwie Sinn. Kein Wolf lebte auf einer trockenen Insel auf den Bahamas. Und trotzdem waren sie da und sie würde sterben.

 

 

Kapitel 1

 

Sakina saß auf dem Rücksitz des Minivans ihrer Mutter mit Abscheu auf jedem Zentimeter ihres Körpers. Sie konnte es nicht glauben, wie sehr ihre Mutter sie hasste. Obwohl ihre Mutter das nie direkt gesagt hatte, konnte es keine andere Erklärung geben.

Saki war auf den Bahamas aufgewachsen. Sie war nie ein beliebtes Kind gewesen. Im Vergleich zu anderen Kindern war sie zu schwer, zu klug und zu energisch. Saki bezeichnete ihre Energie als Leidenschaft, aber diese Perspektive machte ihre Kindheit nicht wirklich einfacher.

Sie hatte die Grundschule trotzdem geschafft. Sie hatte sie mit zwei besten Freunden beendet und dem Jungen, den sie wollte. Wenn man bedenkt, wie alles zu Hause war, war ihr Leben in Ordnung, auch mit Zwillingsschwestern, die sie als “die bösen Stief-Zwillinge” bezeichnete, trotz ihrer geteilten Eltern.

Es hielt nicht an. Ihre Mutter, die sie und ihre Zwillingsschwestern groß gezogen hatte, traf einen Mann und folgte ihm zurück nach Nord Carolina: Nord Carolina. Saki musste ihre Freunde verlassen und Junior High in einer Kultur beginnen, in der sie die Regeln nicht kannte.

Ihr soziales Leben von vorne zu beginnen, war eine fast unüberwindliche Aufgabe. An ihrer neuen Schule war sie das große, schwere, 12 jährige Mädchen mit einem merkwürdigen Akzent und einer nervigen Persönlichkeit. Niemand wollte mit ihr befreundet sein.

Es dauerte ewig, bis Saki einen neuen besten Freund fand und sogar noch länger, bis sie die Nische fand, in die sie und ihr neuer bester Freund hineinpassten. Sie schaffte es trotzdem. Jahre der Ausdauer brachten sie in das Schuljahresbuch Komitee und in den Schulchor und der Band.

Sie mochte keine Musik und sie konnte sich nicht weniger darum scheren, Gedanken an eine High School aufzubewahren, die voll von Menschen waren, die ihr Leben zur Hölle gemacht hatten. Aber es half ihr, sich anzupassen.

Saki schwor sich, dass ihr Senior Jahr ihr bester Triumph werden würde. Nach Jahren der harten Arbeit würde sie in der Nähe der Spitze der Sozialleiter sein. Sie konnte nicht mit den Fußballspielern und Cheerleadern mithalten, aber sie hatte jetzt ihren eigenen Platz. Sie würde das Beste aus der Möglichkeit machen.

Alles kam zum Halt an dem Tag, an dem sie und die Zwillinge von der Schule nach Hause kamen und ihre Mutter dabei fanden, wie sie alle ihre Habseligkeiten zusammenpackte, nur unterbrochen von Momenten hysterischen Weinens. Ihre Mutter sagte ihnen dann, dass sie zu dem Ort ihrer Kindheit auf den Bahamas zurückkehren würden und niemals wieder zurückkommen würden. Zwei Wochen vor ihrem Senior Jahr musste Saki also erneut in ein Flugzeug steigen, und erwägen, wie sie ihr Leben erneut beginnen sollte.

Saki schaute auf Tweedledum ihr gegenüber im Minivan, ein weiterer Spitzname, den sie für ihre Schwestern hatte. Tweedledum schauten aus dem Seitenfenster. Tweedledummer saß vorne und beobachte schweigend, wie das Auto durch das Schultor fuhr.

Niemand sagte etwas. Ihre Mutter, die für ihre Stimmungsschwankungen bekannt war, hatte bereits einen Wutanfall bekommen, als einer der Zwillinge sein Missfallen zum Ausdruck brachte. Wenn ihre Mutter so auf die Einwände ihrer Schwester reagierte, dann zeigte Saki ihre eigenen lieber nicht.

Das einzig Gute daran war, dass sie mit dem Jungen ihrer Kindheitsträume zur Schule gehen würde. Sie hatte oft an Clint gedacht. Sie wunderte sich, wie sein Körper sich verändert hatte. Als die Jahre vergingen, ohne dass irgendjemand sie von den Gedanken abbrachte, stellte sie sich ihn als perfekten Mensch vor. Trotz aller schrecklichen Dinge, die passierten, würde sie wenigstens mit dem Mann verbunden sein, mit dem sie garantiert den Rest ihres Lebens verbringen würde.

Der Minivan wandte sich seinen Weg die letzten Meter der umgebenen Hügel zur Schule hinauf. Sich gegen das Fenster lehnend, schaute Sari auf das Basketballfeld. Es war, als ob sie sich gerade erst erinnerte. Sie hatte immer Angst vor diesem Ort gehabt. Es hatte einen Ruf als eine harte Schule, akademisch und gesellschaftlich. Die Schule erschuf so viele Gemeinschaftsführer wie Strolche. Als Kind hatte sie das Buch gelesen und stellte es sich als das echte Leben des Herrn der Fliegen vor. Nur endete in dieser Vision ihr Kopf am Haken.

Als der Minivan vor dem Verwaltungsgebäude zum Stehen kam, schaute Saki sich jedes Gesicht an, nach Clint schauend. Sie wusste, dass sein sommersprossiges Gesicht und seine schwarzen Haare überall herausstechen würden. Die Schule hatte nicht viele weiße Kinder, 20 oder so von 150 Kindern in ihrer Stufe höchstens. Sie war sich nicht sicher, ob sie und ihre bösen Stiefschwestern Zwillinge als Teil der Gruppe betrachtet werden würden, aber es war ihr sowieso egal.

Als Saki aus dem Minivan stieg, sah sie ihn. Clint war genau, wie sie sich ihn vorgestellt hatte. Sein Körper und Gesicht hatten sich verdünnt. Zu Sakis Überraschung unterstrich ein dünner Hauch von Bart seine Jugendlichkeit.

Das sie ihn in den ersten Momenten in ihrem neuen Leben sah, war ein Zeichen. Vielleicht würde trotzdem noch alles gut werden. Sakis Vertrauen wuchs.

“Clint!”, schrie sie aufgeregt aus dem Minivan. “Clint!”

Als Clint sich zu Saki drehte, trafen sich ihre Augen. Ihr Körper prickelte. Sie hatte so viel an ihn gedacht und in solchen intimen Details, dass ihr 18 Jahre alter Körper nach ihm schrie. Als Client sich in Richtung des Jungen neben ihm wandte und abrupt davon ging, blieb sie wie angewurzelt stehen.

“Der Bastard!”, sagte Saki, laut genug, dass alle es hören konnten.

“Pass auf, was du sagst Sakina”, rügte ihre Mutter.

Saki drehte sich zu ihrer Mutter, die ihre Aufmerksamkeit auf das Verwaltungsgebäude gerichtet hatte. “Du verstehst das nicht, ich kenne den Jungen.” Saki suchte nach Worten, um ihre Enttäuschung zu erklären. Sie war am Boden zerstört. Wie konnte sie es in Worte fassen?

 “Halt den Mund und lass uns das hier hinter uns bringen”, sagte ihre Mutter und ließ die Mädchen zurück.

Ja, sie ist eine schreckliche Mutter, dachte Saki.

Saki ließ sich zurückfallen, als die Zwillinge ihrer Mutter folgten. Sie sah sich ihre neue Umgebung näher an. Vor ihr lagen alle Ziegelgebäude in einer Reihe mit Quads und Gängen, die sie verbanden. Drei Reihen lagen direkt vor ihr und in der Ferne waren zwei weitere aufgereiht auf dem niedrigeren Campus.

Kokosnussbäume und Blütenpflanzen lagen überall verstreut. Die Rasen waren gut gepflegt und überall waren Schüler. Alle Schüler trugen weiße Shirts und die meisten trugen schwarze Schuhe. Die Mädchen trugen blau karierte Hemden, während die Jungen solide grüne Hosen trugen.

Saki betrat das Verwaltungsgebäude und fand ihre Familie versammelt am Schalter. Sie versuchte sich so weit entfernt wie möglich von ihnen aufzuhalten und setzte sich in die gegenüberliegende Ecke im großen leeren Raum. Sie saß dort und wartete still, beobachtete die Schüler die hinein und herausgingen.

Eine Person fiel ihr sofort auf. Er musste einer von denen Schlägertypen sein, für die die Schule berühmt war. Er war groß und war tief gebräunt, was vielleicht seine Rasse war. Er hatte lockiges schwarzes Haar und einen Blick des Missfallens auf dem Gesicht, das es mit ihrem eigenen aufnehmen konnte.

Anders als andere Kinder betrat er das Wartezimmer vom Gang aus, der zu dem Verwaltungsbüro führte. Anstatt sofort zur Tür zu gehen, setzte er sich neben Saki auf den Stuhl.

Sakis Herz begann zu rasen. Er machte ihr Angst, aber sie musste zugeben, dass es auch etwas Aufregendes an ihm gab. Sie war nie viel mit den schlechten Kindern unterwegs gewesen, aber etwas an diesem Jungen ließ sie glauben, dass er nicht so schlimm war, wie er aussah. Er erwischte sie dabei, wie sie ihn anstarrte, und schaute ihr direkt in die Augen.

“Was?”, sagte er in einem verführerischem Ton.

Saki konnte nicht sprechen und war sogar dankbar, als sie die schrille Stimme ihrer Mutter hörte.

“Sakina?”

Saki trat zu ihrer Familie an den Schalter. Die Verwaltungsangestellte wollte ihr einen Unterrichtsplan geben. Saki nahm ihn, ohne richtig hinzusehen. Als sie dachte, dass es sicher war, sich wieder umzudrehen, schaute sie zurück zum bösen Jungen. Zu ihrer Enttäuschung war er gegangen.

Als Saki ihren Plan und ihren Stammklassenraum erhalten hatte, trat sie zurück und wartete auf die Zwillinge. Sie schauten ein wenig ängstlich bei der Tatsache, dass sie in verschiedenen Klassen untergebracht waren. Obwohl Saki keinen Zweifel an ihren Gefühlen hatte, fühlte sie sich verärgert bei ihrem Auftreten. Es war, als ob sie für jeden eine Show daraus machten. Wie immer fiel ihre Mutter darauf herein und schlang ihre Arme um beide.

Saki hielt es nicht länger aus. Sie zeigte deutlich ihr Missfallen und ging hinaus.

“Sagst du nicht Tschüss”, hörte sie ihre Mutter fragen.

Saki drehte sich um und starrte die Drei an. Alle drei könnten in die Hölle gehen, es war ihr egal. Zusammen waren sie Tweedledum, Tweedledummer und die Mutter.

“Tschüss”, sagte sie, rollte mit den Augen und verließ den Raum. .

Als Saki nach draußen trat, fragte sie sich, wie schwer diese Lebenserfahrung wohl werden würde. Die einzige Person, die sie kannte, hatte sie abgewiesen und sie war nie gut darin gewesen, Freunde zu finden.

Das Gewicht des Ganzen traf sie mit voller Wucht und sie wurde erst von dem Geräusch der Schulklingel wieder wach. Sie schaute sich um. Sie bemerkte, den Teich der gegenüber der Straße vor dem Verwaltungsgebäude lag. Sie schaute den Berg hoch auf das Schulkloster. Es war beeindruckend aber auch einschüchternd.

Als Saki hörte wie die Tür des Verwaltungsgebäudes sich hinter ihr öffnete, starrte sie Richtung Stammklassenzimmer. Sie prüfte alles: das Fahnenmast große Kreuz mit den Betonzäunen, die am Beginn des Pfades zum ersten Gebäude standen, die Klassenzimmerfenster mit Metallgittern und ohne Schutz und die Art wie die Lehmziegel die Klassenzimmer sichtbar von außen trennte mit 30 cm großen, weißen Linien. Da sie in dem Land aufgewachsen war, fühlte sich alles vertraut für sie an. Gleichzeitig war es auch fremd.

Die Kinder gingen alle bereits in ihr Hauptklassenzimmer als Saki endlich die Reihe der Klassenzimmer gefunden hatte, zu dem auch ihres gehörte. Sie stand draußen vor der Reihe und starrte den Flur hinunter auf die Masse an Kindern. Sie schauten nicht freundlich aus. Ihr Herz pochte und sie fühlte, wie sie keine Luft mehr bekam. Sie war bereit sich umzudrehen und nach Hause zu gehen, wenn sie das nicht noch einmal tun müsste. Sie wollte es gerade tun, als etwas Glänzendes im Gras ihren Blick auf sich zog.

Sie sah näher hin und es schien ein Amulett oder ein Medaillon zu sein. Sie schaute wieder auf die Klassenreihen zurück, um zu sehen, ob es sonst noch jemand gesehen hatte. Niemand beachtete sie. Obwohl niemand auf dem Gras lief, trat sie drauf, hockte sich hin und ließ das Metall zwischen ihre Finger gleiten.

Sie sah es sich an. Es war ca. 2,5 cm im Durchmesser, rund und hatte eine grüne Perle in der Mitte. Um die Perle herum war eine Reihe von Radierungen. Sie wusste nicht, was das war. Eine von ihnen sah fast aus wie ein Hund und ein anderer sah aus wie ein Mensch. Alle dazwischen sahen aus wie Fantasiegestalten. Es sah wirklich wertvoll aus.

 “Junges Fräulein”, sagte eine ältere männliche Stimme und holte sie aus ihren Beobachtungen. Saki schaute hoch und sah einen dunkelhäutigen, bärtigen Mann, der den typischen Lehrer Anzug trug, ein beknöpftes, kurzärmeliges T-Shirt und ein Hosenkleid. “Komm vom Gras herunter.”

Saki ließ das Medaillon in ihre Faust gleiten und tat wie ihr befohlen.

Der Lehrer wartete nicht, bis sie vom Gras herunter war, sondern ging weiter. Saki folgte ihm, und so gingen beide zum gleichen Ort. Sie hatte gehofft einen besseren Eindruck in ihrem neuen Stammklassenzimmer bei dem Lehrer zu machen, als eine Regel der Schule vor ihm zu brechen.

Der Lehrer stand an der Klassenzimmertür und wartete, damit die Schüler hineingehen konnten, dann drehte er sich um und sah Saki. “Bist du meine neue Schülerin?”

“Ich glaub schon.”

Der Lehrer schaute sie von oben bis unten an und ließ ein gestelztes Kichern hören. Saki konnte nicht verstehen warum. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und betrat das Klassenzimmer. Saki folgte ihm.

Saki betrat ihr Stammklassenzimmer und fand eine Kombination aus sowohl Fremden, als auch vertrauten Dingen. Es gab die gewohnten Dinge, wie die Tafel und das Informationsbrett. Alles hing jedoch an unbemalten Lehmwänden. Das Metallgitterfenster war auf und zwei Deckenventilatoren wirbelten die ansteigende drückende Morgenluft durch das Zimmer.

Die Schüler waren ebenfalls ein Mix aus fremd und bekannt. Die Gesichter und Uniformen sahen ähnlich aus wie die aller Schüler, die sie von der Schule hatte kommen sehen, als sie ein Kind war. Sie sahen alle sehr bahamaisch aus. Die Mädchen trugen geflochtene Zöpfe und gelocktes Haar, während die Jungen rau aussahen, und alle saßen mit Haltung auf dem Stuhl. Wie überall auf den Bahamas, waren die Kinder ein Mischmasch aus Farben zwischen schwarz und weiß.

In der Klasse aus 30 Menschen standen zwei Gruppen heraus. Im Zentrum davon war der böse Junge, den sie im Verwaltungszimmer gesehen hatte. Sakis Herz zog sich zusammen, als sie ihn wieder sah. Er sah noch einschüchternder aus mit einem Mädchen und drei weiteren Jungen zusammen, die sich um seinen Tisch sammelten. Er hatte gesehen, wie sie hereingekommen war, und starrte sie an.

Er war nicht der Einzige, der sie mit seinen Augen ansah. Die anderen Paar gehörten zu dem hellhäutigen, blonden Jungen auf der anderen Seite des Zimmers. Die vier Jungen, die ihn umgaben sahen alle gleich aus.

Diese Kinder trugen alle Designer weiße T-Shirts, wo andere Schüler billige weiße Uniform Shirts trugen, die man in jedem Schuluniform Geschäft bekam. Dazu waren die Ärmel ihrer kurzärmeligen Shirts aufgerollt und ihr glattes Haar war zurückgestrichen. Anstatt den blauen Uniformschuhen trugen sie alle beige Bootschuhe. Alle sahen aus, als ob sie aus einem Katalog stammten.

 “Alle hinsetzen.” Sagte der Lehrer und machte dem Geschnatter ein Ende. “Wir haben eine neue Schülerin.” Der Lehrer arbeitete sich durch seinen Papierstapel. “Entschuldigung, wie heißt du?”

“Sakina. Aber ihr könnt mich Saki nennen”, sagte sie zur Klasse.

“Dein ganzer Name bitte!”

Saki schaute den Lehrer an, überzeugt davon, dass er es wissen sollte. “Sakina Lightbournxs.”

“Helft Sakina, damit sie sich willkommen fühlt.”

Saki schaute sich die jungen Gesichter an. Sie waren nicht sehr herzlich. Sie suchte nach einem freien Platz. Der Einzige war der mittige Tisch in der ersten Reihe. Sie schaute den Lehrer nach Anweisungen an. Er zeigte auf den Platz. Saki glitt auf den Stuhl, und fragte sich ob sie eventuell einen schlimmeren Platz hätte bekommen können.

Saki konnte alle Augen im Raum auf sich gerichtet fühlen. Sie hasste ihre Mutter für diesen Moment.

Warum konnte sie ihr Senior Jahr nicht in Nord Carolina beenden? Oder warum hatten sie überhaupt dort hingemusst? Sie verstand das alles nicht. Aber jetzt, wo sie hier festhing, musste sie entweder schwimmen oder untergehen.

Als die morgendlichen Ankündigungen über das PA System begannen, kehrten die Stimmen der Schüler zurück. Sie war erleichtert. Sie schaute nach links über ihre Schulter, sie prüfte die Gruppe an der Wand, das mussten die coolen Kids sein. Sie sahen alle gut aus, aber der in der Mitte ganz besonders. Er sah aus wie ein Model. Sein Gesicht war schmal und sein Körper war schlank, fit. Er bewegte sich mit Macht. Und die anderen vier Jungen schienen an jedem seiner Wörter zu hängen.

Sie sah nach rechts und sah den bösen Jungen und seine Crew. Etwas an ihnen ließ sie mehr wie eine Gang aussehen. Der, neben dem sie im Verwaltungszimmer gesessen hatte, sah definitiv gut aus, aber auf einschüchternde Weise. Er starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Sah man näher hin, sah er fast besorgt aus. Je länger sie starrte, umso mehr sah er aus wie der Junge mit dem Gewicht der Welt auf seinen Schultern.

Sie könnte ihn den ganzen Tag anstarren. Sie hätte es getan, wenn sie nicht die Augen des einzigen Mädchens in der Gruppe getroffen hatte. Das Mädchen schien nicht gefühlvoll, sondern nur wütend. Als sie Saki den was guckst du so Blick gegeben hatte, drehte Saki sich sofort um.

Sakis Herz zog sich zusammen, sie versuchte herauszufinden, wie sie überleben könnte. Vielleicht sollte sie das Freundesuchen einfach aufgeben und sich ganz auf ihre Hausaufgaben konzentrieren. Sie war schon immer gut in der Schule gewesen. Klassenarbeiten fielen ihr immer leicht. Es war alles andere im Leben, was schwer war.

Clint erinnerte sie sich. Wie konntest du mir das antun? Vielleicht hat er mich nicht erkannt, dachte sie und bemitleidete sich selbst. Das würde wenigstens Sinn machen. Obwohl sie oft an ihn gedacht hatte und ihn auf einen Sockel gestellt hatte, hieß das nicht, das er auch an sie gedacht hatte, seit sie aus der Grundschule heraus waren. Sie würde ihm eine zweite Chance geben, dachte sie, solange er zeigte, dass er kein Arschloch geworden war, seitdem sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten.

Saki lockerte den Griff, um das Medaillon, um es zu untersuchen. Es war schwerer, als sie gedacht hatte, bei der Größe. Etwas daran ließ sie ihre Augen nicht davon ablassen. Es war faszinierend. Sie schwang es herum und starrte näher darauf und sah etwas, was wie eine Inschrift aussah. Sie lehnte sich vor und versuchte die Markierungen zu entziffern und fragte sich, ob es englisch war.

 “Lass mich das Mal sehen”, die Stimme des Lehrers erklang direkt vor ihr.

Saki wurde erwischt. Ihre Absicht war gewesen, das Medaillon zurückzugeben, sobald sie es sich ganz genau angeschaut hatte. Sie hatte zu lange gewartet.

“Es gehört mir nicht. Ich habe es gefunden”, erklärte sie, als sie es übergab.

Der Lehrer starrte es fragend an. “Wo hast du es gefunden?”

“Auf dem Rasen, in der Nähe des Ende des Bürgersteigs.”

“Wenn es nicht deins ist, dann werde ich es seinem richtigen Besitzer übergeben”, sagte der Lehrer schon fast anklagend.

So wollte Saki nicht an ihrer neuen Schule beginnen.

 

Der Morgen ging genauso fürchterlich weiter, wie er begonnen hatte. Die Klassen waren schwer zu finden und sie saß am Mitteltisch in der ersten Reihe. Zwischen den Klassen konnte sie ihren Locker nicht finden. Beim Mittagessen saß sie an einem leeren Tisch in der Mitte des Raums.

Die Dinge wurden noch schlimmer nach dem Mittagessen, als sie ihren Namen über das PA System hörte. “Kann Sakina Lightbournxs sich bitte im Hauptbüro melden? Sakina Lightbournxs bitte melde dich im Büro des Direktors.”

Falls Saki jemals Angst hatte, dass die Leute nicht wüssten, wer sie ist, wusste sie jetzt, dass sie sich darum keine Sorgen mehr machen bräuchte. Sie hob die Hand und zog so alle Aufmerksamkeit auf sich.

Saki fand den Weg zum Verwaltungsgebäude. Als sie eintrat, wurde sie gebeten, sich hinzusetzen. Sie saß in demselben Stuhl, in dem sie Stunden vorher auch gesessen hatte.

“Du kannst jetzt zurückgehen. Der Direktor ist die zweite Tür links”, sagte die Sekretärin von ihrem Platz hinter dem Tisch.

Saki stand auf und trat auf den Flur. Sie fand die zweite Tür. Darauf war ein Schild, auf dem “Direktor” stand und auf einem weiteren “Mr. Jenner”. Sie klopfte.

“Komm rein”, sagte eine dicke, warme Stimme von innen.

Saki öffnete die Tür und fand einen kleinen, dunklen Mann mit Brille. Er saß hinter einem großen Tisch, der mit Papier beladen war. Es war ein großes Büro, aber jeder Zentimeter war mit Dingen bedeckt.

Zwei Stühle standen vor dem Tisch. Die einzige Person, die sie getroffen hatte, seit sie die Schule betreten hatte, war der böse Junge und der saß in einem.

Setz dich” sagte der Direktor Jenner.

Saki gehorchte und versuchte nicht auf den Jungen an ihrer Seite zu schauen.

“Kennst du Herrn Lafluer?”

Saki drehte sich um und schaute eine Sekunde lang auf den bösen Jungen, bevor sie ihren Kopf schüttelte “nein”. Der Junge schaute weg.

“Ich verstehe. Ok, kannst du mir sagen, wo du das gefunden hast?”

Herr Jenner schob das Medaillon über den Tisch zu den beiden Schülern. Saki lehnte sich vor, um einen besseren Blick zu erhalten. Sie starrte eine Weile darauf und überlegte, wie sie so schnell in diese Lage geraten war.

 “Ich habe es auf dem Grass auf dem Weg zu meinem Klassenraum gefunden.”

“Hmmm … Und hast du irgendeine Idee, wie es ins Gras gekommen ist?”

“Nein, Sir.”

 “Gut, ich weiß du bist neu hier, also werde ich dir sagen, dass das heute Morgen aus meinem Büro gestohlen wurde. Später fand es Herr DeMarco in deinem Besitz. Du warst doch heute Morgen im Verwaltungsbüro, oder?”

“Ja Sir.”

“Würde dir das nicht auch komisch vorkommen, wenn du ich wärst?”

 “Ich weiß nicht, wie Sie das glauben können, Sir.” Das war vielleicht nicht das Beste, was Saki sagen konnte, aber es war das Ehrlichste. Sie konnte sich selbst für ihre Schwestern und ihre Mutter blöd stellen, aber sie konnte es nicht für Lehrer tun.

Herr Jenner starrte Saki einen Moment an. Obwohl sie sich nicht umdrehte, konnte sie die Augen des Jungens neben sich spüren. Sie hatte beider Aufmerksamkeit und das gefiel ihr.

“Das ist keine Art seinen ersten Tag an einer neuen Schule zu beginnen”, bestätigte Direktor Jenner. Saki antwortete nicht. Herr Jenner fuhr fort “Als du im Gebäude warst, hast du Herrn Lafluer gesehen?”

Saki hatte begonnen, die Dinge zusammenzufügen. Der böse Junge hatte es gestohlen. Etwas war passiert und es war im Gras gelandet, wo sie es gefunden hatte. Jetzt waren sie beide im Büro des Direktors und er enträtselte die Teile. Die Frage war, was würden sie als Nächstes tun?

Direktor Jenner hatte recht, das war eine schreckliche Art seinen ersten Tag an der neuen Schule zu starten. Sie wusste, dass was immer sie sagen würde, es den Ton für den Rest ihres Schuljahres angeben würde. Saki war immer ein gutes Mädchen gewesen und es hatte nie funktioniert. Vielleicht war es Zeit für sie, etwas Neues auszuprobieren.

“Er kommt mir nicht bekannt vor.”

 “Er ist einer der Schüler aus deinem Stammklassenzimmer. Kommt er dir nicht von dort bekannt vor?”

“Ich bin neu”, sagte sie und hörte sich erschöpft an. “Wie können Sie mich fragen, ob er mir bekannt vorkommt? Ich weiß nicht, vielleicht. Es ist nur … alles ist zu viel.” Saki tat ihr Bestes, um Tränen zu produzieren. Als sie sich in ihren Augen bildeten, betrachtete sie es als das erfolgreichste, was sie den ganzen Tag gemacht hatte.

Sie lehnte sich nach vorne und stützte ihr Gesicht in ihre Hände. Sie hörte, wie Herr Jenner sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Ihre Tränen ließen ihn unbehaglich fühlen, während sie gleichzeitig den Jungen neben ihr munter ließen werden. Saki wusste, dass sie dies den ganzen Tag so weiter machen könnte. Wenn Herr Jenner sich jetzt unbehaglich fühlte, wollte sie sichergehen, dass sie ohne weitere Fragen gehen konnte.

Herr Jenner wand sich in seinem Stuhl noch ein wenig, bevor er sagte. “Ok ich lasse euch beide gehen. Aber das hier ist kein Spielzeug” betonte er und berührte das Medaillon. “Das ist auch Schuleigentum. Wenn dies also wieder verloren geht, dann gibt es zwei Menschen, die ich zuerst fragen werde. Und nächstes Mal wird es mit der Polizei sein. Habt ihr mich verstanden?”

Saki wischte sich die Augen, erleichtert darüber gehen zu können. “Ja, Sir.”

“Ja”, sagte Herr Lafluer und bot so wenig Kenntnisnahme wie möglich.

“Gut, ihr könnt gehen.”

Saki stand auf, stolz auf sich selbst. Der Junge neben ihr musste der gefährlichste Junge der Schule sein und jetzt schuldete er ihr einen Gefallen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Sie ging die Halle herunter, sie konnte ihn hinter sich hören. Sie fragte sich, was er wohl dachte. Würde er jetzt oder später auf sie zukommen? Wo könnte diese Freundschaft hinführen?.

Die Wahrheit war, er war schön. Vielleicht würde dieser kleine Vorfall ihn in ihren ersten Freund verwandeln.

Die Möglichkeiten waren endlos an diesem Punkt. Zum ersten Mal schaute ihr neues Leben toll aus.

Saki ging wieder zurück in die Klasse und beobachtete den Jungen, der einen Schritt hinter ihr folgte. Als sie nicht länger vom Verwaltungsgebäude gesehen werden konnten, drehte sie sich zu ihm um. Es war zu spät, er hatte sich bereits abgewandt.

Saki beobachtete ihn beim Laufen. Es war sexy. Es war langsam und gefährlich. Saki fragte sich, wie es wohl war, ihn zu küssen.

 

Saki verbrachte den Rest des Tages damit in der Hoffnung ihm wiederzubegegnen. Aber jede Unterrichtsstunde schien ewig zu dauern. In allen Stunden endete sie in der ersten Reihe und sprach mit niemanden.

Sie begann zu glauben, dass sie den ganzen Tag mit niemandem sprechen würde, als sie endlich ihr Schließfach gefunden hatte. Da sie ihre Bücher den ganzen Tag mit sich herumgeschleppt hatte, war sie froh über die Erleichterung. Sie leerte die Bücher aus ihrer Handtasche und schaute zu wie alle anderen den Raum verließen.

Sichtbar alleine, schaute Saki rechtzeitig hoch und sah ein bekanntes Gesicht eintreten. Es war das Mädchen aus ihrem Stammklassenzimmer, die neben dem bösen Jungen saß. Sie war sicher, das sie jetzt eine Gegenleistung erhalten würde. Aber als ein Mädchen nach dem anderen hereinkam, zweifelte sie daran.

 “Oh, wenn das nicht das neue Mädchen ist. Seht ihr die? Es ist das neue Mädchen”, sagte das wütende Mädchen spöttisch. Das wütende Mädchen stand Brust an Brust mit Saki. Sie war ein wenig kleiner als Saki, aber das schien sie nicht zu stoppen. “So neues Mädchen sag mal, wie hast du das Medaillon von Lane erhalten? Geklaut?”

“Was? Ich habe das Medaillon von niemandem geklaut. Ich habe es gefunden.”

“Ja klar. Also hast du es einfach vom Gras aufgehoben?”

Das Mädchen schob Saki zu den Schließfächern. Saki wusste nicht was los war. Sie war noch niemals in einen Streit außer mit ihren Geschwistern geraten. Aber noch wichtiger, sie hatte Lanes Hintern gerettet. Hatte sie das nicht bemerkt?

Ohne sie würde Lane ins Gefängnis gehen. Sie hatte ihm einen Gefallen getan.

“erzählst du mir jetzt wie du es genommen hast?” sagte das wütende Mädchen mit drei ihrer Freunde, die sich um sie herum gestellt hatten.

 “Ich habe gesagt, dass ich es gefunden habe” sagte Saki unsicher, was sie sonst sagen sollte.

“Du hast es gefunden ha? Ist es das?” sagte das Mädchen und schubste Sakis Hinterkopf an das Metallfach.

“Auu” sagte Saki panisch. Was sollte sie tun? Zurück schlagen? Es waren vier gegen eine. Sie konnte nicht mal gegen eine ihrer Schwester gewinnen und die waren zwei Jahre jünger, obwohl 50 Pfund schwerer. “Lass mich gehen!” schrie Saki.

Die anderen Mädchen, einige größere und andere kleiner als die erste, begannen alle gegen Saki zu schieben. Sie schloss ihre Augen und beugte ihren Kopf, um sich so klein wie möglich zu machen. Aber der Druck der Finger und Handflächen auf ihren Schultern, Brust und Kopf war unausweichlich.

Ihr Körper schwang von einer Seite zur anderen. Sie war in einem Alptraum. Ihr Herz raste und ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen, die Stöße und Stiche wurden härter. Sie werden mich zusammenschlagen, dachte sie, als sie langsam Richtung Boden glitt.

Als ihr Rücken gegen das Metall der Schließfächer schrammte, wurden die Stöße zu Schlägen. Sie begannen nicht schlimm. Sie waren mehr wie Kniffe, die sie daran erinnerten, das sie da waren. Als die Mädchen nicht das bekamen, wonach sie suchten, wurden die Schläge härter. Als der erste Schmerzstoß durch ihre Beine ging, wusste sie, das sie in großen Schwierigkeiten war.

“Hilfe” schrie Saki auf einem unfreundlichem Gelände.

In dem Moment wurden die Schläge noch schlimmer. Sie taten alle weh. Sie konnte sie nicht mehr zählen.

Sie hatten sich selbst zu einem Ball gerollt, schütze ihren Kopf mit ihren Händen und ihren Rücken mit dem Schließfach. Aber ihre Hüften und Waden wurden mit Schmerzstößen durchzogen, die sie nicht nur schwächten, sondern auch demütigten. Sie wollte weinen, aber sie hatte keine Zeit. Alles was sie tun konnte, war zu überleben und in dem Moment schien sogar das zu viel.

Die Schläge wurden mehr und mehr, bis sie endlich aufhörten. Das Geräusch harten Leders auf nacktem Beton ertönte durch den Raum. Es hörte sich an, als ob sie schnell davon gingen. War es vorbei, fragte sie sich. Hatte der Albtraum, der der erste Tag ihres restlichen Lebens war endlich ein Ende gefunden?

“Bist du ok?” fragte eine bekannte Stimme hinter den Schließfachtüren.

Saki hob den Kopf und öffnete ihre Augen. Sie war ein wenig benommen, aber sammelte sich, als eine Welle von Schmerz durch sie hindurch ging. Es war überwältigend.

Sie wollte so sehr weinen. Sie schaute über die geöffnete Tür, hoffend, dass es ein sympathisches Gesicht war. Sie hoffte, dass es jemand war, an dem sie ihren Kopf vergraben und weinen könnte. Sie wollte sich nur für einen Moment, für einen kleinen kleinen Moment in ihrem Leben sicher und umsorgt fühlen. Sie brauchte ein freundliches Gesicht. Aber als sie hoch sah, fand sie nur Herrn DeMarco, ihren Stammklassenzimmer Lehrer. Er hatte sie überhaupt erst in diese Lage gebracht.

Nein, Saki würde ihm nicht die Befriedigung geben zu wissen, dass er und seine gesamte Schule sie so schnell gebrochen hatten. Sie würde vor ihm nicht weinen. Sie würde es irgendwie durchstehen und akzeptieren, dass sie alleine war.

Sie musste sich selbst trösten. Niemand sonst kümmerte sich darum.

“Alles in Ordnung?” wiederholte Herr DeMarco.

Saki wollte nicht sprechen, vor Angst, dass wenn sie ihren Mund aufmachte eine Flut von Emotionen herausrutschte, sie hielt sich zurück. Stattdessen kämpfte sie sich auf ihre Füße.

Ihr Körper schrie vor Schmerz. Sie zuckte und bremste sich selber viele Male. Herr DeMarco machte keinen Schritt in ihre Richtung und sie erwartete das auch nicht. Als sie endlich stand, drehte sie sich zu ihrem Schließfach und erledigte ihre Dinge, anstatt zu antworten.

Sie nahm die Bücher aus ihrer Tasche und lagerte sie in dem leeren Schließfach. Sich zu bücken tat jedes Mal enorm weh und sie hoffte, dass Herr DeMarco endlich gegangen war. Er war jedoch nicht gegangen. Sie konnte immer noch seinen schweren Blick spüren.

Es war so beschämend, das neue Mädchen zusammengeschlagen im Schließfachraum am ersten Tag. Sie hasste diese Schule und sie hasste ihr Leben. Warum musste ihre Mutter ihr das antun? Warum konnte sie die Dinge mit ihrem Mann nicht einfach ruhen lassen? Er war kein guter Mann für einer von ihnen gewesen, aber zu mindestens war alles normal. Es war sicher. Saki hatte kein Risiko in einem Schließfachraum zusammengeschlagen zu werden von einer Gruppe schlimmer? Mädchen. Warum musste ihre Mutter alles ruinieren?

Saki wollte so gerne weinen. Ihre Augen brannten und ihre Kehle hatte dieses raue Gefühl, wie immer wenn sie dabei war in eine unkontrollierte Menge an Tränen auszubrechen. Aber sie würde nicht weinen. Sie war entschlossen. Sie gab die Kombination für das Schließfach ein, griff nach ihrer Tasche, schaute an Herrn DeMarco vorbei und betrat wieder den unfreundlichen Campus.

Saki schaute überall hin außer in die Gesichter der Kinder. Sie wusste nicht, wer wusste, was sie eben durchgemacht hatte, aber sie war sich sicher, dass einige es wussten. Sie konnte ihre wissenden Blicke nicht ertragen. So schaute sie stattdessen nach links aufs Gras.

Das Gras war üppig und grün und verbreitete sich über das gesamte offene Feld. Es war dasselbe Feld, dass sie gesehen hatte, als sie hereingefahren war und die Kinder liefen darauf herum. Sogar aus der Ferne konnte sie ihnen nicht in die Augen schauen, sie schaute also Richtung Gebäude, das vor ihr lag.

Das Gebäude erinnerte sie an die Armee Baracken, außer die Türen, die mit hellen Farben bestrichen waren. Wo sie ihre Chemiestunde hatte, war die Tür rot. Zwischen der und der anderen Türe waren klar herausstehende Betonblöcke, die wie weiße Teiler angemalt waren. Nach mehr Beton kam eine blaue Tür. Danach eine gelbe Tür und dann eine rote. Das war der Block.

Der Überhang darüber hatte eine gelbe Verkleidung und ein metallenes Aluminium Dach, das sich auf jedem Block wiederholte. Weiter vorne war der Weihnachtsbaum. Er war 6 m größer, als die Gebäude. Rechts auf dem anderen Berg gab es einen weiteren hohen Baum.

Versteckt hinter dem Baum lag ein weiteres Gebäude. Dieser hatte sonnen gebleichte Wände. Es war mehr wie eine Hütte. Sie erinnerte sich an dieses Gebäude, als sie ein Kind war. Es war eine Bäckerei, die von einem der Mönche geleitet wurde. Ihre Mutter hatte sie dorthin gebracht, um Süsses zu kaufen. Es war eine der guten Erinnerungen, die sie an diesen Ort hatte.

Als Saki nach vorne schaute, fand sie sich selbst im Verwaltungsgebäude wieder, neben dem großen Kreuz stehend. Wie geeignet fand sie, nach dem sie für nichts zusammengeschlagen wurde. Sie legte ihre Tasche auf die leeren Bänke die das Kreuz umgaben und setzte sich. Hier sollte sie warten, bis sie abgeholt wurde. Sie versuchte an nichts zu denken, als sie da saß aber eine Flut von Gedanken brach über sie hinein.

 

 

Kapitel 2

 

Saki lag auf der Seite mit ihrem Kopf gegen die Wand gelehnt. Die Drehung ihres Körpers gab einiges vom Schmerz frei. Sie war so froh, dass sie für dieses Zimmer gekämpft hatte. Mit drei Zimmern im Haus, war Saki eigentlich die Ausziehcouch im Wohnzimmer versprochen wurden.

Ihre Mutter hatte ihr zwei Dinge versprochen: eine bequeme Ausziehcouch für Saki und Handys für jedes Kind. Sie hatten immer noch keine Handys und Saki dachte, das die Couch die sie jetzt hatten die einzige war, die sie jemals haben würden. Da ihre Mutter dachte, dass Saki nur noch ein weiteres Jahr da sein würde, bevor sie aufs College ging, dachte sie, dass die Zwillinge ihre eigenen Zimmer bekommen sollten. Sie schien nicht zu verstehen, warum Saki Einwände hatte.

Saki konnte das nicht zulassen. Es war schlimm genug, dass sie auf diese Insel zurück musste, sie konnte ihr gebrochenes Herz und Enttäuschung nicht für sie zur Schau stellen, damit sie diese beurteilten.

Jetzt leckte sie ihre Wunden, sie dachte darüber nach, was sie so stark bekämpft hatte, um es zu verdrängen: den Kampf, die Isolation, weggerissen von ihren Freunden und an einen Ort gebracht, wo sie sich nie wohl fühlte. Das Gewicht davon brach auf sie ein und der Druck nahm ihr den Atem. Ihr Hals wurde wieder rau. Die Tränen, die sie so erfolgreich zurückgehalten hatte, kamen jetzt durch. Ihre Nase lief und ihr Gesicht begann zu kribbeln, ihre Brust wurde schwer, und eine Flut von Tränen kam heraus. Es tat alles so weh. Das ganze Leben tat weh.

Ohne Warnung flog die Zimmertür auf. Da sie mit dem Rücken zur Tür lag, kämpfte sie, um sich zu kontrollieren. Wer immer es auch war, sie wusste dass sie keine Schwäche zeigen wollte. Sie würden es gegen sie benutzen, auf irgendeine Art. Da war sie sich sicher.

“Hey Saki, ist da ein süßer blonder Junge in deiner Klasse?” fragte Tweedledum. “Eines der Mädchen in meiner Klasse hat mir erzählt, dass er ein Senior ist und er ist so süß”, sagte sie und betonte das letzte Wort.

Saki lernte zwei Dinge aus dieser Frage. Erstens, ihre Schwester hatte offensichtlich einen besseren ersten Tag als sie gehabt. Sie hatte eine neue Freundin gefunden und hatte freundliche Gespräche, die sich auf Gehaltlosigkeiten wie Jungen bezogen.

Das zweite war, das ihre Schwestern nichts davon gehört hatten, dass sie im Schließfachraum attackiert worden war. Wenn sie es nicht wussten, dann hatte Saki immer noch eine Chance ihren Stolz vor ihrer Familie zu erhalten.

“Raus!” schrie Saki in einer Stimme, der man nicht anhörte, dass sie geweint hatte. “Oder geh weiter, wenn du durch gehst. Hast du nicht gesehen, dass meine Tür geschlossen war? Raus aus meinem Zimmer!”

Die Stille gab keinen Hinweis auf Tweedledums Absicht. Saki lauschte, nutze die Zeit sich selbst zu sammeln und ihre Tränen wegzuwischen.

Saki wusste, wenn ihre Schwester nicht ging, konnte sie sie immer noch herausbekommen ohne ihr tränen überströmtes Gesicht zu zeigen. Sie konnte ihre Schwester keine Gelegenheit geben, sich auf sie zu konzentrieren. Es musste alles in einer Bewegung passieren. Als ein weiterer Moment vorbeiging ohne das etwas geschah, warf Saki sich vom Bett, ignorierte die Schmerzen, drehte sich zu ihrer Schwester und ging auf sie los wie ein Bulle.

 “Raus aus meinem Zimmer!”, schrie Saki, bevor sie ihr gesamtes Gewicht gegen ihre Schwester warf. Ihre Schwester bewegte sich trotzdem nicht. Sie stand da, hielt sich am Türrahmen fest und erlaubte Saki es nicht sie ins Wohnzimmer zu schubsen. “Geh raus! Geh Raus!” Saki nutze ihr volles Gewicht, um ihre Schwester zu bewegen, aber sie rührte sich nicht.

 “Mama! Saki schlägt mich!”, schrie ihre Schwester.

“Mama, sag ihr sie soll aus meinem Zimmer gehen!” schrie Saki als Antwort.

Die beiden kämpften, Saki war unfähig auch nur einen Zentimeter zu gewinnen. Sie hörte trotzdem nicht auf. Ihre Privatsphäre aufrecht zu erhalten, war viel zu wichtig für sie. Ihre Schwester musste raus. Sie brauchte ihren Platz, einen Ort, an dem sie sich nicht darum kümmern musste, was andere sagen würden. Sie konnte nicht aufhören ihre Schwester herauszudrängen.

“Mama!” schrie ihre Schwester wieder. Dieses Mal gefolgt von einem über den Holzboden Geschlurfe und eines Schubs, das beide Mädchen in das Zimmer brachte .

“Lass deine Schwester los. Lass deine Schwester los” hörte Saki, bevor eine fleischige Kralle ihren Arm griff und sie zur Seite zog. “Was habe ich dir darüber gesagt, seine Schwester zu hauen?”

“Ich habe sie nicht gehauen. Sie war in meinem Zimmer.”

“Und was hast du gemacht, als sie hereinkam?”

“Ich habe versucht sie hinaus zu bekommen. Die blöde Kuh …”

Dann fühlte Saki einen blinden Schmerz in ihren Augen. Sie schwankte benommen. Sie war sprachlos. Sie wusste nicht, was passiert war. Sie fokussierte ihre tränenden Augen und fand das ernste Gesicht ihrer Mutter das sie anschaute. Ohne Warnung sah sie, wie die Hand ihrer Mutter ausholte und sie zum zweiten Mal ins Gesicht schlug.