IM MONDLICHT

Kapitel 1

Lisa

 

Lisa Sammie war vor Aufregung ganz aus dem Häuschen, als sie für den ersten Tag zu ihrem Zeitarbeitsjob fuhr. Sie mochte den Begriff Fangirl nicht, aber in Bezug auf Wynn Wyatt, Innovator, Genie und Gründer der Raketenfirma Moon X, war es genau das, was sie war.

Als ihre Zeitarbeitskoordinatorin sie anrief und ihr sagte, dass Moon X der Ort war, an dem sie arbeiten würde, konnte sie es nicht glauben. Jetzt fuhr sie zu Moon Xs Hauptquartier, um dort einen Tag zu arbeiten. Es war wie der Anfang jeder Wynn Wyatt-Fanfiktiongeschichte, die sie jemals gelesen hatte. Lisa wollte nicht blinzeln, denn wenn dies ein Traum war, wollte sie definitiv nicht aufwachen.

Die Arbeit für Moon X war der Höhepunkt in Lisas jungem Leben. Sie verfolgte Wynn Wyatts Unternehmen seit Jahren. Er war im Grunde ein Superheld, Milliardär, Genie mit unglaublich hohen Wangenknochen und Waschbrettbauch.

Woher Lisa von den Bauchmuskeln wusste? Komm schon. Sie war ein Fan-Girl. Das Bild von ihm ohne Hemd auf den Bahamas beim Conchman Triathlon war ein Mem. Sie schaute es so oft an, dass es auch der Bildschirmschoner ihres Gehirns hätte sein können. Und jetzt war sie im Begriff, einen Tag in seiner Raketenfirma zu verbringen. Sie prickelte förmlich vor Freude.

„Hi“, sagte Lisa und lehnte sich mit einem riesigen Lächeln aus ihrem Autofenster.

„Guten Morgen“, antwortete der Mann am Tor mit nicht einmal annähernd Lisas Begeisterung. „Name bitte?“

„Lisa Sammie. Ich bin eine Zeitarbeiterin. Ich soll mich bei Tina Guzman in Hangar 1A melden.“

Der runde, dunkelhäutige Mann zog sich in seine Kabine zurück und befragte seinen Computer. Nach wenigen Sekunden kehrte er mit einem Namensschild zurück. „Bitte tragen Sie das immer. Sie können auf dem Stellplatz Pluto parken, der ist da hinten“, erklärte er und deutete auf einen Parkplatz auf der anderen Straßenseite.

„Okay, danke.“

Es stellte sich heraus, dass der Pluto-Parkplatz so weit weg war, wie er klang. Das war Lisa allerdings egal. Denn wenn eine Woche zuvor jemand aus dem Wynn Wyatt Tumbler Thread ihr erzählt hätte, dass sie im Tausch gegen ihre linke Brust das Innere von Moon X sehen könnte, hätte sie es getan. Und ihre linke Brust war ihre gute. Die Viertelmeile zum Hangar 1A zu wandern war nichts im Vergleich dazu. Und wenn sie auf dem Weg dorthin von einem der schnell fahrenden Autos getroffen würde, als sie die vierspurige Autobahn überquerte, auf der es irgendwie keinen Zebrastreifen gab, würde sie zumindest glücklich sterben.

Es half Lisa jedoch nicht, Frieden mit ihrem möglichen Tod zu schließen, als sie sich der Autobahn näherte, die sie überqueren musste. Als sie auf ihre süßen, zwei Zoll hohen Absätze schaute, die jetzt mit Staub bedeckt waren, fragte sie sich, ob sie ohne Stolpern hinüberlaufen konnte. Lisa war immer ein rundlicheres Mädchen gewesen, also war Laufen nie ihr Ding gewesen.

Lisa starrte entlang der Autobahn auf die Autos, die sich sehr schnell näherten, beugte ihre Knie ein und machte sich bereit zum Sprinten. Sie konnte fühlen, wie ihr Herz pochte. Dies könnte buchstäblich der Tag sein, an dem sie starb. Es gab jedoch nichts, was sie aufhalten würde. Sie war gerade dabei, Wynn Wyatts Raketenlager betreten. Würde sie sich von einer einigermaßen hohen Wahrscheinlichkeit auf den Tod davon abhalten lassen? Natürlich nicht.

Die Straße schien frei zu sein, und Lisa holte tief Luft und rannte los. Sie packte ihren Rucksack und das Mittagessen und hatte nicht das Bedürfnis, süß auszusehen. Das war Überleben.

Sie spürte, wie ihr Körper wackelte und dann zum Halten kam. Sie blieb an dem grasbewachsenen Fahrbahntrenner stehen und rannte dann weiter. Als Lisa die zweite Straße überquerte, überlegte sie, ob sie das alles wohl gerade falsch machte. Wynn Wyatt konnte nicht erwarten, dass seine Mitarbeiter jeden Morgen vor der Arbeit eine Tour auf Leben und Tod überstehen, oder? Sicher, er war dafür bekannt, mit Hängegleitern zu fliegen und Berge zu besteigen, aber seine Angestellten kamen wahrscheinlich zur Arbeit, ohne überhaupt ihren ersten Morgenkaffee getrunken zu haben. Eine Live-Action-Version von ‚Lara Croft: Tombraider‘ schien ziemlich viel von ihnen verlangt zu sein.

Unbestreitbar außer Atem blieb Lisa stehen, als sie direkt vor dem Managerparkplatz der Einrichtung auf die Wiese trat. Von dort aus konnte sie sich zwischen den Elektroautos hindurchdrücken, die alle bei Wynn Wyatts Electric Car Company hergestellt wurden, und dann zum Eingang von Hangar 1A gehen.

Sie betrat die wohl coolste Lobby mit Raketenmotiven, in der sie je gewesen war, und trat an die Rezeption.

„Hallo“, sagte ein freundlicher Latino in den frühen Dreißigern.

„Hi“, erwiderte Lisa und fühlte, wie ihre Aufregung zurückkehrte. „Ich bin hier, um Tina Guzman in Hangar 1A zu treffen.“

„Sicher. Einen Moment.“ Der Mann nahm den Hörer ab und rief jemanden an. „Ja, das ist Juan von der Rezeption. Ich habe eine … Verzeihung, wie ist Ihr Name?“

„Lisa Sammie.“

„Ich habe eine Lisa Sammie hier, um dich zu sehen.“ Juan hielt einen Moment inne, dankte der Person und legte dann auf. „Wenn du dich bitte setzen möchtest, Tina kommt gleich, um dich zu holen.“

Lisa fühlte, wie ihr Gesicht rot wurde, als sie diese Worte hörte. Sie konnte nicht glauben, dass sie hier war. Eigentlich konnte sie nicht glauben, dass sie irgendwo war, nachdem sie eine vierspurige Autobahn überquert hatte. Aber vor allem konnte sie nicht glauben, dass sie hier war.

„Lisa Sammie?“, sagte eine eher kleine, beinahe indisch aussehende Frau zu ihr, als sie aus den Innentüren des Hangars heraustrat.

Lisa sprang auf die Füße. „Ja.“

„Hallo. Schön, Sie kennenzulernen“, sagte Tina und reichte ihr die Hand.

Lisa konnte sich nicht an viel erinnern, was danach gesagt wurde. Sie war zu beschäftigt damit, alles daran zu setzen, nicht in den Fangirl-Modus zu schlüpfen. Wenn sie es schaffte, sich nicht zu blamieren, wäre das ihre persönliche Mondlandung. Immerhin hatte sie gerade jemandem die Hand geschüttelt, der bei Moon X arbeitete, und somit wahrscheinlich schon Wynn Wyatt höchstpersönlich berührt hatte.

Lisa wusste nicht, wie sie es schaffte, sich zusammenzureißen, aber sie tat es. Lisa wurde durch die Innentüren des Hangars geführt und mit etwas begrüßt, was sie nie erwartet hätte. Der Hangar war genau das. Es war buchstäblich ein überarbeiteter Flugzeughangar.

Das Areal war riesig und breitete sich mit endlosen Kabinen vor ihr aus. Am anderen Ende des Raumes war jedoch etwas, mit dem sie nie gerechnet hätte. Lisa erstarrte, als sie es bemerkte. Es war eine echte Rakete in Originalgröße.

„Sie ist beeindruckend, nicht wahr?“, sagte Tina und weckte Lisa aus ihrer Betäubung.

‚Zur Hölle, ja, das war es‘, dachte Lisa. Sie antwortete allerdings: „Entschuldigung, wie bitte?“, während sie versuchte, sich nicht in die Hose zu machen.

„Die Rakete. Sie ist beeindruckend.“

„Oh. Ja. Sie ist schon ganz okay, schätze ich“, sagte Lisa und versuchte cool zu bleiben.

Tina kicherte. „Es ist okay, wenn Sie ausflippen wollen. Ich meine, ich hatte hier auch einmal meinen ersten Tag. Wir stehen vor einer Rakete, die tatsächlich ins All gegangen ist. Sie können beeindruckt sein.“

Lisa atmete erleichtert aus. „Oh Gott sei Dank. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie aufregend das für mich ist.“

„Keine Sorge, ich verstehe. Das geht jedem hier so. Wir arbeiten für Wynn Wyatt, und wir schicken verdammt noch mal Raketen in den Weltraum. Mach dir keine Sorgen, das geht keinem von uns verloren“, sagte Tina mit einem Lächeln.

„Du meinst, Wynn Wyatt kommt tatsächlich hierher, um zu arbeiten? In diesem Gebäude?“

„Ja. Sein Büro befindet sich am anderen Ende. Wenn er reinkommt, ist er allerdings ziemlich beschäftigt. Ich empfehle Ihnen daher nicht, sich aus irgendeinem Grund dort aufzuhalten“, sagte Tina wissend. „Ich meine, irgendwann müssen Sie vielleicht mal runtergehen, um eine Kopie zu machen oder so. Aber es ist am besten, wenn Sie das tun, was Sie tun müssen, und dann zu ihrem Schreibtisch zurückkehren. Bleiben Sie einfach cool“, sagte Tina fröhlich.

Lisa sah Tina erstaunt an. Sie konnte es nicht glauben. Tina war auch ein Fangirl. Wie musste es für sie sein, jeden Tag herzukommen und von all dem umgeben zu sein? Es musste wie im Himmel sein.

Nachdem Tina Lisa zu ihrem Schreibtisch geführt hatte, gab sie ihr eine Liste mit den Aufgaben für diesen Tag. Sie sollte die Empfangsdame der Verbrennungsingenieure sein. Tina erklärte, dass dies die Ingenieure waren, die zum Beispiel Kraftstoffleitungen und Ventile konstruierten. Je mehr Tina erklärte, desto weniger beeindruckend klang es. Also beschloss Lisa, bei der Beschreibung zu bleiben, die Tina ganz zu Anfang gegeben hatte. Sie waren die Verantwortlichen für alles, was explodierte.

Die Hauptverantwortung auf Lisas To-Do-Liste war das Ausdrucken und Abrufen von Schaltplänen von einem Drucker in einem angrenzenden Raum. Das alles war einfach genug. Wenn man das zum Beantworten des gelegentlich klingelnden Telefons hinzufügte, dachte Lisa, dann würde sie einen ziemlich einfachen Tag haben.

Aber trotz dass alles so einfach erschien, machte es das Warten auf ihren ersten Anruf nicht weniger nervenaufreibend. Lisa war niemand, den man jemals als sehr kontaktfreudig beschreiben würde. Sie war introvertiert. Und wenn sie rund um die Uhr in ihrem Zimmer hocken könnte, würde sie es definitiv tun.

Ein Mädchen musste jedoch arbeiten. Und wenn sie die Gelegenheit hatte, in der Raketenfirma ihres Traummannes zu arbeiten, war sie bereit, das anstrengende Prozedere der menschlichen Interaktion zu ertragen.

Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis Lisa ihren ersten Anruf erhielt, der das Eis brach. Während das Telefon vor ihr summte, holte Lisa tief Luft und nahm ab.

„Hallo, Jennifers Schreibtisch“, sagte Lisa und bezog sich auf das Namensschild, das vor ihr stand.

„Hallo“, antwortete ein verwirrter Mann. „Du bist nicht Jennifer.“

„Nein. Jennifer ist heute unterwegs. Ich kümmere mich um ihren Platz, bis sie zurückkommt. Kann ich Ihnen bei irgendetwas helfen?“

„Oh. Ja. Ich habe gerade das Diagrammraster A-7 bis D-14 ausgedruckt. Wenn es fertig ist, können Sie es in den Konferenzraum B bringen?“

„Sicher“, bestätigte sie, war aber nur mit ein paar der Wörter in seiner Bitte vertraut. Diagrammraster A-7 bis D-14? Was war das? Und wo war Konferenzraum B?

Lisa wollte bei ihren Zeitarbeitsjobs wirklich kompetent auftreten und hatte vor langer Zeit geschworen, dass sie nur als letztes Mittel bei einem Auftrag um Hilfe bitten würde. Natürlich war sie klug genug, um die meisten Dinge herauszufinden, einschließlich dieses. Immerhin wusste sie, wo sich der Druckerraum befand, und sie hatte einen Blick auf etwas geworfen, was Konferenzräume sein könnten, als sie den Hangar betreten hatte.

Von den vielen anderen Zeitarbeitsjobs, die sie hatte, wusste Lisa, dass alle jemanden suchten, der allein klarkam. Moon X war ihr Traumberuf. Sie wollte hier auf jeden Fall einen tollen Eindruck hinterlassen.

Lisa stand von ihrem Schreibtisch auf und ging in den Druckerraum. Darin befanden sich drei Drucker, die jeweils zwei Meter breit waren. Alle drei Maschinen druckten schnell etwas und jeder spuckte aus, was Schaltpläne sein mussten.

Lisa entschied, dass hier der Teil mit ‚A-7 bis D-14‘ wichtig werden würde. Aber die Frage war, wie sie herausfand, welche dieser Schemata welche waren.

Lisa spürte wie der Stress stärker wurde, als sie sich dem ersten Drucker näherte. Sie wollte nichts stören und schob das Papier vorsichtig herum, bis sie den Anfang des Bildes fand. Sie überflog den Rand und fand überhaupt keine Schrift oder Bezeichner.

Sie entschied sich dafür, weniger sanft zu sein und streckte die Papierrolle aus. Als sie das Bild betrachtete, war sie beeindruckt. Beeindruckt oder nicht, sie konnte jedoch nicht sagen, was was war. Was sie jedoch feststellen konnte, war, dass das Bild fast vollständig war. Sie streckte es aus wie ein Betttuch, das zwischen Wäscheleinen hing, und sah zu, wie es die letzten Zeilen druckte. Ganz am Ende entdeckte sie etwas.

„G-27 bis H-28“, las sie vor.

Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie. Sie konnte das schaffen. Sie wusste, wonach sie suchte. Sie hatte Recht, sie war keine völlige Idiotin.

Sie gab ihr Bestes, um das bettlakengroße Papier wieder dorthin zu legen, wo es gelegen hatte, und überprüfte den zweiten und dann den dritten Drucker.

„Es ist immer der letzte Ort, an dem man nachsieht“, rief sie sich ins Gedächtnis.

Als sie darauf wartete, dass der letzte Drucker fertig wurde, atmete sie erneut erleichtert auf, als am Ende A-7 bis D-14 gedruckt wurde. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wie sie das Papier von der Rolle lösen konnte. Was sie entdeckte, war, dass es einen Knopf gab, auf dem Schneiden stand. Als sie darauf drückte, bewegte es ein kleines Messer über das Papier, so dass die Kante des Papiers mit dem Rest auf dem Boden zusammenfiel.

Das war’s. Sie hatte gefunden, wofür sie gekommen war. Jetzt musste sie es nur noch in den Konferenzraum B bringen. Also nahm sie die lose gefallenen Schaltpläne in die Arme und ging in die Richtung, in die sie die Konferenzräume glaubte gesehen zu haben.

Als sie sich dem Flur des Konferenzraums näherte, überlegte sie, wie wahllos sie das Papier zusammengerafft hatte. Jetzt, da sie wusste, wonach sie suchte, bemerkte sie überall 5-Fuß-Papierröhren. Vielleicht hätte sie es aufrollen sollen, überlegte sie. Nein, natürlich hätte sie es aufrollen sollen. Welche Art von Trottel sammelte Papier vom Boden auf, ohne es aufzurollen?

Als Lisa begann, mehr über ihre Lebensentscheidungen nachzudenken, erschien ein Schild an der Wand vor ihr. Darauf stand Konferenzraum B. Sie war da. Sie sah durch das riesige Glasfenster vor sich und entdeckte einen hinreißenden Mann, der mit Sicherheit ein Unterwäschemodel sein musste. Starke Wangenknochen, breite Schultern, eine sich verjüngende Taille. Er sah aus, als wäre er den Seiten eines Kleidungskatalogs entsprungen.

Lisa erlag der Macht dieser unübertroffenen Schärfe und öffnete langsam ihren Mund. In diesem Moment entdeckte der superscharfe Kerl sie. Mit einem Arm voller Papier und dem Ausdruck einer Person, die sich nicht anzuziehen wusste, bedeutete der Mann-Gott ihr hereinzukommen.

Sie war schon bei zwei Kindern und einer Hypothek in ihrer Sie-würden-wunderschöne-Babys-zusammen-haben-Fantasie, als Lisa wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrte und sich zusammenriss. Sie war eine Frau, die bereits viereinhalb Quadratmeter nicht aufgerolltes Papier in der Hand hatte, sie musste etwas Würde zeigen.

Lisa streckte sich nach vorn und fummelte am Türgriff, bis sie schließlich die Tür öffnete und den Raum betrat.

„Ähm, ich denke, du kannst das einfach auf den Tisch legen“, sagte die vertraute Stimme und deutete auf den zehn Fuß langen Konferenztisch vor ihm.

Als Lisa sich dem Tisch näherte, stellte sie als Nächstes fest, dass es anscheinend keine elegante Möglichkeit gab, viereinhalb Quadratmeter nicht gerolltes Papier abzulegen. Anstatt also so zu tun, als gäbe es eine, hielt sie den Atem an, warf A-7 bis D-14 auf den Tisch und vermied dann, mit irgendjemandem Blickkontakt aufzunehmen, als sie schnell floh.

„Danke“, sagte der hinreißende Kerl und sie huschte hinaus.

Wieder sicher im Flur angekommen bewegte sich Lisa, so schnell sie konnte, am Fenster vorbei und schaute nur dann zurück, als nur noch ein Moment die Sicht ermöglichte. Sie drehte sich um und sah den heißen Kerl wieder an. Verdammt, er sah fantastisch aus. Lisa hatte nicht einmal bemerkt, dass es Männer wie ihn im wirklichen Leben gab. Sie hatte immer gedacht, dass die Leute in den Magazinen bis zum nächsten Fotoshooting nur irgendwo in Lagerhallen aufbewahrt wurden, zu dem sie dann angezogen wurden und posierten.

Es machte für sie keinen Sinn, dass jemand wie er im wirklichen Leben existieren konnte. Es schien nur ungerecht. Und was die Ungerechtigkeit abrundete, war, dass sie sich gerade vor ihm gedemütigt hatte wie ein tanzendes Nilpferd. Wie konnte sie das machen? Wie konnte sie den schönsten Tag ihres Lebens zum peinlichsten machen?

Lisa kehrte an ihren Schreibtisch zurück und bekam eine grausame Menge Zeit, um darüber nachzudenken. Es war wie eine Auszeit, nur dass sie in dieser Zeit gezwungen war, all ihren wunderschönen imaginären Babys beim Sterben zuzusehen. Wie hätte sie das dem kleinen Sebastian und Thomas antun können, den Zwillingen, die sie gleich angezogen und Französisch beigebracht hätte?

Lisa befand sich tief im Abgrund ihrer Demütigung, als zu ihrer großen Erleichterung das Telefon klingelte. Sie notierte sich die Nummer.

„Hallo?“, fragte sie unsicher.

„Ja. Ich bin es wieder. Ich drucke D-15 bis E-22 aus.“

„Okay. Ich bringe es rein“, antwortete Lisa und trauerte immer noch um die Liebe ihres Fantasielebens.

Lisa legte auf und marschierte zielstrebig in den Druckerraum. Sie wusste, was sie diesmal tat, und als der dritte Drucker aufhörte zu drucken, drückte sie den Schneiden-Knopf und machte sich an die Arbeit. Sie rollte nicht nur das Papier – wie eine Chefin –, sondern fand ebenso nicht nur ein, sondern gleich drei Gummibänder, um es zusammenzuhalten.

Lisa marschierte zurück in den Konferenzraum und wusste, was sie zu tun hatte. Sie durfte nicht als die stümperhafte Aushilfe bekannt werden. Sie war eine starke, fähige Frau. Das musste sie alle wissen lassen.

Sie straffte ihren Rücken und näherte sich dem Fenster des Konferenzraums, ohne hineinzuschauen. Als ob sie dort hingehörte, warf sie die Tür auf, marschierte hinein und knallte ihre Papierrolle auf den Tisch. Auf keinen Fall würde sie ihn wieder ansehen. Warum sollte sie das? Sie war eine starke, fähige Frau. Sie brauchte seine Zustimmung nicht.

Lisa war bereit, ihre die Haare zurückzuwerfen und den Raum zu verlassen, als sich etwas Unerwartetes in ihrem Augenwinkel regte. Es waren zwei neue Leute im Raum. Sie saßen auf der anderen Seite des Tisches, gegenüber dem hinreißenden Typen, und es gab ein hohes Quietschen in ihrem Kopf, das sie aufforderte, sich umzudrehen und sie anzusehen.

In der kurzen Zeit, die sie brauchte, um den Gedanken zu registrieren, verströmte ihr Gesicht Wärme. Ihre Brust krampfte sich zusammen, und ihr Atem kam aus dem Tritt. ‚Das kann nicht sein‘, dachte sie. Aber es gab nur einen Weg, es herauszufinden.

Als Lisa sich umdrehte und Wynn Wyatt entdeckte, der kaum einen Meter von ihr entfernt saß, hätte sie sich beinahe eingenässt. Das ist keine Übertreibung. Lisa musste sich aufs Äußerste zusammenreißen, um ihrer Blase nicht freien Lauf zu lassen und deren Inhalt auf den Boden des Konferenzraums zu entleeren. Da vor ihr saß die Hauptperson von mehr erotischer Fanfiktion, als Lisa in einem Monat lesen konnte, und das wusste sie, weil sie alles gelesen hatte.

Sie war jedoch immer noch eine starke, fähige Frau. Und es würde sich nicht gut machen, wenn sie sich über den Tisch warf und wie ein verrücktes Fan-Girl seine Klamotten begrapschte. Nein, sie war eine Auskennerin. Sie würde einfach jedes Detail seines Wesens genau in sich aufnehmen und es für später in  ihrer mentalen Datenbank als Wichsvorlage abspeichern.

Kurz bevor es unheimlich wurde, riss Lisa sich los und verließ den Raum. Alles, woran sie denken konnte, war Wynn und was er über sie gedacht haben könnte. Hat er sie bemerkt? Hat er sie gemocht?

Sie war sich sicher, dass sie ihr professionellstes und doch verführerischstes Kleid zur Arbeit trug, also gab es das zumindest schon mal. Aber schätzte er das wert? Würde er später an sie denken, wie sie es zweifellos für den Rest ihres Lebens tun würde?

Lisa bekam eine Weile lang keinen weiteren Anruf, was perfekt war, weil sie Zeit brauchte, um zu verarbeiten, was gerade passiert war. Nachdem sie sich jede mögliche Frage gestellt hatte, was Wynn über sie gedacht haben könnte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Bild zu, wie er dort gesessen hatte.

Wie sie bemerkt hatte, als sie seine Anwesenheit spürte, hatte er nicht alleine dagesessen. Als sie über das Bild nachdachte, das jetzt in ihrem Kopf aufging, erkannte sie die Person, die bei ihm saß. Sein Name war Bowe Palmer, und er war der Mitbegründer von Moon X. Die beiden hatten die Firma zusammen gegründet und waren, wie es scheint, ernsthaft allerbeste Freunde.

Es war erstaunlich, Wynn Wyatt im Fleisch zu sehen, aber die beiden zusammen zu sehen, war etwas anderes. Lisa war ein eingefleischter Fan von Wynn Wyatt, aber keine Fanfiktion war vollständig, ohne zumindest auf Bowe Palmer hinzuweisen. Und jetzt saßen sie beide so beiläufig zusammen, als wollten sie nicht Gegenstand jeder ihrer erotischen Fantasien werden.

„Kannst du I-30 bis J-32 hereinbringen?“, fragte der hinreißende Mann, als er erneut anrief.

Lisa bestätigte und war viel besser auf das vorbereitet, was diesmal passieren würde. Sie sammelte und sicherte die Motorzeichnungen, warf sie wie eine Muskete über die Schulter und brachte sie hinüber. Ihr Plan war hineinzugehen, sie abzuwerfen und hinauszugehen, als wäre das alles nichts weiter.

Es war ein großartiger Plan gewesen und würde Wynn mit Sicherheit dazu bringen, sie zu bemerken, wenn die Leute im Raum nicht schon an etwas beteiligt  gewesen wären, was man fast als Schreiduell bezeichnen könnte.

Wie kann es jemand wagen, so mit Wynn Wyatt zu reden? Wussten die nicht, wer er war?

Lisa betrat den Raum und sah sich genauer an, was los war. Es schien, als würden der hinreißende Mann und Wynn Wyatt sich eine Auseinandersetzung liefern. Sie stritten sich nicht per se, aber sie diskutierten leidenschaftlich. Lisa war sich nicht sicher, wovon sie redeten, aber sie entschied, dass es das Beste für sie war, so schnell wie möglich rein- und rauszugehen.

Sie wartete auf einen weiteren Anruf und die Gelegenheit, Wynn Wyatt zu sehen, und aß ihr Mittagessen an ihrem Schreibtisch. Daraus wurde nichts.

Als die Mittagspause sich zum Feierabend neigte, begann Lisa zu glauben, dass ihr unglaubliches Abenteuer mit Wynn Wyatt ein Ende gefunden hatte. Als sie kurz davor war, die Hoffnung zu verlieren, hörte sie eine vertraute Stimme den Flur des Konferenzraums hinunter. Sie kam näher.

Das konnte es doch nicht geben. Würde Wynn Wyatt an ihrem Schreibtisch vorbeigehen? Das war unglaublich.

Lisa hatte nur einen Moment Zeit, sich vorzubereiten. Ihr blieb bloß die Zeit, sich die Haare kurz zurückzukämmen.

„Ich habe dir gesagt, wenn das Ventil öffnet, werden 0,2 Pascal Druck freigesetzt. Das liegt absolut im Sicherheitsbereich. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Schlimmes passiert, liegt unter tausend zu eins“, sagte Wynn zu Bowe.

Während Lisa zusah, saugte sie jedes Wort auf, das die beiden sagten, und beobachtete jede Bewegung, die sie machten. Sie wollte sich jede Sekunde daran erinnern und war sich sicher, dass sie der glücklichste Mensch auf Erden war … bis etwas passierte, das sie erkennen ließ, dass ihr Glück gerade erst anfing.

„Eine Sekunde, Bowe“, sagte Wynn, als sein Blick unerwartet von seinem Freund zu Lisa wanderte.

Als Lisa Wynns Aufmerksamkeitsverlagerung wahrnahm, spürte sie, wie ein Vorschlaghammer sie in die Brust schlug. Lisas Leben hielt plötzlich inne. Sie starrte Wynn Wyatt in die Augen und aus irgendeinem unbekannten Grund ging Wynn auf sie zu.

Was passierte gerade? War sie während ihrer ersten Schaltbildabgabe an der Demütigung gestorben? Wurde sie gerade im Jenseits willkommen geheißen? Wenn ja, dann immer her damit!

„Verzeihung, wie heißen Sie?“, fragte Wynn Wyatt, während er vor ihrem Schreibtisch stand (als ob er eine Art normaler Mensch wäre).

Lisa, die wusste, dass sie nur einen Versuch bekommen würde, nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu beruhigen, und öffnete dann langsam den Mund, um zu sprechen. „Lisa Sammie“, sagte sie, ehe sie in ihrem Kopf eine Party für sich schmiss, weil sie ihren Namen herausbekommen hatte.

„Ich mag diesen Namen. Daran werde ich mich erinnern“, sagte Wynn mit einem Lächeln. „Übrigens, Sie machen einen tollen Job.“

Lisa hörte Bowe seufzen, bevor er sagte: „Wynn, komm schon.“

Lisa starrte die beiden Männer an, als sie sich wegbewegten, und hatte eine Frauenlatte. Sie war so hart, dass sie praktisch mit der Hand in ihre Hose greifen und sich richten musste. Wenn ein Obdachloser ihr in diesem Moment ein unsittliches Angebot gemacht hätte, wäre sie auf ihn gesprungen und hätte ihn wie ein Cowgirl geritten. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatten ihre Lenden so sehr vor Verlangen gelodert.

‚Was zur Hölle ist gerade passiert?‘, fragte sie sich. War Wynn Wyatt soeben zu ihr gekommen und hatte ihr gesagt, dass sie einen guten Job mache? Solche Sachen passierten der realen Welt nicht. Ernsthaft, war das das Leben nach dem Tod? Wenn ja, warum war sie nicht vor Jahren gestorben?

Es war gut, dass ihr Telefon den ganzen Tag nicht mehr klingelte, denn hiernach war Lisa sich nicht sicher, ob sie noch hätte sprechen können. Ihr Tag mochte holprig begonnen haben, aber dies war zweifellos der beste Tag ihres Lebens gewesen.

Als es auf 18 Uhr zuging, wollte sie nicht, dass der Tag zu Ende ging. Als Tina kam, um ihre Zeitkarte zu unterschreiben, war Lisa fast zu Tränen gerührt.

„Wie war es?“, fragte Tina fröhlich.

„Fantastisch“, sagte Lisa und versuchte zu erklären, wie großartig das war, was geschehen war.

„Das ist großartig! Ja, die Leute in dieser Abteilung sind ziemlich cool. Wenn Sie möchten, können wir Sie für einen zukünftigen Auftrag in unsere Zeitarbeiterliste aufnehmen.“

„Sicher, das fände ich toll“, stimmte Lisa zu, sicher, dass sie nie wieder von ihnen hören würde.

Es war nicht so, dass Lisa nicht glaubte, dass sie gute Arbeit geleistet hatte. Sie war sich sicher, dass sie den Job vollkommen angemessenen erledigt hatte. „Wir fügen Sie unserer Liste hinzu“, war genau das, was die Unternehmen sagten. Trotz all der guten Arbeit, die sie den Firmen zufolge abgeliefert hatte, wurde sie nie wieder zu einem zweiten Auftrag in eine Firma zurückgerufen.

Lisa versuchte immer ihr Bestes, diese Tatsache nicht persönlich zu nehmen, aber wie sollte sie es sonst nehmen? Waren die Firmen denn wirklich nur auf der Suche nach einer Augenweide? Lisa wusste es nicht, aber es musste wohl etwas geben, weil sie nie zurückgerufen worden war.

Lisa machte sich Gedanken über ihre Rückkehr und beschloss, die Gelegenheit, die sie bei Moon X hatte, zu nutzen. Anstatt direkt hinauszugehen, nahm sie den langen Weg, der eine kurze Tour durch die echte Rakete umfasste. Unter allen anderen Umständen hätte sie Geld bezahlt, um es zu sehen. Sie würde also auf keinen Fall gehen, ohne einen kurzen Blick darauf zu werfen.

Als sie sich an der Rakete sattgesehen hatte, schlenderte sie beiläufig an Wynn Wyatts Büro vorbei. Die Tür war geschlossen. Soweit sie es beurteilen konnte, war er nicht da. Das war schade, aber wie viel mehr konnte sie vom Universum verlangen? Wynn Wyatt hatte bereits ohne guten Grund mit ihr gesprochen. Sie würde den Rest des Monats auf diesem Hoch surfen können.

Lisa verabschiedete sich endgültig von der Firma, von der sie so lange geträumt hatte, und verließ das Gebäude. Sie fragte sich, wie sie ihren Tag legitimerweise verlängern könnte. Was sollte sie jetzt tun, nach Hause gehen und immer wieder masturbieren? Sicher, es war eine vernünftige Option, aber sie konnte sich noch nicht dazu bringen, in die Einsamkeit ihres Zimmers zurückzukehren.

Abwesend in Richtung der viel zu stark befahrenen Autobahn gehend passte sie ihre Überquerung ab und fing an zu laufen. Auf keinen Fall sollten die Leute auf diese Weise zum Parkplatz gelangen. Wenn ja, dann mussten sie doch sicherlich zwei Ingenieure pro Monat verlieren?

Als Lisa sicher auf der anderen Seite war, entschied sie, dass das verrückte Design des Parkplatzes keine Rolle spielte. Sie würde ihn nie wieder benutzen müssen. Es war traurig für sie, das zu denken, aber der Tag war noch nicht vorbei. Sie hoffte immer noch, dass sie ihn noch ein bisschen weiter in die Länge ziehen könnte.

Sie saß leise am Steuer ihres Autos und hatte den Motor ausgeschaltet, als sie die Entscheidung fällte. Sie ging nie in Bars, aber sie würde die nächste Bar suchen und etwas trinken. Erwachsene taten das, nicht wahr? Klar, es war ein Mittwoch, aber wenn man nach der Arbeit einen Drink brauchte, brauchte man eben einen Drink. Und klar, ihr prickelnd aufregender Tag gab ihr Mut, den sie noch nie zuvor gespürt hatte.

Lisa fand per Suchmaschine eine kleine Bar in der Nähe, ließ ihr Auto an und fuhr dahin. Sie parkte davor. Die Bar war nicht sehr beeindruckend. Lisa fragte sich, ob dies eine Kneipe sein würde. Sie trat ein und stellte sich sofort ein Sprungbrett an der Tür vor. Das sagte Lisa alles, was sie wissen musste.

Lisa hatte nicht viel Erfahrung mit Bars und noch viel weniger mit Kneipen, entschied aber, dass dieser Ort ihr genügte. Lisa schlenderte durch den völlig leeren Raum zur Bar und nahm Platz. Die dicke, tätowierte Barkeeperin kam herüber, um ihr etwas zu trinken zu holen.

„Was kann ich dir bringen?“, fragte die Frau.

Das war eine gute Frage. Lisa konnte nur ein Bier trinken oder sie konnte etwas haben, das ihre Stimmung widerspiegelte. Im Moment war sie in Höschen-herunterlassen-Stimmung, speziell im Hinblick auf ihre eigene.

„Ich nehme einen Moscow Mule“, sagte Lisa, nachdem sie das in einer Fanfiktion erwähnte Getränk gesehen hatte.

Die tätowierte Barkeeperin warf ihr einen abschätzigen Seitenblick zu, ging dann aber, um das Getränk zuzubereiten. ‚Bestellten Leute im echten Leben keinen Moscow Mule?‘, fragte sich Lisa. ‚War das nur ein fiktives Getränk?‘

Als die Barkeeperin nach hinten ging, um einen Kupferbecher zu suchen, nutzte Lisa die Gelegenheit, sich umzusehen. Der Ort war tot. Für Lisa hätte es nicht perfekter sein können. Sie war in einer Bar, ohne tatsächlich mit Leuten zusammen sein zu müssen. Könnte ihr Glück noch größer werden?

Gerade als Lisa anfing, ihre für sie untypische Entscheidung zu loben, wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Eingangstür gelenkt. Anscheinend hatte sie sich zu früh gefreut. Denn während sie sich umsah, trat jemand ein und ging auf sie und die Bar zu. Als er den Hocker drei Plätze von ihrem eigenen unter all den freien Plätzen im Raum auswählte, wandte sich Lisa schnell ab und überdachte ihre offensichtlich fragwürdige Entscheidung auszugehen.

Musste er wirklich von all den Plätzen, auf denen er hätte sitzen können, genau dort sitzen? Es wäre, als würde jemand neben dir in einem leeren Kino sitzen. Wer tat so etwas? Verrückte Leute, die taten so etwas.

Lisa verlor ihren Wunsch zu bleiben und tat das Undenkbare. Sie sah zu dem sich höchst unpassend verhaltenden Mann hinüber. Es war nur ein Blick, aber es stellte sich heraus, dass es ausreichte. Sie erkannte ihn. Der Mann, der drei Sitze von ihr entfernt gesessen hatte, war der Traumvater von Klein Sebastian und Klein Thomas. Es war ihr hinreißender Vorgesetzter von Moon X.

Als sie ihn erkannte, änderte sich plötzlich alles. Lisa starrte verständnislos auf die Flaschenreihen vor ihr und fragte sich, was sie tun sollte. Würde er sie erkennen? Er musste, richtig? Sie hatte gerade den ganzen Tag mit ihm gearbeitet.

Außerdem war es nicht so, als könnte man sie einfach vergessen. Hatte sie sich nicht selbst gedemütigt, als sie das erste Mal in den Konferenzraum stolperte? Wer würde diese Person vergessen?

Lisa stöhnte, als sie sich an das Ereignis erinnerte. Sie fühlte sich wie ein Dämel. Sie erinnerte sich an alles und fragte sich, ob sie wollte, dass er sich tatsächlich an sie erinnerte. Sicher, es bedeutete, die Erinnerung an den kleinen Sebastian und Thomas zu entehren, aber sie würden ohnehin den Versuchungen des Supermodel-Lebens zwangsläufig zum Opfer fallen, also scheiß drauf.

„Weißt du, ob es einen Barkeeper gibt?“, fragte der gutaussehende Mann Lisa plötzlich.

Lisa, die teilweise ihre Identität verbarg, sah ihn nicht an, als sie antwortete. „Ja, sie ist hinten.“

„Oh. Okay“, sagte er und wurde wieder still.

Als die Stille zwischen den beiden wuchs, beschloss Lisa, dass sie sich lächerlich machte. Die beiden waren allein in einer Bar, und er arbeitete bei Moon X. Ihr einziger Grund, in die Bar zu gehen, bestand darin, die Zeit, die sie mit Wynn Wyatt verband, zu verlängern. Wenn ein Gespräch mit einem seiner Ingenieure nicht genau das erreichte, was zum Teufel würde das dann tun?

Lisa holte tief Luft und wehrte sich gegen das letzte Zögern. Sie sammelte sich und drehte den Kopf, um den hinreißenden Mann anzusehen. Während sie auf das unvermeidliche Wiedererkennen wartete, starrte sie ihn an und wartete darauf, dass er sich umdrehte. Als er sich ihr endlich zuwandte und sie anstarrte, lächelte Lisa schüchtern. Als würde er sie nicht erkennen, lächelte er sie ungeschickt an und sah dann weg.

Lisa war verwirrt. War dieser Typ einfach nur die unhöflichste Person, die sie jemals getroffen hatte? Sie entschied, dass es möglich war. Was jedoch noch möglicher und der beste Beweis für die Demütigung des Tages war, war, dass er sie nicht erkannte, obwohl sie den Tag zusammen verbracht hatten.

Lisa wirbelte herum und dachte über die Möglichkeit nach. Es war erst ein paar Stunden her, seit er sie angerufen und gebeten hatte, seine Schaltpläne in den Konferenzraum zu bringen. Sie war hereingestolpert und hatte einen Arm voll Papier auf den Schreibtisch geworfen. Wie konnte sie nicht auf die eine oder andere Weise in sein Gehirn eingebrannt sein? War sie wirklich so schnell zu vergessen?

Lisa zog ihren Schwanz ganz gehörig ein und wollte gerade aufstehen und gehen, als die Barkeeperin mit einem vollen Kupferbecher zurückkam. Jetzt konnte sie keinesfalls gehen. Was würde sie tun, eine Szene machen, als sie den leeren Raum durchquerte?

Als der Barkeeper das Getränk vor Lisa hinstellte, war Lisa überrascht, die Stimme des hinreißenden Mannes wieder zu hören.

„Das sieht cool aus! Was hast du bestellt?“, fragte er und zog Lisas Aufmerksamkeit auf sich.

Sie war sich nicht sicher, wie sie ihn behandeln sollte, und tat so, als wisse sie nicht, wer er war. „Es nennt sich Moscow Mule.“

„Ist es gut?“

Lisa wandte sich wieder dem Becher zu und nahm einen Schluck. Es war bestenfalls okay. „Ja, es ist wirklich gut“, sagte sie mit dem intensiven Blick der Barkeeperin auf sich.

„Weißt du was? Ich werde auch einen davon nehmen“, sagte der hinreißende Mann zu der verärgerten Barkeeperin.

Die Barkeeperin warf Lisa einen Blick zu, der sie wissen ließ, dass dies ihre Schuld war, und ging dann nach hinten, um einen weiteren Kupferbecher zu suchen.

„Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte der Prachtkerl Lisa leise.

„Ich denke, sie ist nur nervös. Vielleicht ist das einfach ihre Grundstimmung.“

Der wunderschöne Kerl kicherte. „Du hast vielleicht Recht.“

Als der Typ neben ihr lachte, wurde sie daran erinnert, wie gut er tatsächlich aussah. Was machte er hier? Und wenn dies sein Stammlokal war, warum war er dann nicht mit der Barkeeperin vertraut?

„Kommst du oft her?“, fragte sie, bevor ihr bewusst wurde, was sie sagte. „Oh, Moment mal. Das klang jetzt wie ein Aufreißspruch. Ich versuche nicht, dich abzuschleppen. Ich habe mich nur gefragt, ob du schon einmal hier warst, weil du die Barkeeperin nicht kanntest. Das ist alles“, sagte sie und gab ihr Bestes, um zurückzurudern.

Der Typ lachte wieder. „Oh, ich habe nicht gedacht, dass du dich an mich ranmachst.“

Lisa war sich nicht sicher, wie sie das aufnehmen sollte. Als sie überlegte, fuhr er fort.

„Ich war noch nie hier. Du?“

„Nein. Ich komme nicht aus diesem Stadtteil. Ich habe bei einem Job in der Nähe gearbeitet und mich entschlossen, hier etwas zu trinken.“ Sie war sich sicher, dass er endlich die Verbindung herstellen würde.

„Oh. Cool. Ja, ich hatte selbst einen herausfordernden Tag im Büro. Ich brauche wirklich etwas zu trinken“, sagte er, sich absolut nicht bewusst, mit wem er sprach.

„Wirklich?“, antwortete Lisa unfähig zu glauben, dass er sie immer noch nicht erkannt hatte.

Der Mann schüttelte den Kopf. „Ja, es war ein harter Tag.“

Lisa starrte ihn an und fragte sich, wie sehr sie versuchen sollte, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Nach einem Moment entschied sich Lisa dagegen. Wenn er sie jetzt nicht erkannt hatte, würde er es auch nicht mehr tun. Vielleicht war das eine gute Sache. Wenn er sie nicht erkannte, könnte sie ihn vielleicht fragen, ob er bei Moon X arbeite, ohne dass es peinlich wäre.

„Was ist bei der Arbeit passiert?“, fragte Lisa und begann sich zu entspannen.

Der Mann seufzte. „Ich kann nicht wirklich darüber reden.“

Lisa lächelte. „Was? Bist du ein Spion?“, fragte sie und tat so, als wüsste sie nicht, was er tat.

„Nein. Aber vielleicht bist du es“, sagte er mit einem charmanten Lächeln. Verdammt, dieser Mann sah gut aus.

„Sehe ich aus wie ein Spion?“, fragte sie aufrichtig neugierig.

„Nein“, sagte er mit einem Lachen.

Lisa täuschte Überraschung vor. „Nein? Dann warte mal ab. Lass es mich noch einmal versuchen“, sagte sie, bevor sie ihr bestes Spiongesicht machte.

Der wunderschöne Mann brach in Gelächter aus. „Ich sehe es jetzt. Ja, du bist definitiv ein Spion. Es ist gut, dass ich es dir nicht gesagt habe.“

„Ja, das ist gut“, stimmte Lisa zu.

„Was dagegen, wenn ich“, sagte er und deutete auf den Barhocker neben ihr.

Lisa starrte den Mann für einen Moment an und fragte sich, was los war. Wie hat sie das gemacht? Noch nie in ihrem Leben war sie so cool gewesen und hatte sich so locker mit einem Fremden unterhalten.

„Ja. Mach nur, wenn du keine Angst hast, dass ich dir all deine Geheimnisse entlocke“, sagte sie charmant.

„Ich denke, das geht schon klar“, sagte er und rutschte von seinem Stuhl auf den neben ihr. „Drew Winter“, sagte er, streckte die Hand aus und stellte sich vor.

Lisa überlegte, sich einen Namen auszudenken. Aber als sie bemerkte, dass es wahrscheinlich unmöglich war, dass er ihren Namen wusste, wenn er ihr Gesicht nicht erkannte, sagte sie ihm die Wahrheit. „Lisa Sammie.“

„Schön, dich kennenzulernen“, sagte er mit einem interessierten Lächeln. Er wollte gerade wieder sprechen und drehte sich um, als er sah, dass Lisas Augen davonschossen. Die Tresenfrau kam mit seinem Getränk zurück. „Danke“, sagte er, nachdem der Kupferbecher vor ihm platziert worden war.

„Was denkst du?“, sagte Lisa und forderte ihn auf, einen Schluck zu nehmen.

Die Barkeeperin starrte ihn immer noch an. Er probierte das Getränk und nickte dann zustimmend. „Mmm, wirklich gut“, sagte er und warf der Barkeeperin einen Blick zu. Die tätowierte Frau ging davon.

Lisa, die sie beobachtete, wartete darauf, dass sie außer Hörweite war. „Nun, was denkst du wirklich?“

Drew nahm einen weiteren Schluck und schmatzte mit den Lippen, als er es probierte. „Ich würde sagen nicht sehr gut, an der Grenze zu schrecklich.“

Lisa ergriff seinen Arm, während ihr Gesicht aufleuchtete. „Ich weiß, nicht wahr? Aber das konntest du nicht sagen, weil die Barkeeperin dich so angesehen hat.“

„Es war, als würde sie nur darauf warten, mich im Schlaf zu ermorden.“

„Nicht wahr?“, stimmte Lisa zu.

„Also was machen wir? Trinken wir es weiter?“

„Ich denke, wir müssen. In den Filmen wissen Leute wie sie immer, wo man wohnt“, erklärte Lisa.

„Oh mein Gott, du hast Recht. Wie machen wir es dann? Kippen wir den Drink einfach runter? Es gibt wahrscheinlich ein anderes Lokal in der Nähe, an dem es viel bessere Drinks gibt.“

„Nun, wir können es nicht langsam trinken. Das würde den Schmerz nur verlängern.“

„Okay, dann kippen wir es hinter.“ Drew ergriff seine Kupfertasse und ermutigte Lisa, dasselbe zu tun. „Worauf sollen wir trinken?“

Lisa hielt ihre Tasse hoch. „Auf Mutter Russland. Moment mal, habe ich das laut gesagt? Ich meinte Amerika. Auf Amerika natürlich.“

Drew lachte. „Auf Amerika … natürlich.“

Beide gossen sich ihre Getränke in den Mund und schluckten, bis sie alle waren. Lisa atmete aus und versuchte, ihren brennenden Hals zu beruhigen, während Drew hustete.

„Reibungslos“, sagte Drew humorvoll. „Können wir bitte die Rechnung bekommen?“, sagte er in Richtung der Barkeeperin.

Lisa beugte sich auf der Suche nach ihrer Handtasche vor, als Drew sie aufhielt. „Nein, gestatte es mir. Ich muss mich bei dir für diese großartige Empfehlung für einen Drink bedanken“, sagte er laut.

„Oh, natürlich“, antwortete sie so laut, dass die Barkeeperin es hören konnte. Während die Barkeeperin auf die Registrierkasse starrte, beugte sich Lisa zu Drew. „Ich denke, sie plant immer noch, uns im Schlaf zu töten.“

Drew warf einen Blick auf die ahnungslose Frau. „Ich denke, du hast Recht. Lass uns von hier verschwinden“, sagte er, bevor er Bargeld aus seiner Brieftasche holte und es auf der Bar liegen ließ.

Beide flohen schnell nach draußen und lachten. Lisa bemerkte, als Drew sie kameradschaftlich berührte. Lisa fragte sich erneut, was hier los war.

„Also, wohin sollen wir als nächstes gehen?“, fragte Drew begeistert, als sie draußen waren.

„Ich weiß nicht. Hast du nicht gesagt, dass du etwas kennst?“

Daran erinnert nahm Drew sein Handy heraus und durchsuchte Yelp. „Etwa anderthalb Kilometer entfernt befindet sich eine weitere Bar.“

„Wie heißt sie?“

„Das feuchte Loch.“

„Ist das dein Ernst?“

Drew lächelte. „Ich mach nur Spaß. Es heißt Die Achselhöhle.“

„Komm schon.“

„Nicht wirklich. Schau doch. Es heißt Die Achselhöhle.“

Lisa schaute auf sein Handy. „Dann müssen wir definitiv da hingehen.“

„Genau das habe ich mich auch gedacht. Wir treffen uns dort?“, fragte Drew und ging bereits zu seinem Auto.

„Ich werde dich dort treffen“, sagte Lisa und sah ihm nach.

Lisa stieg in ihr Auto und sah zu, wie Drew losfuhr. Was lief da zwischen ihnen beiden? Lisa hatte nicht viel Erfahrung im Aufreißen, aber es fühlte sich so an, als würde genau das vonstattengehen. Sobald ihr das auffiel, wurde sie von Panik überwältigt.

Lisa war natürlich keine Jungfrau. Während des Studiums hatte sie mehr als einmal das Vergnügen gehabt, ungelenken Sex zu haben. Aber das war College. Du durftest dich mutig trinken und im College schlechte Entscheidungen treffen. Aber sie war jetzt erwachsen. Sie sollte so etwas nicht machen.

Und dies war ihre Gelegenheit, es zu beenden. Drew war zur nächsten Bar gefahren. Sie konnte nach Hause fahren und ihn nie wieder sehen.

Aber warum sollte sie das tun? Hier war ein Typ, der heißer war als jeder andere, den sie jemals getroffen hatte. Er arbeitete für Moon X und kannte Wynn Wyatt. Und sie verstanden sich wirklich gut. Warum sollte sie nach Hause gehen?

Der einzige Grund wäre, dass sie sich in ihrem Zimmer verstecken könnte. Aber vor was verstecken? Vor dem Leben? Sich unwohl fühlen? Wie konnte sie sich die Chance entgehen lassen, Zeit mit dem besten Mann zu verbringen, den sie womöglich jemals treffen würde? Und wenn die Nacht zu Sex führte – vielleicht war es der Alkohol, der einsetzte –, klang das fantastisch.

Lisa spürte ein unerklärliches Selbstvertrauen in sich aufsteigen und entschied, dass es unmöglich war, die Chance verstreichen zu lassen, einem so hinreißenden Mann in der nächsten Bar Gesellschaft zu leisten. Sie gab den Namen der Bar in Google ein, und die Wegbeschreibung wurde angezeigt. Als sie dort hinfuhr, sah sie, dass Drews Auto bereits geparkt war. Als sie auf den Parkplatz fuhr, stieg er aus, um sie zu begrüßen.

„Bist du bereit für Die Achselhöhle?“, fragte er voller spielerischer Verführung.

„Du weißt es, großer Junge“, scherzte sie zur Antwort.

Drew bot ihr seinen Arm an, als betrete er ein feines Restaurant. Lisa ergriff ihn und zeigte ihre beste Parodie des Adels.

Das Innere der Bar erfüllte alle ihre Erwartungen, wie ein Ort namens Die Achselhöhle aussehen würde. Wenn eine Kneipe einen hässlichen Cousin hätte, wäre er das gewesen. Das Lokal brauchte den Alkohol, größtenteils als Desinfektionsmittel. Aber Lisa entschied, dass es ihnen gutgehen würde, solange sie den Boden, die Wände, die Bar oder einen der Gäste nicht berührten.

Sie verweilten dort ebenfalls nur für einen kurzen Drink. Nachdem sie ihre White Russians geleert hatten, standen sie wieder vor ihren Autos.

„Sollen wir weitermachen?“, fragte Drew und hatte eindeutig Spaß.

„Oh, jetzt sind wir auf einer Tour durch beschissene Kneipen. Wir sind jetzt nicht mehr aufzuhalten“, erwiderte Lisa und amüsierte sich allen Ernstes großartig.

„Willst du eigentlich dein Auto hierlassen, während ich fahre? Ich kann dich zurückbringen.“

Lisa glaubte, die Frage zu verstehen, die er stellte, und mit zwei Drinks intus wusste sei, was sie wollte. „Ja, du kannst fahren“, meinte sie und wollte, dass er die Kontrolle übernimmt.

Die letzte Bar war etwas anders. Es war ein Lokal namens Das Mannloch. Drew hatte ein wenig gezögert, als er darüber nachdachte, dass es sich um eine Schwulenbar handelte. Angespornt und begeistert von der zusätzlichen Möglichkeit, zwei Männer im wirklichen Leben küssen zu sehen, wollte Lisa unbedingt hinein.

„Wenn du eine Tour durch die beschissensten Bars in Los Angeles machst, wie könntest du eine Bar mit solch einem Namen ablehnen?“, argumentierte sie überzeugend.

Als Lisa und Drew eintraten, waren sie sich einig, dass Das Mannloch aus der Perspektive einer beschissenen Kneipe all ihre Erwartungen erfüllt hatte. Es war der muffigste Ort, den sich beide hätte vorstellen können. Und was das Ganze abrundete, war der Barkeeper, der schielte.

„Tanz mit mir?“, fragte Lisa und fühlte sich erstaunlich frei von all ihrer sonst so sozialen Unbeholfenheit.

 „Wirklich? Hier?“, fragte Drew eindeutig unbehaglich, nahm es aber locker.

Lisa stand auf und fing an, zur Musik der siebziger Jahre zu grooven. „Na sicher. Hörst du diese feinen Discomelodien? Willst du das wirklich verpassen?“

Drew gab nach, verließ ihre Tischnische und folgte Lisa auf die leere Tanzfläche. Lisa wusste, dass alle in der Bar sie anstarrten. War es, weil sie irgendwie falsch tanzt? War es, weil sie die erste Frau war, die das Haus betrat? Wer konnte das schon sagen und wen interessierte es? Sie hatte drei Drinks und tanzte mit dem heißesten Kerl, den sie jemals getroffen hatte. Das Leben war gut.

Lisa tanzte nah genug, dass ihre Brüste seine straffe Brust streiften, und blickte in seine stahlgrauen Augen. Sie schienen sie so sehr zu wollen, wie sie ihn wollte. Die einzige Frage war, warum er sie nicht küsste. Als er seine Hände auf ihre kurvigen Hüften legte und sich nach unten beugte, wurde die Frage irrelevant.

Drew küsste sie wie eine Wüste, die den Regen aufsaugte. Er brauchte sie. Er teilte ihre Lippen und nahm sie. Und als seine Hände ihren Hintern entlangfuhren und zwischen ihre Beine rutschten, brauchte Lisa ihn auch.

„Ich wohne hier in der Nähe“, kam der Vorschlag von ihm.

„Ja“, antwortete Lisa, sich sicher, dass sie es besser nicht hätte tun sollen.

Drew warf noch schnell mehr Geld auf den Tisch, nahm sie bei der Hand und führte sie hinaus. Lisa verließ den Parkplatz immer noch zu Fuß und stellte fest, dass er nicht übertrieben hatte. Seine Wohnung war sehr nah. Die beiden eilten den Bürgersteig hinunter, bogen nach einem halben Block die erste Linke ein und betraten dann die Glastüren eines Wohnungskomplexes.

Sie verließen den Aufzug im dritten Stock, und Lisa streckte die Hand aus und hielt Drew an der Seite seiner Hüfte fest. Er bestand fast ausschließlich aus Muskeln. Darüber hinaus spürte sie seine spannende Jeans. Sein Schwanz war nicht nur hart, sondern auch groß.

Lisa verlor sofort die letzte ihrer Hemmungen und tastete an seiner Hüfte nach seinem Schwanz. Als sie ihn fand, hielt er an. Er konnte sie nicht länger ignorieren, drehte sich um, packte ihren Nacken und küsste sie erneut fest. Diesmal verschränkte sich seine Zunge mit ihrer und zog sie in sich hinein.

Lisa gab sich seinem Willen hin und fiel nach hinten. Sie befanden sich noch im Flur, und Lisa schlug gegen eine Wand. Drew, der ihre Brust in seiner Hand hatte und sie massierte. Lisa, die vor Sehnsucht stöhnte und nach seinem Gürtel griff.

Die nächsten Sekunden waren ein Blitz der Lust und Begierde. Lisa öffnete die Hose, griff hinein und zog seinen Schwanz heraus. Sie hatte recht. Er war groß. Er reichte ihr bis auf halber Höhe ihres Arms, und ihr Atem ging stoßweise. Sie brauchte ihn in sich, und sie brauchte ihn jetzt.

Drew, der vergaß, wo er war, brauchte keine Ermutigung mehr. Er griff unter ihr Kleid und schob seine Hand zwischen ihre Beine. Sogar seine Finger waren groß. Geschwollen und feucht von seiner Berührung, löste sie ihre Lippen von seinen und wirbelte herum, um ihm ihren spitzenbedeckten Arsch zu präsentieren.

Er drückte ihren üppigen Hintern und ließ seine Hand zwischen die Spitze und ihre Haut gleiten. Die Empfindung war herrlich. Als seine Finger sich ihrem Schritt näherten, spürte sie die Elektrizität und schlug den Kopf zurück. Dann, als seine andere Hand hinzukam und sie von ihrem Höschen befreite, bereitete sich Lisa auf das vor, von dem sie wusste, was als nächstes kam.

Als der Kopf von Drews Schwanz gegen Lisas Möse drückte, war es mit Autorität. Sie fühlte, wie jeder steinharte Zentimeter von ihm sie erfüllte. So sehr sie auch dachte, dass sie dazu bereit war, so war sie es nicht. Der Schock seines Umfangs ließ sie erstarren. Erst als er komplett in ihr war und die Richtung umkehrte, konnte sich Lisas Körper entspannen und war bereit, ihn komplett zu schlucken.

Mit jedem Stoß kam Lisa dem Orgasmus gefährlich näher. Sie konnte fühlen, wie die Elektrizität langsam ihren Oberschenkel hinaufstieg. Ihre Beine wurden schwach. Und mit der Basis seines Schafts, der wie ein Maestro ihren G-Punkt strich, hob jeder Stoß das Orchester dazu an, diese dicke Dame zum Singen zu bringen.

Lisa war es egal, wo sie war. Als sie zum Orgasmus kam, kreischte sie wie eine Sopranistin. Drew umklammerte ihre Brust und packte sie fest. Mit geballten Fäusten drückte sie sich gegen die Wand, griff nach hinten und berührte seinen Körper. Sie fand seinen Arsch, und es war das letzte bisschen, was er noch brauchte, bevor er seine Pobacken anspannte und ein zurückhaltendes Ächzen entließ.

Schwer keuchend hörte Drews Geficke auf. Er hielt den Atem an und beugte sich nach vorn auf Lisas Rücken. Die Art, wie er sie berührte, ließ sie glauben, sie könnten für immer in ihrer Umarmung bleiben. Doch als sie das Rumpeln der sich öffnenden Aufzugstür hörte, zog Drew seinen immer noch harten Schwanz schnell heraus und stolperte zu der Tür, die ihnen am nächsten stand.

Lisa spürte, wie Drews Dringlichkeit in ihren Schleier der Euphorie eindrang, und tat, was sie konnte, um sich zusammenzureißen und sich Drew an seiner Tür anzuschließen. Als er an seinen Schlüsseln herumfummelte, drückte sie ihre Brust gegen seinen Rücken. Immer noch voller aufgeputscht von ihrem orgastischen Vergnügen kicherte sie über alles, was vor sich ging. Und als sich die Fahrstuhltüren öffneten und Lisa glaubte, dass sie erwischt werden würden, ergossen sich die beiden nach vorne und die Wohnungstür schloss sich hinter ihnen.

„Haben sie uns gesehen?“, fragte Lisa verzückt von der Idee.

„Ich weiß es nicht. Haben sie uns gesehen?“, fragte Drew amüsiert.

„Sie haben wahrscheinlich meinen Arsch gesehen“, gab sie zu.

„Dann hatten sie Glück.“

„Willst du meinen Arsch sehen?“, sagte sie lächelnd und zeigte ihm ihre von Kleid verdeckte Hinterseite.

„Nein. Ich will deinen ganzen Arsch sehen. Ich möchte alles von dir sehen“, stellte er klar.

Lisa, immer noch hoch vom Orgasmus und betrunken von ihrer abendlichen Tour, liebte alles, was vor sich ging. Wortlos sah sie sich um. Es war eine schöne Wohnung, aber das spielte kaum eine Rolle. Sie musste nur wissen, womit sie arbeitete.

Sie fand die Couch, trat vor sie und bedeutete ihm, sich zu setzen. Sofort setzte sich Drew, streckte die langen Arme aus, lehnte sich zurück und spreizte die Beine. Er machte es sich bequem und beobachtete die schöne Frau vor sich an. Lisa erwiderte den Blick, schleuderte ihre Schuhe fort und berührte verführerisch ihre mit Kleidern bedeckten Brüste.

Drew liebte, was er sah, und griff nach einer Fernbedienung. Er schaltete die Musik ein, und Lisas Hüften wiegte sich verführerisch. Sie umkreiste ihren vollen Busen mit der Fingerspitze und beobachtete ihn, als sie ihr Oberteil öffnete. Sie streifte es ab, zog ihr Kleid zu ihren Beinen hinunter und trat es anmutig zur Seite.

Jetzt nur noch in BH und Slip drehte Lisa Drew den Rücken zu und bot ihm eine ganze Show. Lisas Körper war vielleicht nicht perfekt, aber sie wusste, dass sie einen tollen Hintern hatte. Sie schwang ihn von einer Seite zur anderen und lenkte Drew damit ab, während sie hinter ihren Rücken griff und ihren BH öffnete. Als auch dieser auf dem Boden aufkam und ihre Augen wieder einander gefunden hatten, drehte sie sich um und hob die Hände hoch in die Luft.

Als Lisa für ihn tanzte, war Drew zweifellos erregt. Sein pralles Ding steckte in seiner noch geöffneten Hose. Dies war das erste Mal, das Lisa es sehen konnte. Es war beeindruckend.

Lisa tanzte weiter und machte ihre Bewegungen ausladender und temperamentvoller, bis Drew es nicht mehr aushielt. Er stand auf und nahm Lisas Hände. Er führte sie ins Schlafzimmer, und sie kletterte auf das Bett. Sie kniete sich ihm gegenüber und ihre üppigen Körbchen wackelten vor ihr.

Jetzt war Lisa an der Reihe, Drew beim Ausziehen zuzusehen, und Gott, Drew hatte einen guten Körper. Seine gerade freigelegten Bauchmuskeln spannten sich, und seine starken Schenkel waren perfekt. Der Mann war perfekt.

Als sein vollkommen nackter Arsch zu ihr aufs Bett kam, bewegte er sofort seine Lippen zu ihrer Brustwarze. Er fuhr langsam über den Rand ihres Warzenhofs, und sie schmolz in seinen Armen.

Während Lisa sich zurücklehnte, ließ Drew sie auf das Bett sinken. Lisa fühlte sich von mehr als nur dem Alkohol betrunken und verdrehte die Augen. Die Wärme seiner sanften Liebkosung war erstaunlich.

Drew befriedigte ausgiebig eine Brustwarze und küsste sich dann über die Brust zur anderen. Drew nahm sich die Zeit, es richtig zu machen und schnippte sanft mit seiner Zunge die Spitze ihrer Brustwarze. Die Empfindung brachte sie um den Verstand.

Drew ließ Lisa verzweifelt nach mehr zurück, ließ seine großen, warmen Hände auf ihren Brüsten und küsste sie nach unten entlang der Wölbung ihres Körpers. Er verfehlte keinen Zentimeter und fuhr fort, bis er ihre Taille passierte und ihren Kitzler berührte. Dort verweilte er. Er drückte seine Zunge fest gegen ihr Knöpfchen, und Lisa stöhnte.

Drew sah das als sein Signal und ließ als nächstes ihre Brüste los und schob ihre Schenkel auseinander. Dieser Teil war neu für Lisa. Sie hatte schon vorher Sex gehabt, aber noch nie hatte sich ein Mann bei ihr auf die Reise in südliche Gefilde aufgemacht. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde. Aber als seine Zunge ihren Kitzler aus ihrem geschwollenen Fleisch entblößte und er anfing, den Kopf hin und her zu schütteln, verlor sie fast den Verstand.

Seine Zunge elektrisierte sie. Es war, als würde ihr Kitzler ständig von einem Taser geschockt. Sie wollte sowohl, dass es sofort aufhörte, als auch, dass es für immer weiterging.

Lisas zweiter Orgasmus der Nacht war wie eine Explosion von Feuerwerkskörpern zwischen ihren Beinen. Sie wollte schreien, konnte aber nicht. Es war, als wäre jeder Nerv in ihrem Körper erregt worden. Es fühlte sich besser an als alles, was sie jemals erlebt hatte. Und als Drew sich weigerte nachzugeben, wurde das Gefühl immer intensiver, bis Lisa, die nicht mehr atmen konnte, langsam ohnmächtig wurde.

Lisas Verstand prickelte, als sie wieder zu sich kam. Mit gekreuzten Beinen und Händen, die ihre Möse der Wärme wegen umklammerten, suchte sie nach Drew. Sie fand ihn auf allen vieren über ihren Beinen. Plötzlich wollte sie dringend, dass er sie hielt, und sie hätte nicht glücklicher sein können, als er zu ihrem Oberkörper krabbelte und genau das tat.

Als Drew langsam an ihre Seite trat, versank Lisa tiefer in ihrem Ozean der Freude. Als Drew seine Arme um sie schlang und sie hielt, wollte Lisa, dass er sie nie wieder losließ. Die Wärme seines Körpers, die Stärke seines Griffes – sie hätte für immer bei ihm liegen können. Und als sie all dies dachte, schlief sie schließlich ein.

Lisa hatte in dieser Nacht wundervolle Träume. Aber das war, bevor sich ihre Träume wandelten. Was ihr Unterbewusstsein schnell beherrschte, waren Bilder anderer sexueller Begegnungen. Es waren nicht nur ihre spärlichen sexuellen Erfahrungen. Es waren alle, von ihrem Schwarm in der zweiten Klasse, Marcus Washington, dem niedlichsten Jungen in ihrem Jahrgang, bis zu dem Kerl, an den sie sich im College herangeschmissen hatte.

Was all diese Erfahrungen trübte, war ihre unvermeidliche Unbeholfenheit. Egal, wie sehr sie es versucht hatte, sie hatte nie herausgefunden, welche Regeln es gab.

Klar, es gab Strecken, in denen sie es vortäuschen konnte, das Leben nach ein paar Drinks. Aber bald darauf würde sie ihn wiedersehen, und sie würde ihre bestmögliche Parodie des Rainman abgeben.

Es war dieser Gedanke, der sie in einer Schweißlache aufwachen ließ. Mit weit aufgerissenen Augen merkte sie, dass es noch etwas dunkel war. Sie konnte keine Uhr sehen, aber sie schätzte wohl, dass es irgendwann gegen 5 Uhr morgens war.

‚Wenn er nicht wach ist, könnte ich immer noch hier raus‘, dachte sie verzweifelt und hoffte, dass er noch schlief.

Lisa wachte mit Blick zur Wand auf und drehte langsam den Kopf. Auf der Suche nach dem Mann, den sie sich gewünscht hatte, hatte sie mitten in der Nacht aufgehört zu existieren und fand ihn mit dem Rücken zu ihr. Schlief er? War er genauso wach wie sie? Schlimmer noch, war er ein leichter Schläfer, der aufwachen würde, wenn das Bett während ihrer Flucht wackelte?

Lisa lag leise da und starrte ihn an. Es gab nur einen Weg, dies herauszufinden. Sie musste aufstehen und es tun, bevor er aufstand, um sich auf die Arbeit vorzubereiten.

Sie ging langsam zur Bettkante und erstarrte, als er sich bewegte. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie sicher war, dass er es hören konnte. Lisa fühlte sich schrecklich, dass sie so heftig auf den Typen reagierte, der wohl der tollste Kerl sein musste, den sie sich jemals vorstellen konnte. Aber es war, was es war.

Vielleicht sollte sie mit niemandem zusammen sein. Es war ein schrecklich herzzerreißender Gedanke, aber keiner, für den sie gerade Zeit hatte. Es hatte Priorität für sie, so schnell wie möglich von dort wegzukommen. Die Konsequenzen ihres Handelns ließen sich am besten aus der Sicherheit ihres eigenen, warmen und sicheren Bettes beurteilen.

Lisa ließ Drews Körper zur Ruhe kommen und rutschte mit dem ersten Bein von der Seite des Bettes auf den Boden. Als das ihn nicht kümmerte, rutschte sie weiter hinüber und tat dasselbe mit ihrem zweiten Bein. Als sie das tat, entdeckte sie, wie laut es war, über das Bett zu rutschen.