INSELZUCKER: PREQUEL

Devlin sah aus dem Fenster, während sich das Flugzeug dem Zielort näherte. Das Wasser, das die Insel umgab, war so klar, dass Devlin sich sicher war, dass man bis zum Grund sehen konnte. Er würde das erstes Mal auf den Bahamas sein. Dies war ein Ort, den er schon immer einmal hatte besuchen wollen.

Devlin wusste allerdings nicht, ob sich viel Gelegenheit bieten würde, den Sehenswürdigkeiten einen Besuch abzustatten. Diese Reise war ausschließlich geschäftlich. Nach drei Jahren der Forschung, zwei Jahren des Verhandelns und dem Einsatz seines gesamten Vermögens, war er nah dran, den Vertrag abzuschließen, der ihn zu einem der reichsten Männer der Welt machen würde. Es gab nur eine Sache, die ihm im Weg stand. Sein Name war Sergio Ortega, und Devlin würde sein Wochenende mit Sergio und dessen Frau auf einem Anwesen namens Nygard Cay in Nassau verbringen.

„Bitte bereiten Sie sich auf die Landung vor“, kündigte der Kapitän über das Lautsprechersystem an.

Devlin brachte seinen Sitz wieder in eine aufrechte Position und sah nach draußen, als die Insel immer näher kam. Er ging noch einmal seine Gesprächspunkte durch. Sergio war der größte Aktionär einer Biotech-Firma, die die zwei Firmen, die Devlin sieben Jahre lang hatte wachsen lassen, erwerben wollte. Er wusste nicht, warum der Vorstand von Sergios Firma dem Zusammenschluss zugestimmt hatte, während Sergio das nicht tat. Doch wenn er nicht auf der Straße enden wollte, müsste er es herausfinden und Sergios Meinung ändern.

Nachdem das Flugzeug gelandet war, nahm Devlin sein Gepäck und verließ das Flugzeug. Er stieg die Stufen hinunter und trat in die glühend heiße Sonne. Er war entsetzt, wie heiß sie war. Beim Überqueren der Rollbahn in Richtung Flughafen wurde ihm bewusst, dass es nicht die Hitze war, sondern die Luftfeuchtigkeit. In New York war es definitiv auch feucht, aber was er jetzt erlebte, war gleichsam wie das Laufen durch Suppe.

Er öffnete zwei Knöpfe seines maßgeschneiderten Anzughemds und war erleichtert, das klimatisierte Gebäude zu betreten. Er schlängelte sich durch die Gänge, ließ die Warteschlangen hinter sich und freute sich nicht, wieder in die Hitze hinaus zu müssen. Doch er wusste, dass draußen ein Auto auf ihn wartete, also holte er sich sein Gepäck, öffnete einen weiteren Knopf und wagte sich vor.

Er betrachtete die Gesichter hinter der Absperrung und machte einen Mann mit einem Schild aus.

„Ich bin Devlin“, sagte er beim Näherkommen.

„Bitte hier entlang, Sir“, sagte der Mann mit einem Singsangakzent.

Devlin wurde zu einem SUV gebracht und war wieder erleichtert, die Klimaanlage zu spüren. Die Temperatur war wahrhaftig ein Schock für seinen Körper. Er fragte sich, wie englische Soldaten es hatten aushalten können, in den 1800ern ihre Uniformen zu tragen. Diese Zeit der Geschichte hatte Devlin schon immer fasziniert, und sehr viel des davon interessantesten Teils hatte sich in den bahamischen Gewässern zugetragen.

„Ist es immer so warm?“, fragte Devlin und lehnte sich vor.

„Das ist noch gar nichts, Sir. Sie sind gekommen, als es noch kühl war.“

Das leichte Lächeln auf dem Gesicht des Fahrers verriet Devlin, dass er sich einen Scherz erlaubte. Der Fahrer nahm ihn ein wenig auf den Arm. Devlin entschied sich, darauf einzusteigen.

„Ja, ich habe Geschichten gelesen, dass die Vögel hier manchmal einfach in Flammen aufgehen“, scherzte Devlin.

„Das haben Sie auch gelesen?“, sagte der Fahrer hocherfreut, dass Devlin mitmachte. „Ich habe es gesehen. Das passiert hier ständig.“

Devlin lächelte und lehnte sich zurück. Der Humor des Fahrers hatte geholfen. Sicher war es heiß, aber es war nicht wirklich so heiß. Er würde sich locker machen müssen. Alles, was er über Sergio erfahren hatte, sagte ihm, dass Sergio nicht gut auf zu verspannte New Yorker Typen reagierte.

„Waren Sie zuvor schon mal auf Nygard Cay?“, fragte der Fahrer ihn.

„Nein. Das ist mein erstes Mal auf den Bahamas. Ist es schön hier?“

„Ich denke, es wird Ihnen gefallen. Erinnern Sie sich an die Sendung ‚Lifestyle der Reichen und Berühmten‘?“

„Ich glaube schon“, erwiderte Devlin.

„Es ist ein paar Mal in der Show vorgekommen. Sie haben auch ein paar andere Fernsehsendungen dort aufgenommen. Es ist eines der größten Anwesen der Welt.“

Devlin dachte über das Gehörte nach und wandte seine Aufmerksamkeit dann auf das Geschehen außerhalb des Fensters. Die Vegetation war anders als alles, was er in den Vereinigten Staaten gesehen hatte. Es gab dürre Kiefern und eine Unzahl an Blumen. Devlin wusste nicht, ob er schon einmal so viele Blumen gesehen hatte.

Alles an diesem Ort entspannte ihn. Er begann, sich für das wichtigste Geschäftstreffen seines Lebens bereit zu fühlen. Als sie die umzäunte Nachbarschaft erreichten, in der Nygard Cay lag, wusste er, dass er bald da war.

„Dort lebt Sean Connery“, sagte der Fahrer und deutete auf ein bescheidenes zweistöckiges Haus.

„Es ist nicht sehr eindrucksvoll“, sagte Devlin neckend.

„Das ist es nur, weil Sie das Preisschild nicht kennen. Das kleine Häuschen kostet Millionen und Abermillionen Dollar.“

Devlin schaute es sich noch einmal an. Dieses Haus wäre von der Art her das, was er sich erträumte. Devlin kam aus einfachen Verhältnissen. Er hatte sich nach oben gearbeitet. Die Tatsache, dass er drauf und dran war einen Milliardendollarvertrag abzuschließen, zeugte von seiner Beharrlichkeit. Obwohl er sich vor einigen Jahren zum Millionär gemacht hatte, brannte Devlin darauf, diesen letzten Schritt zu gehen, um einer der erfolgreichsten Menschen des Planeten zu werden.

Devlin sah nach vorn zum Tor am Ende der Straße. Darüber befand sich ein ausgebreitetes Schild, das ihnen sagte, dass sie am Ziel angekommen waren. Sie wurde mit einem Nicken des Wächters eingelassen und befanden sich sofort umringt von einem Hain voller Kokosnussbäume. Etwas weiter entlang der Straße lagen dem Anschein nach Urlaubsbungalows. Die Gebäude hatten die Form von tahitischen Hütten und erinnerten alle an die Architektur der Maya.

Das Anwesen war augenscheinlich von seinem exzentrischen Milliardärsbesitzer entworfen worden. Devlin war gesagt worden, dass Nygard ein Freund von Sergio war. Und wenn man an einiges von Sergios nachgesagter Verschrobenheit dachte, erschienen Sergio und Nygard die perfekte Kombination zu sein.

Nachdem sie angehalten hatten, führte ein in Uniform gekleideter Mann Devlin zu einem Bungalow. Sie stellten sein Gepäck ab, danach brachte der Mann ihn zu etwas, das wie ein Freiluftwohnzimmer aussah. Beim Näherkommen machte sich Devlin bereit, die Geschäftsansprache seines Lebens zu bringen. Er hatte eine sorgfältig ausgearbeitete mündliche Präsentation vorbereitet, und sie war so angelegt, dass sie in dem Moment, in dem er Sergio sah, beginnen würde.

Devlin sah jemanden vor sich auf dem Sofa mit der hohen Rückenlehne und atmete einmal tief und nervös ein. Er spürte, wie er zitterte. Das war es. Seine Zukunft hing von diesem Moment ab. Er kratzte seinen gesamten Mut zusammen, lief um das Sofa herum und starrte die Person an, die vor ihm saß. Er konnte nicht atmen.

Es war allerdings nicht Sergio, der da vor ihm saß. Es war eine Frau mit heißblütigen grünen Augen und einem kurvigen, sinnlichen Körper. Sie war atemberaubend schön.

„Ich nehme an, Sie sind ein Gast meines Mannes?“, sagte die Frau sinnlich.

„Ist Sergio Ihr Ehemann?“

„Was? Ihre umfassende Recherche hat nicht aufgedeckt, mit wem Sergio verheiratet ist?“, fragte die Frau mit einem Lächeln.

„Hat sie nicht. Und nun erkenne ich, dass es zu meinem Nachteil war“, sagte Devlin und konnte sich nicht davon abhalten, mit Sergios Frau zu flirten.

Die Frau lächelte und stand auf. „Vielleicht war es das“, erwiderte sie, nahm Devlins Hand und flirtete zurück. „Sergio zieht sich gerade an, aber er sollte jeden Moment herauskommen. Warum unterhalten Sie mich nicht bis dahin und erzählen mir etwas über sich?“

Die Frau führte Devlin zu einem der runden Sofas, die sich gegenüberstanden. Sie wies ihn an, sich auf eine Seite zu setzen, ließ seine Hand los und setzte sich eine Armeslänge entfernt hin. Devlin wurde nicht schlau aus ihr, aber er konnte es nicht abstreiten, dass er sie äußerst verführerisch fand.

„Sie wollen, dass ich Sie unterhalte?“, fragte Devlin amüsiert.

„Sind Sie nicht genau deshalb hier? Um etwas Zirkus für mich und meinen Mann zu veranstalten?“, sagte sie mit verhaltener Gehässigkeit.

„Bin ich das? Das wäre mir neu. Ich dachte, ich wäre hier, um Ihren Ehemann zu einem sehr reichen Mann zu machen.“

„Mein Gatte ist bereits ein reicher Mann.“

„Nein. Ich meine einen sehr reichen Mann“, sagt Devlin mit einem selbstbewussten Lächeln.

Die Frau sah ihn fasziniert an. Devlin war in jeder Hinsicht ein gutaussehender Mann. Seine breiten, starken Schultern und seine kantigen Wangenknochen machten diese Tatsache unvermeidlich. „Und wie planen Sie, das zu tun?“

„Ich denke nicht, dass das etwas ist, das ich Ihnen erzähle, ohne zumindest Ihren Namen zu erfahren.“

„Ich bin Ava.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen, Ava. Ich bin Devlin.“

„Ja. Und nun erzählen Sie mal, wie werden Sie meinen Mann noch reicher machen?“

Devlin blickte die Frau vor sich abschätzend an. „Sagen Sie, haben Sie Kinder?“

Die Frau stand auf, löste den Knoten ihres Strandumhangs und ließ ihn neben sich auf die Couch fallen. Darunter trug sie einen Bikini, der sich beinahe verzweifelt an sie schmiegte. „Sieht es so aus, als hätte ich Kinder bekommen?“, fragte Ava verführerisch.