WAS DER MILLIONÄR WILL

Wie man einem Milliardär gefällt

 

Annie spähte durch die Schatten des grandiosesten Penthouses, dass sie sich je hätte vorstellen können. Das hier war in den letzten drei Monaten ihr Zuhause gewesen und ohne nennenswerte Vorwarnungen ihres Vermittlers, Jarvis, sollte sie gleich ihren Wohltäter das erste mal treffen.

Annie hatte sich Zeit gelassen um ihre neue Stellung zu überdenken. Jarvis hatte den Job als Begleitung bezeichnet. Er hatte seinen Auftraggeber als reichen Mann beschrieben, der so viel unterwegs war, dass er sich keine feste Freundin leisten konnte. Allerdings hatte er Gefallen an der Gesellschaft junger Frauen. Mit einer Aufwandsentschädigung in Form eines Stipendiums, eines Gehalts und einer extravaganten Unterkunft, würde die Arbeit keinen Sex erfordern und das Arbeitsverhältnis würde so lange dauern, wie beide Parteien es wünschten. Nachdem sie ein paar andere Mädchen angerufen hatte, die für ihren Wohltäter arbeiteten, konnte sie die Gelegenheit nicht ausschlagen.

Eine Sache wollte Annie allerdings wissen, bevor sie das Angebot annahm, sie wollte wissen ‘warum sie’? Annie war kein Sexsymbol. Sie hielt sich selbst nicht einmal für so schön und elegant gekleidet, wie die anderen Frauen in dem Restaurant, in dem sie sich trafen. Annie dachte über sich, sie sei “schön genug”, aber nicht wirklich, dass sie derartige Aufmerksamkeit verdient hätte.

Annie hielt sich für ein cleveres Mädchen, die es durch das College geschafft hatte, und für ein Mädchen, das hart arbeitete. Aber die Vorstellung, dass sie besonders genug war, um dafür bezahlt zu werden, einen reichen Mann zum Abendessen zu begleiten, gab ihr ein Gefühl besonders zu sein, wie sie es zuvor noch nie gehabt hatte. Weil sie sich so geschmeichelt fühlte, nahm sie schließlich den Job an. ‘Vielleicht bin ich wieder naiv,’ dachte sie, ‘aber was kann da schon schlimmes passieren?’

Annie war auf die Wirkung nicht vorbereitet, die eine fünfstelliges Budget für Kleidung und ein Gourmetkoch auf sie haben würde. Sie tanzte und wirbelte in ihren neuen Kleidern durch die Zimmer ihres im viktorianischen Stil gehaltenen Penthouses, was wiederum ihre Fantasie beflügelte. Sie merkte, dass es ihr sehr leicht fiel, sich in einen Mann zu verlieben, der ihr solche Freuden ermöglichte, auch wenn sie nichts über ihn wusste. Ihr Leben war bis zu dem Moment, als Jarvis in dem Restaurant auf sie zu kam, wirklich hart gewesen, sodass aus ihrer Dankbarkeit schnell mehr wurde. Während sie um den nackten Marmorcherub ging, der das schwarzweiß geflieste Wohnzimmer bewachte, hielt Annie die Luft an und hoffte, dass ihr Wohltäter ihren Fantasien gerecht werden würde.

Als sie die dunklen Ecken des kaum beleuchteten Raumes absuchte, fand sie niemanden. Sie wusste, er war hier, da sie ihn hineinkommen gehört hatte, aber während sie versuchte ihr heftig klopfendes Herz zu beruhigen, hatte sie keine Ahnung, wo er sein könnte.

Ihre ganzen Fragen wurden allerdings beantwortet, als Annie an dem einen Ort nachschaute, den sie sonst immer vermied. Ihr Penthouse hatte einen so großen Balkon, wie kein anderer Ort, den sie je besucht hatte. 25 Stockwerke über der Erde und Annie blieb der Atem weg, als ihr klar wurde, dass der Balkon lediglich ein hüfthohes Geländer hatte, das sie vom Hinunterfallen bewahrte. Als sie am ersten Tag hinaus schaute, war ihr zwar klar, dass die Vorstellung irrational war, aber sie musste sich ausmalen, wie eine starke Windbö sie packte und in den Tod stürzte. Nur das niedrige Geländer konnte sie halten, das hieß, schon auf den großen Balkon des Penthouses hinaus zu gehen, konnte ihr Tod sein.

Annie dachte darüber nach, was für ein Glück sie hatte, der Mann, den sie so leicht lieben konnte, würde auf dem Balkon stehen, nach vorne gebeugt, die Aussicht genießend. Sie wollte zu ihm gehen, aber die Vorstellung, auf die andere Seite der  offenen Glasschiebetür zu gehen, verursachte ein Stich in ihrem Herzen.

Sie ging langsam auf den Durchgang zu und sah hinaus zu dem Mann. Sie sah nur seinen Rücken und entdeckte ein paar graue Strähnen in seiner dicken schwarzen Mähne. Die Art, wie sich sein seidenes Oberhemd über seinen Rücken spannte, verriet ihr, dass er trainiert sein musste. Er sah dermaßen entspannt aus, wie er dort stand, dass sie noch etwas anderes über ihn wusste; er war selbstbewusst. Sie wusste, sofern er nicht der hässlichste Mann war, den sie je gesehen hatte, würde ihr Herz ihm gehören.

Annie lenkte ihre Aufmerksamkeit schnell auf sich selbst, als sie spürte, wie schnell sie ihm verfallen konnte. Sie trug eines ihrer neuen Kleider, aber nicht eins der aufreizendsten. Es war nicht ihre Art sich sexy zu kleiden, aber auf einmal fühlte sie sich in ihrem fröhlichen Sommerkleid wie ein 25 Jahre altes Kind und überlegte, ob sie noch genug Zeit hatte, sich umzuziehen. Als sie sah, wie er sich umdrehte und sie ansah, wusste sie, dass sie nicht genug Zeit hatte. Annie erstarrte.

“Du bist Annie,” sagte die volle sonore Stimme mit einem leichten europäischem Akzent. Annie konnte nicht sagen, woher er kam, aber sie fand den Akzent verführerisch. “Bitte, komm zu mir.”

Annie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte zu ihm gehen. Seine markanten Gesichtszüge und die spiegelnden hellen Augen zogen sie an. Aber die fünf Meter, die sie zurück legen musste, um zu ihm zu kommen, ließen ihre Knie weich werden. Sie wollte einen Schritt nach vorne machen und genauso sehr wollte sie wegrennen. Sie blieb stehen. Unbedingt wollte sie dem Mann gefallen, der ihr das schönste Erlebnis ihres Lebens ermöglicht hatte, ihre Augen füllten sich mit Tränen.

“Ich habe dich beobachtet,” fuhr der Mann fort. “Du kommst nie raus auf den Balkon. Macht er dir Angst?”

‘Du beobachtest mich?’ wiederholte sie in Gedanken. Das holte sie aus ihrem inneren Widerstreit. “Was meinen sie?” fragte Annie.

“Du bist nie weiter gegangen, als bis zu dem Punkt, an dem du jetzt stehst. Nie weiter. Warum?”

“Es ist sehr hoch. Ich habe Angst, dass es eine starke Windbö geben könnte, die…” sie konnte den Satz nicht beenden.

“Sag mir, hast du viel Angst?”

‘Nein,’ dachte Annie. Sie wollte nicht, dass ihr Wohltäter so von ihr dachte. Die Angst vor dem Balkon war irrational, das wusste sie. Sie konnte sehen, dass die Haare ihres Wohltäters sich nicht einmal im Wind bewegten. Sie wusste, dass sie vollkommen sicher war und doch rührte sie sich nicht. “Nein, habe ich nicht,” erklärte sie schließlich.

“Das ist gut, denn ich brauche keine ängstliche Gesellschaft.”

‘Gesellschaft,’ dachte sie. ‘Ist es das, was ich bin? Das kann ich,’ versicherte sie sich selbst. “Ich habe keine Angst.”

“Dann komm raus. Zeig mir, wie mutig du bist.”

Annie wusste, was sie tun musste. Der Einsatz war jetzt höher, als nur ihre Anstellung oder die Liebe dieses Fremden. Jetzt ging es um sie selbst. Würde sie zulassen, dass ihre Angst ihre Möglichkeiten im Leben einschränkte? Das würde sie nicht. Sie konzentrierte sich so scharf es ging auf ihre Beine und zwang sie, sich zu bewegen. Als sie zum ersten mal den rauen Stein unter ihren Füßen spürte, durchlief sie ein Schauer von Aufregung.

Annies Geist schwamm, als sie die Veranda überquerte. Sie ließ ihren Blick keinen Moment von den Augen des Mannes, der angenehm zurück blickte. Sein Gesicht hatte einen zufriedenen Ausdruck und die bloße Andeutung von Anerkennung brachte ihren Körper zum Beben.

Sie hielt vor dem großen Mann an und schaute zu ihm hoch. Er sah fit aus und roch nach Zitronen und dem Meer. Er roch so gut, dass man ihn aufessen wollte.

“Gut,” sagte er mit geschlossenen Lippen lächelnd. “Jetzt schau nach draußen.”

Der Mann machte einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf das beleuchtete nächtliche Stadtpanorama frei. Sie hatte noch nie in diese Richtung geschaut und Annie fand die Aussicht atemberaubend. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie schön die Stadt sein konnte. Die Brücken, die den Hafen überquerten, waren mit tausenden funkelnden Lichtern beleuchtet, als wäre es Weihnachten. Der Anblick war atemberaubend.

“Tritt vor,” befahl er und Annie gehorchte sofort.

Annie machte ein paar Schritte auf die Kante zu, lehnte sich dann über sie und klammerte sich an das Geländer. Sie atmete die Aussicht und die kühle Nachtluft ein und realisierte, wie dumm ihre Angst gewesen war. Sie war in Sicherheit. Und wenn ihr Wohltäter nicht gewesen wäre, hätte sie diese Erfahrung nie gemacht.

“Ist es nicht wunderschön?” raunte seine volle Stimme.

“Ja. Ich glaube nicht, dass ich schon einmal etwas so Wunderbares gesehen habe.”

Annie blickte weiter hinaus, als sie die warme Hand des Mannes an ihrem Bein spürte. Er stand hinter ihr und erforschte ihren Körper und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie erstarrte, wie sie vorher im Türrahmen erstarrt war und folgte seiner Berührung, die sich in fünf Fingerspitzen aufteilte, welche noch weiter gingen und sie zwischen ihren Beinen massierten.

Annie wurde rot, als sie ihre Gefühle erforschte. Kein Mann hatte sie dort berührt, seit ihr seltsamer sechzehnjähriger Freund aus Versehen ihre Jungfräulichkeit genommen hatte. Sie hatte damals gar nicht Sex mit ihm haben wollen, aber in dem Durcheinander von Fingern und Berührungen hatte sie ihre Unschuld verloren und nachdem sie sie verloren hatte, bereute sie jeden Augenblick davon.

Die Berührung dieses Mannes war jedoch überhaupt nicht, wie die des Sechzehnjährigen. Dieser hier schien zu wissen, was er tat. Es war, als würde er einen Akkord anschlagen, der tief in ihren Unterleib führte. Und mit jeder gezupften Saite, verfiel sie mehr seinem Zauber.

Als die großen Hände des Mannes die feine Baumwolle ihrer Unterhose berührte, konnte Annie kaum noch atmen. Um Atem ringend rutschten ihr ein paar Worte aus dem Mund: “Mir wurde gesagt, dass Sex nicht erforderlich ist.”

“Sex ist nicht erforderlich,” antwortete er locker. “Du kannst gehen, wenn du willst.”

Auch wenn er mit seinen Worten erlaubte zu gehen, seine Hände sagten etwas anderes. Seine Finger, die sie zärtlich erforschten, verlangten, dass sie blieb. Ehe sie es sich versah, wiegte sich ihr Becken unter seiner Berührung wie ein Gebäude, das im Wind wankte. Als dann seine Finger ihr angeschwollenen Kitzler fanden, gab Annie nach.

Annie schluckte während ihr Kopf von einer Seite zur anderen schwang. Sie fühlte wieder, wie ihr Bewusstsein davon schwamm und sie sich in seinen wellenförmigen reibenden Bewegungen verlor. Sie wusste nicht, was sie lostreten würde, wenn sie sich in unter seinen Händen gehen ließ, aber da sie sich nicht bewegen konnte, wusste sie, dass sie nicht anders konnte, als es herauszufinden.

Annies Zähne klapperten, als ein heftiges Gefühl sich seinen Weg zu ihrem Schritt bahnte. Normalerweise berührte sie sich selbst nicht und jetzt, von Lust ergriffen, war sie unvorbereitet. Sie wollte schreien, konnte aber nicht. Sie wollte zu Boden sinken, aber konnte nicht. Sie konnte nur zittern und beben, während die Lust, die er ihr bereitete, ihre Gedanken überwältigte. Wie in einem Wachtraum, überkam sie eine Flutwelle von Emotionen und Bildern, die hinter ihren Augenlidern in schimmernden roten und rosaroten Tönen tanzten. Sie hatte sich noch nie so lebendig gefühlt und als ihr Schoß begann zu pulsieren, zuckte und entspannte sich jeder Muskel in ihrem Körper vor Lust.

Der Mann zeigte Gnade und hörte mit den Bewegungen auf. Annies Geist entspannte sich. Die Explosion ließ nach und ihre Blütenlippen und die zarte Knospe waren fast zu empfindlich geworden für weiter Berührungen. Jetzt war sie erschöpft und die tiefe Spalte zwischen seinen großen Fingern umschloss angenehm ihre Bohne. Sie wollte, dass er sich nie mehr bewegte. Sie wollte nie mehr fort von ihm. Sie gehörte jetzt ihm und er sollte mir ihr machen, was er wollte. Aber das dachte sie nur, weil sie nicht wusste, was er alles noch in seinem Kopf hatte.

Ohne auch nur Ansatzweise den Moment so zu würdigen wie Annie, ließ der Mann von ihrem feuchten Gebüsch ab und ging zurück in Richtung Wohnzimmer.

“Gut gemacht. Ich komme wieder.”

Annie war nicht sicher was sie tun sollte, also bewegte sie sich nicht. Sie war nicht einmal sicher, ob sie sich bewegen könnte, wenn sie es versuchen würde. Betrunken von dem Mix aus Aufregung und orgasmischer Lust schwankte sie in der Brise hin und her. Als sie ihn nicht unmittelbar zurück kommen fühlte, öffnete Annie ihre Augen und sah wieder auf das Stadtpanorama hinaus. Es war schön und jetzt schienen die nächtlichen Lichter noch mehr zu leuchten.

Ganz hinten in ihrem Bewusstsein war ihr klar, dass die Erfahrungen ihres behüteten Lebens sie nicht darauf vorbereitet hatten, dem Willen eines so verführerischen Mannes zu widerstehen. Und von den lustvollen Erlebnissen dieser Nacht überschwemmt, dachte sie auch nicht, dass das etwas ausmachte. Alles was für sie in diesem Moment wichtig erschien, war solche Lust wieder zu erleben. Die Vorstellung, so etwas nie wieder zu erleben, war mehr, als sie ertragen konnte.

 

Vier Monate zuvor hätte sich Annie so etwas niemals vorstellen können. Sie war nie die Art von Mädchen gewesen, denen die Jungs hinterher liefen und den einsamen festen Freund mit Sechzehn hatte sie sich nur durch einen glücklichen Zufall geangelt. Nach ihrem versehentlichen sexuellen Unfall hatte sich Annie sofort getrennt und in ihre Schulaufgaben gestürzt.

Nach ihrem Highschool-Abschluss war ihr klar gewesen, dass ihre alleinerziehende Mutter ihr das College nicht finanzieren konnte. Also suchte sie sich einen Job und arbeite sich so durch. Sie machte ihren Abschluss in vier Jahren, während sie gleichzeitig 40 Stunden die Woche arbeitete. Sie erhöhte ihre Stundenanzahl sogar auf 60, um die Schulgebühr ihres kleinen Bruders zahlen zu können, dessen Schule noch teurer war, als ihre eigene.

Das hatte Annie nicht viel Zeit für soziale Kontakte gelassen. Sie stand auf, ging zur Arbeit und kam dann nach Hause um zu schlafen. Damals hatte ihr das aber nichts ausgemacht. Erst als ihr Bruder seinen Abschluss machte, fing sie an sich umzusehen und verstand, was sie alles aufgegeben hatte. Mit 25 hatte sie keine Freunde und keine sozialen Kompetenzen. Als sie keinen Grund mehr hatte mit ihrer Ich-arbeite-den-ganzen-Tag-durch Hölle weiter zu machen, wurde ihr auch klar, dass ihr Leben kein Ziel hatte.

Um ihre neue bitter-süße finanzielle Freiheit zu feiern erlaubte sie sich das erste mal in ihrem Leben etwas Luxus. Von der Last ihrer Seminare befreit, machte sie sich schick und suchte das teuerste Restaurant der Stadt heraus. Während sie dort allein saß, hatte Jarvis sie angesprochen.

Jarvis war ein vornehm aussehender älterer Gentleman. Annie empfand sein Verhalten als angenehm ruhig und vertrauenerweckend. Er wirkte irgendwie professionell und vermutlich wegen seiner grauen Haare fühlte sie sich in seiner Gesellschaft wohl.

“Essen sie alleine?” fragte Jarvis in einem eleganten Tonfall.

“Oh,” entfuhr es ihr, überrascht, dass jemand wie er mit ihr reden wollte. “Ja, ich bin heute alleine,” sagte sie und wurde rot. Sie ging davon aus, dass er sich zu ihr setzen würde, als wären sie in einer Bar und nicht in einem feinen Restaurant.

“Ich hoffe es stört sie nicht, wenn ich das frage, aber sind sie ein Modell?”

“Ein Modell? Himmel, nein,” antwortete Annie geschmeichelt, dass er überhaupt so tun konnte, als wäre das möglich.

Jarvis sah sie nach ihrer Antwort erstaunt an. “Bestimmt wurden sie das schon öfter gefragt?”

“Danke, aber nein. Ich fürchte, das war das erste mal.”

Jarvis schaute sie weiter neugierig an. “Darf ich mich setzen?”

Annie, die diese Nacht als das größte Abenteuer ihres Lebens betrachtete, entschied, dass seine Gesellschaft den Abend noch aufregender machen würde. “Sicher,” sagte sie errötend.

“Die wirken wie eine sehr charmante junge Dame.”

“Sie auch,” versuchte sie und begann eine Affäre mit einem älteren Mann in Erwägung zu ziehen.

“Das ist sehr freundlich. Aber eigentlich vertrete ich einen sehr wohlhabenden Mann.”

“Ja,” räumte sie ein und war irritiert, wo die Unterhaltung hinführen würde.

“Er reist viel und auch wenn er sehr beschäftigt ist, mag er die Gesellschaft zauberhafter junger Frauen wie ihnen. Bevor sie etwas falsches denken, möchte ich betonen, dass ich damit nicht auf Sex anspielen möchte. Mein Auftraggeber ist einfach ein großzügiger Mann, der nicht alleine zu Abend essen möchte, wenn er in der Stadt ist.”

Annie schaute Jarvis ängstlich an. “Es tut mir leid, ich weiß nicht, für wen sie mich halten, aber so ein Mädchen bin ich nicht.”

“Bitte fühlen sie sich nicht beleidigt. Ich halte sie lediglich für eine Frau, die trotz ihrer Schönheit lieber alleine zu Abend isst. Mein Auftraggeber ist ein interessanter, erfolgreicher Gentleman, der lieber nicht alleine zu Abend isst. Es scheint mir, als hätten sie beide etwas gemeinsam.

Und bitte, verstehen sie mich nicht falsch. Sie wären nicht die einzige charmante junge Dame, mit der er ein solches Arrangement hat.”

“Was meinen sie?”

“Mein Auftraggeber beschäftigt noch drei andere junge Frauen hier in der Stadt. Wenn sie möchten, geben ich ihnen ihre Telefonnummern und sie können sie fragen, wie ihre Erfahrungen waren. Natürlich würden sie auch gut für ihre Zeit entschädigt werden.”

Annie ließ sich nicht so einfach von Geld überzeugen, aber die Vorstellung, dass jemand sie dafür bezahlen würde, damit sie mit ihm zu Abend aß, nachdem sie so lange ums blanke Überleben kämpfen musste, war verlockend. Es gab ihr das Gefühl, etwas besonderes zu sein, so wie Jacqueline Kennedy oder Prinzessin Diana.

“Wie sähe die Entlohnung aus?”

“Sie würden ein Penthouse Apartment als Wohnung bekommen, ein großzügiges monatliches Gehalt und ein mehr als angemessenes wöchentliches Budget, für das sie ihre Garderobe für die Abendessen mit ihrem Auftraggeber erweitern sollten.”

“Und das alles ohne Sex mit ihm zu haben? Meine Mutter sagte immer, wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das normalerweise auch.”

“Das sind weise Worte, deswegen werde ich, wenn es ihnen nichts ausmacht, meine Karte geben und die Nummern der anderen jungen Damen. Ich rate ihnen, sie anzurufen und das Angebot zu bedenken. Sie scheinen eine besonnene junge Dame zu sein. Ich bin sicher, sie werden die richtige Entscheidung für sich selbst treffen. Um ihrer selbst willen hoffe ich persönlich, dass sie annehmen werden. Das Angebot meines Auftraggebers ist eine Chance, die man nur einmal im Leben hat. Ich bin sicher, mein Auftraggeber würde sie sehr mögen. Ich hoffe, sie ziehen das Angebot in Erwägung.”

Jarvis zog eine Karte aus seiner Tasche und reichte sie Annie. Annie sah sie an, als er aufstand.

“Ich bedanke mich für ihre Zeit und ich werde selbstverständlich ihr Abendessen bezahlen.”

Annie wurde wieder rot. “Nein, das brauchen sie wirklich nicht.”

“Bitte, ich bestehe darauf. Ich wünsche einen guten Abend.”

Und damit war Jarvis weg.

Annie saß da und starrte auf die Karte. Sie wusste nicht, was sie darüber denken sollte, was gerade passiert war. Doch als die Bedienung sie darüber informierte, dass nicht nur ihr Essen bezahlt worden war, sondern auch noch ein Fahrer auf sie wartete, um sie nach hause zu bringen, musste sie bei der Vorstellung, was eventuell noch kommen könnte, kichern.

Da sie selbst kein Auto hatte, akzeptierte Annie die Fahrt mit der Limousine nachhause. Am nächsten Morgen rief sie bei allen Nummern auf der Rückseite von Jarvis Karte an. Alle Mädchen klangen blond und hübsch; mit anderen Worten, sie klangen nicht besonders schlau. Trotz der vielen Arbeitsstunden hatte sie es  geschafft als Klassenbeste den Abschluss in Wirtschaft zu machen. Nur, weil sie sehr schnell Arbeit finden musste, um die Schulgebühr für ihren Bruder zahlen zu können, war sie als Verkäuferin in einer Zoohandlung gelandet.

“Würde mich der reiche Mann noch immer als bezahlte Essensbegleitung wollen, wenn er wüsste, dass ich kein hübsches Dummchen bin?” fragte sie sich. ‘Vermutlich nicht,’ entschied sie.

Eine Sache, die Annie ungewöhnlich fand, nachdem sie alle Mädchen befragt hatte, war, dass keine von ihnen ihn je getroffen hatte. Eine war schon seit sechs Monaten bei ihm angestellt, bekam ein Gehalt und Spesen, lebte in einem Penthouse und war nicht einmal mit ihm ausgegangen. Wenn sie also für diesen exzentrischen Mann arbeitete, dachte Annie, wie lange könnte sie dann das Gehalt kassieren, bevor er ihre Intelligenz entdeckte? Wie dick wäre das finanzielle Polster, das sie ansammeln könnte, und würde es ihr erlauben, in Ruhe eine richtige Arbeit zu finden, nachdem Jarvis Job zu Ende wäre?

“Ich muss das annehmen,” entschied sie schließlich. “Ich kann das nicht sausen lassen.”

Jarvis war sowohl überrascht als auch begeistert, als er Annies Anruf bekam. Sie war nicht sicher, warum. Als sie dann den Schlüssel zu ihrer Penthouse Wohnung bekam und herum geführt wurde, konnte sie ihren Augen nicht glauben. Sie war zuvor noch nie an so einem Ort gewesen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass solcher Luxus im wirklichen Leben existierte. Sie fühlte sich in der ersten Nacht wie ein Hochstapler, als sie um die teuren Gegenstände herum lief. Aber nach drei Monaten ohne selbst zu kochen und Zeit zum Abschalten, fühlte sie sich einfach, wie die glücklichste Prinzessin der Welt.

 

Annies erste Begegnung mit ihrem Wohltäter war nicht ganz so wie erwartet gelaufen. Er hatte die Erscheinung eines gut aussehenden Prinzen, aber da war noch mehr an ihm, als das. Er war bestimmend und fordernd. Annie glaubte nicht, dass er gefährlich war, aber er war viel unverschämter maskulin, als sie gedacht hätte. Er strahlte eine Stärke aus, die ihr das Gefühl gab, ihm folgen zu wollen. Und sogar während ihres kurzen Zusammentreffens hatte sie gespürt, wie ihr Wille seinem nachgab.

Annie konnte in der Nacht nachdem sie ihren Prinz getroffen hatte kaum schlafen. Sie musste ständig daran denken, wie er sie berührt hatte und ihr mehr das Gefühl gegeben hatte eine Frau zu sein, als jemals zuvor. Sie fragte sich, ob er wirklich wieder kommen würde und woher er wusste, dass sie nie raus auf den Balkon ging.

‘Hat Jarvis es ihm gesagt?’ fragte sie sich. ‘Wenn ja, woher wusste er es? Werde ich beobachtet?’

Obwohl sie nach ihrem ersten Anruf nicht mehr angerufen hatte, dachte Annie an die anderen Begleiterinnen. ‘Hat er sie auch besucht?’ fragte sie sich. ‘Würden sie mir es sagen, falls ja? Würden sie es verraten, wenn er das gleiche mit ihnen gemacht hat?’

Sobald die Sonne aufgegangen war, entschied Annie, dass sie es herausfinden musste. Also, noch schlapp von der schlaflosen Nacht, wartete sie noch bis 9 Uhr und machte dann den ersten Anruf. Von ihrem eigenen Lebenswandel der letzten Zeit wusste sie, dass 9 Uhr sehr früh am Morgen war. Sie rechtfertigte sich vor sich selbst, dass es ja ein Warnanruf war, für den Fall, dass sie die erste war, die ihr Wohltäter besucht hatte. Sie griff sich die Karte und wählte.

Annie rief zuerst Candy an, welche de facto die Anführerin ihrer Gruppe war. Sie war schon am längsten angestellt und von den vorigen Anrufen wusste sie, dass die anderen Mädchen auf ihre Erfahrung hörten.

“Hat er dich auch besucht?” antwortete Candy, bevor Annie ein Wort gesagt hatte.

“Hat er,” erwiderte Annie zögernd.

“Es tut mir so leid,” sagte Candy.

Annie war verwirrt. War seine sexuelle Berührung etwas Schlechtes? Hatte er mit den anderen Mädchen etwas schlimmeres gemacht? War das, was Annie erlebt hatte, der Anfang von vielen schrecklichen Dingen, die noch kommen würden? “Wieso? Was hat er mit den anderen Mädchen gemacht?” fragte Annie.

“Er hat sie entlassen. Hat er das mit dir nicht auch gemacht?”

“Nein.”

“Was hat er dann gemacht?”

“Er hat mich berührt.”

“Wie denn?”

“Du weißt schon, zwischen meinen Schenkeln?”

“Hattest du Sex mit ihm?”

“Nein!” protestierte Annie.

“Hm. Naja, wie es aussieht hat er die anderen Mädchen alle entlassen. Aber die anderen hat er auch nicht befingert. Vielleicht entlässt er dich ja nicht.”

Annie wusste nicht, was sie denken sollte. War ihre Stelle in Gefahr? Hatte er versprochen wieder zu kommen, um sie dann auch zu feuern? Wollte sie die Stelle überhaupt noch? ‘Ja,’ entschied sie. Wollte sie.

“Was muss ich machen, um die Stelle zu behalten?” fragte Annie Candy nach einer Möglichkeit suchend, wie sie das Wohlwollen ihres Wohltäters wiedererlangen konnte.

“Naja, gib ihm einfach alles, was er verlangt.”

‘Ihm alles geben, was er verlangt?’ wiederholte Annie in ihrem Geist. ‘Nein, das kann ich nicht. Kein Geld der Welt ist das wert. Ich habe ohne sein Geld gelebt, bevor ich ihn getroffen habe und die Stelle war auch nicht für die Ewigkeit gedacht. Außerdem wurde mir versichert, dass Sex nicht gefordert war. So ein Mädchen bin ich nicht.’

Annie beendete das Gespräch danach ziemlich schnell. Candy war ein nettes Mädchen, dachte Annie. ‘Sie hat ein gutes Herz, aber sie hat auch weniger Optionen als ich. Deswegen habe ich soviel für meinen Abschluss geopfert, damit ich nicht so einen Job machen muss. Ich brauche ihn nicht, wenn es sein muss. Vielleicht, wenn Sex nicht notwendig ist, aber sonst nicht.’

Während sie langsam im Penthouse herumlief, ließ sich Annie an diesem Tag viel Zeit mit dem Anziehen. Sie war nicht sicher, was sie tragen sollte. Nach allem, was Candy gesagt hatte, ging sie davon aus, dass ihr Arbeitgeber wiederkommen würde. Aber sie wusste nicht, ob sie sich wie eine Frau anziehen sollte, die gefeuert werden wollte, oder wie eine, die für ihre Stelle kämpfte. Ihr war klar, dass sie, wenn sie kämpfen wollte, etwas aufreizendes anziehen müsste.

‘Warum denke ich überhaupt darüber nach?’ fragte sie sich selbst. ‘Wenn ich etwas aufreizenderes anziehe, mache ich das nicht unbedingt für ihn. Vielleicht mache ich es auch für mich selbst. Vielleicht will ich ihm auch zeigen, was er verpassen würde. Davon mal abgesehen, ich habe mir in den letzten drei Monaten einen Haufen Klamotten gekauft, und ich habe sie gekauft, um sie für ihn zu tragen. Wann habe ich überhaupt noch einmal die Gelegenheit sie zu tragen?’

Annie war überzeugt. Sie würde das aufreizendste Outfit tragen. Das wäre das rote aus Seite, das sich so um ihren Körper wickelte, dass jede Auswölbung und Kurve betont wurde. Und voraus denkend entschied sie, dass sie, sobald sie das Gefühl hatte gefeuert zu werden, von sich aus kündigen würde. Dann würde sie wie ein Filmsternchen einfach hinaus gleiten. Das wäre ein guter Abgang.

Annie packte ihr ganzes Zeug, um auf das vorbereitet zu sein, was abends passieren würde. Dabei war alles, was sie von dieser Erfahrung mitnehmen brauchte, schon längst auf ihrem Bankkonto. Und falls er, wie unwahrscheinlich es auch war, sie doch nicht entlassen würde, würde sie vermutlich ihre Dankbarkeit zeigen. Wie genau, wusste sie jedoch selbst nicht.

Annie saß ängstlich herum und wartete auf die unvermeidliche Rückkehr ihres Arbeitgebers. Es fiel ihr schwer, die ganze Zeit empört zu sein. Die ersten paar Stunden lang, saß sie wie eine Königin da, die auf ihren Prozess wartete. Die nächsten Stunden wartete sie wie ein Politiker, der seinen Wählern gegenüber tritt. Aber am Ende war sie wie ein Mädchen, das auf einen Typen wartete, von dem sie befürchtete, dass er mit ihr Schluss macht. Empörung war einfach nicht in ihrem Repertoire. Sie war in ihrem Herzen ein Mädchen und wie jedes Mädchen wollte sie einfach nur geliebt werden.

Als Annie es endlich ein Klopfen an der Tür hörte, wusste sie, dass es nicht ihr Wohltäter war. Während sie zur Tür lief, war ihr klar, dass der Besucher nur eine Person sein konnte, Jarvis. Würde ihr ehemaliger Prinz ihr sogar das verwehren, ein letztes Treffen? Sie war unsicher.

“Fräulein Annie, mein Arbeitgeber wird in zwanzig Minuten hier sein und ich muss Vorbereitungen treffen. Darf ich herein kommen?”

“Sicher,” sagte sie mit schwerem Herzen. “Kommen sie herein.”

Jarvis drehte sich um und gab ein Zeichen. Als er herein trat, folgten ihm eine Hand voll Kellner und ein Koch. Die Gruppe ging sofort zur Küche und begann mit der Arbeit. Jarvis ging durch die Wohnung, um zu sehen ob etwas in Unordnung war. Bei Annie war es das jedoch nie. Das war mit das erste, was ihm die Putzkräfte mitgeteilt hatten. Als das Penthouse die Inspektion bestanden hatte, war Annie dran.

Jarvis stellte Annie im Schlafzimmer und begutachtete sie von Kopf bis Fuß. Annie war während der virtuellen Entkleidung verlegen. Sie wand sich und konnte nicht aufhören zu plappern.

“Sehe ich okay aus?” fragte sie und versuchte den Reflex zu unterdrücken, ihren C-cup Ausschnitt mit ihren Armen zu bedecken.

“Fräulein Annie, Sie sehen göttlich aus.”

Annie lächelte. Sie wusste, dass dies hier die schönste Entlassung ihres Lebens werden würde. Candy hatte sie auf das hier nicht im Geringsten vorbereitet. Sie war für die Hilfe, die er ihr gegeben hatte, dankbar und als sie sich entspannte, gestattete sie sich eine Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag.

“Jarvis?”

“Ja, Fräulein Annie?”

“Warum haben sie mich ausgesucht?”

“Was meinen sie?” fragte er, als er von seiner Inspektion des Badezimmers zurück kam.