MAMIS GROßER JUNGE

Grace schaute Dillon an als er sich streckte, um den Duschkopf zu drehen. Der nackte Rücken ihres neuen Stiefsohnes war muskulöser als sie es sich jemals hatte vorstellen können. Sie kannte ihn seit er 14 war und nun, mit 18 Jahren, war er ein  strammer Mann.

Grace hatte angefangen für Dillons Vater zu arbeiten, direkt nachdem seine Frau gestorben war und als Sekretärin eines verwitweten Geschäftsführers, kamen auch eine Reihe von familiären Pflichten auf sie zu. Alles begann da mit, dass sie an Dillons 14. Geburtstag dachte und da sein Vater zu dieser Zeit auf Geschäftsreise war, brachte Grace ihm sein Geschenk.

Als sie ihren zukünftigen Stiefsohn das erste Mal sah, war sie ganz erstaunt. Sein schmales Gesicht war sonnengebräunt, die Augen dunkelblau und sein braunes Haar von der Sonne gebleicht. Er war ein wenig größer als andere Jungen in seinem Alter, aber besonders auffällig war seine „alte Seele“. Grace fiel auf, dass Dillon wenig sprach, aber wenn er etwas sagte, war sein Herz voller Wärme und Tiefe, so dass sie nicht aufhören konnte ihn anzuschauen.

„Das ist von deinem Vater“, sagte Grace als sie ihm das schön eingepackte Geschenk gab. Dillon sah sie an und durchschaute ihren Versuch seinen Vater in einem besseren Licht darzustellen. Dillon wusste mittlerweile, wer sein Vater war und nun mit 14 Jahren hatte er nicht mehr das Gefühl etwas anderes vorzugeben. „Ich danke Ihnen für das Geschenk, Miss Evans“, entgegnete er.

Grace dachte darüber nach für die Ehre seines Vaters zu kämpfen, aber sie wusste, dass Dillon sie sofort durchschauen würde. „Gerne. Aber er hat dafür bezahlt, Du solltest Dich bei ihm bedanken.“

Dillon lächelte die schöne, braunäugige, dunkelhaarige Frau vor ihm an. Sie sah jünger aus als seine Mutter, aber war genauso gut in Form. Seine Mutter hatte viele Stunden im Fitnessstudio verbracht um so auszusehen, also nahm er an, dass diese langbeinige Frau, die soviel Dekolletee zeigte, ähnlich engagiert war.   

Er schaute sie weiter an. Sie erinnerte Dillon noch auf zwei andere Arten an seine Mutter: Sie war genauso schön und genau wie seine Mutter, log ihn diese schlanke Schönheit mit dem schmalen Gesicht nicht an.

„Arbeiten Sie gerne für meinen Vater?“, fragte er neugierig. Grace schaute sich den hübschen Jungen an und fragte sich, wie viel sie von ihrem wahren Ich zeigen könnte.

„Er ist ein guter Chef. Er verlangt viel, aber das tun die meisten Geschäftsführer. Ich bin froh, für ihn zu arbeiten.“

„Das ist gut“, entgegnete Dillon, aber sein folgendes Schweigen drückte noch viel mehr aus.

„Machst Du dein Geschenk nicht auf?“ Dillon widmete sich der extravagant verpackten Kiste. Das Papier aufreißend, wedelte er mit den Spielen in seiner Hand. „Oh wow! Die wollte ich unbedingt“, sagte Dillon mit zurückhaltendem Enthusiasmus. „Ich hatte sie mir von meinem Vater gewünscht. Ich hatte nicht geglaubt, dass ich sie bekommen würde.“ Dillon schaute zu Grace auf. „Sie haben meine Nacht gerettet.“

Graces Herz schmolz dahin, als sie das hörte. Sie konnte nicht sagen, ob es einstudierte Dankbarkeit oder echte Wertschätzung war, aber seine Worte erzeugten ein leichtes Kribbeln in ihr. Die Vorstellung, dass sie die Nacht dieses einsamen Jungen zu etwas Besonderem machen könnte, befriedigte etwas in ihr, von dem sie nicht einmal wusste, dass es da war. Sie konnte spüren, wie sie innerlich zu strahlen begann.

„Passt jemand heute Nacht auf dich auf?“, fragte Grace und schaute sich in dem scheinbar leeren Haus um.

„Ja, Mrs. Fernando. Sie ist unsere Haushälterin.“ „Wo ist sie?“ „Sie ist in ihrem Zimmer und schaut fern. Möchten Sie etwas essen? Ich kann sie holen.“

Grace schaute den Jungen an, sie wollte mehr über ihn erfahren und wusste, dass es Zeit wäre für sie zu gehen. „Nein, ich wollte nur sicher gehen, dass du nicht alleine hier bist.“ „Nein.“ „Habt ihr beiden denn etwas Besonderes zu deinem Geburtstag gemacht?“, fragte Grace besorgt darüber, was er wohl sagen würde.

„Nein. Sie weiß es gar nicht“, sagte Dillon und verlor den Kampf seine Gefühle zu verstecken. Graces Herz brach, als sie den sanftmütigen, jungen Mann vor sich ansah. „Das tut mir leid.“ Graces Mitleid betrübte Dillon noch mehr.

„Weißt du was? Ich bin dafür berüchtigt, unglaublich gut „Gears of War“ zu spielen. Ich wette, ich kann dich in jedem deiner neuen Spiele in zwei von drei Spielen schlagen. Es darf nur keins sein, in dem du schon Übung hast. Wir müssen ja unter den gleichen Bedingungen spielen.“

Dillons Augen fingen an zu strahlen. „Sie spielen Videospiele?“ „Natürlich spiele ich. Hast du nicht gesehen, welche Spiele ich für dich ausgesucht habe? Was, dachtest du, ich hätte den Verkäufer gefragt, welche ich kaufen soll?“