ZWILLING HERZEN

Brandon hielt sich an seinem Bahama Mama Cocktail fest, während er sich wünschte, zu dem Drink gäbe es ein paar üppige, feste Bahama-Brüste, wie die Kellnerin sie hatte. Sein Wunsch ging schon einige Augenblicke später in Erfüllung, als ein Mädchen mit zwei eben solchen üppigen, festen Brüsten neben ihm Platz nahm.

„Rate mal, wen ich auf der Toilette getroffen habe.“, sagte die etwa 24-jährige, sonnengebräunte, zierliche, stark geschminkte junge Frau. „Unsere Freundin hier.“ Sie wartete gespannt auf eine Reaktion seinerseits.

Brandon kannte dieses Mädchen nicht, und er hatte sie hier in der Hotelanlage auch noch nicht gesehen. „Wenn sich ein derart betrunkenes Mädchen, im Bahama-Urlaub in der Hotelbar zu einem setzt, und nichts weiter anhat als ein knappes Bikini-Top und ein Bikinituch um die Hüften, dann sollte man vielleicht einfach mitspielen.”, dachte er sich.

„Ach, wirklich?”, antwortete Brandon, unsicher, wie überrascht er wirken sollte.

„Sie hat wieder diesen Hut auf. Ich bin ihr etwa fünf Minuten lang gefolgt, und schon hat sie sich diesem echt Jungen Typen an den Hals geworfen. Sie ist eindeutig auf der Suche.“, sagte das Mädchen lächelnd. „Sie hat das Inselfieber, er hat das Inselfieber, sie haben beide das Inselfieber. Sie sind verliebt.“, sang sie und lächelte noch immer.

„Hey, Baby, warum bist du vorhin gegangen? So kann das doch nichts werden, Baby.“, sagte sie und schmiegte sich dabei sanft an ihn.

Brandon stellte mit Bedauern fest, dass ihre forsche Art nicht darauf zurückzuführen war, dass sie ihn anbaggerte. Sie verwechselte ihn mit jemand anderem. „Ich hatte keinen Tisch.“, sagte er, damit sie von selbst darauf kam.

Das Mädchen blinzelte Brandon verwundert an. „Wo hast du denn dieses Shirt her?“ Du hattest doch eben noch was anderes an.“

Brandon wartete noch einen Augenblick, um sicherzugehen, dass selbst ihr alkoholisierter Verstand eins und eins zusammenzählte. Als dies aber nicht passierte, beschloss Brandon etwas nachzuhelfen.

„Ähm, ich glaube, du hältst mich für jemand anderen.“, sagte er lächelnd.

Das Mädchen wankte etwas, während sie ihn anblinzelte. Dann lächelte sie einsichtig. Während sie sich zu ihm vorbeugte, ließ sie ihre Hand zwischen seine Beine gleiten und griff nach seinem Gehänge.

„Ja, dann sollten wir vielleicht auf mein Zimmer gehen, bevor mein Freund zurückkommt.“

Brandon war völlig ratlos. Hatte sie noch immer nicht begriffen, dass es sich nur um ein Missverständnis handelte? In jedem Fall war es angenehm, dass eine zarte, kleine Mädchenhand ihm zwischen die Beine fasste, nachdem ihn seine Freundin mit den Urlaubstickets sitzen gelassen hatte. Außerdem fiel es Brandon schon immer schwer, einem Mädchen zu widerstehen, das so verführerisch nach Jasmin roch.

„Also, was sagst du, Fremder? Gehen wir noch mal auf mein Zimmer?“

Brandon spielte jetzt wieder mit. „Ja.“

Das Mädchen beugte sich vor und steckte ihm ihre Zunge in den Mund. Brandon wehrte sich nicht und gab sich dem neuartigen Gefühl hin, das ihre Zunge ihm gab. Er mochte dieses Gefühl.

Nach einem kurzen Augenblick wich das Mädchen erschrocken zurück und starrte Brandon an. Sie blinzelte wieder, sah sich wortlos im Raum um, stand auf und ging torkelnd davon. Brandon sah ihr noch eine Weile nach, bevor er sich wieder lächelnd wieder seinem Drink widmete. Diese Geschichte würde er definitiv seinen Freunden zu Hause erzählen.

Brandon drehte sich um, als er unerwartet erneut die Stimme des Mädchens hinter sich hörte. Sie führte einen anderen Typen zu seinem Tisch, dem sie die Augen zuhielt. Als sie ihn zu Brandon an den Tisch gesetzt hatte, sagte sie: „Okay, bist du bereit, Baby?“

„Ja, bin ich, Süße.“, sagte eine Stimme, die Brandon auf merkwürdige Art vertraut war.

„Okay, dann mach jetzt die Augen auf.“

Das Mädchen nahm ihre Hände von den Augen des anderen Typen, und Brandon konnte erst jetzt dessen ganzes Gesicht sehen. Brandon hatte das Gefühl, dass er diesen Mann kannte. Er hatte ihn irgendwo schon mal gesehen. „Nein, das ist es nicht.“, dachte er. „Oh mein Gott, der sieht ja genauso aus wie ich.“

„Siehst du es etwa nicht? Ihr könntet glatt Zwillinge sein, obwohl er ganz anders küsst als du.“

Der Mann sah das Mädchen an. „Moment, du hast ihn geküsst, Süße?“

Das Mädchen wandte nun das Gesicht ihres Freundes direkt Brandon zu. „Sieh ihn an. Sieh ihn dir doch nur an!“

Der Typ sah sich Brandon nun etwas genauer an, und seine Augen blitzten ohne jegliche Vorwarnung auf. „Heilige Scheiße!“, sagte der Typ. „Du liebe Güte, du siehst ja genauso aus wie ich. Bist du ein Spion, oder so?“

Brandon lächelte, weil er genau wusste, was der andere Typ dachte. Er kannte die Mission Impossible-Filme, in denen Spione Masken aufsetzten, um wie jemand auszusehen, den sie planten, später umzubringen.

„Sehe ich etwa aus wie Tom Cruise?“, fragte Brandon lächelnd.

„Du siehst aus wie er.“

Brandon musste wieder lächeln. „Nein, ich bin nicht Tom Cruise.“ Brandon streckte seine Hand aus. „Ich bin Brandon Fox.“ „Verdammt, ist das dein Ernst? Mein Name ist Brayden Thompson.“

„Das ist ja witzig.“, sagte Brandon, während er Braydens starke und doch zarte Hand schüttelte. Brandon wünschte sich auch so zarte Hände, doch die rutschfesten Riffelgriffe der Hantelstangen in seinem Fitnessstudio hinterließen leider ihre Spuren. Brandon mochte, wie sich Braydens Hand in seiner anfühlte. Er spürte sofort eine gewisse Anziehungskraft zwischen sich und Brayden. Es schien, als würden sie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt, durch die sie ihre Augen nicht voneinander lassen konnten.

„Bist du auch 28?“, fragte Brandon zum Spaß.

„Ja, bin ich.“, antwortete Brayden verblüfft. „Bist du am 15. Januar geboren?“

„Oh, jetzt wird es wirklich unheimlich. Am 13. Januar.“, gab er lächelnd zurück.

„Das ist wirklich unheimlich. Findest du nicht, Baby?“, warf das Mädchen ein.