VERLANGEN NACH SEINER BERÜHRUNG 2

Meinem Feuerspringer untertan

 

Ich spähte in den spärlich dekorierten Hangar und sah nur eines. Es war der Mann, der ein paar Meter entfernt stand mit einem dunklen Teint, pechschwarzen Haaren und einem sich wogenden Körper. Er streckte sich, seinen V-förmigen Rumpf betonend, während er aus seinem blauen T-Shirt glitt, bevor er sich ein weißes überzog. Er war gut gebaut und als seine funkelnd grünen Augen meine trafen, war ich unfähig mich zu bewegen.

»Kann ich Dir helfen?«, fragte Daniel mit einemspanischen Akzent.

Als ich nicht antwortete, ging er auf mich zu.

»Suchst Du etwas?«, sagte er, während er mit seinem Adonis-Körper nahe genug an mich herantrat um ihn zu berühren.

Ich starrte ihn sprachlos an. Er war so wunderschön. Möglicherweise war er das schönste Geschöpf, das ich je gesehen hatte. Und hinter seinen gesprenkelten Augen war Leben, das schien ihn wahrhaft lebendig zu machen.

»Hast Du Dich verirrt?«, fragte er während seine Augen jeden Zentimeter meines Körpers untersuchten.

»Nein«, antwortete ich schließlich.

Während ich ihn so anstarrte, wusste ich sofort, dass ich ihn nie wieder aus den Augen lassen wollte. Ich weiß, es war verrückt. Vor allem nach allem, was ich durchgemacht hatte. Aber ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen, während mich seine unermessliche Körperwärme durchströmte.

»Also, kann ich Dir weiterhelfen?«, stichelte er.

Ich zwang mich zu sprechen: »Ich versuche, nach Brazzaville zu kommen.«

Daniel hob seine starken Arme und zeigte zurück in Richtung Hauptgebäude des Flughafens. »Das ist es, was sie hier tun«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Ich schaute zurück, um herauszufinden, was er meinte und errötete, als ich es sah. »Ich weiß, aber ich muss einen anderen Weg finden. Ich habe meinen Pass nicht. Ich bin Amerikanerin und die amerikanische Botschaft ist in Brazzaville.«

»Oh«, sagte er und wurde etwas ernster. »Nun, das ist eine Feuerspringer-Station. Weißt Du, dass es einen Zug gibt, der Dich dorthin bringt?«

»Ich habe online nachgeschaut und gelesen, dass die Polizei einen manchmal an der Grenze von Ouessa ausraubt.«

»Hast Du Bargeld dabei?«, fragte er verwirrt.

»Ja«, antwortete ich sofort, instinktiv wissend, dass ich ihm vertrauen konnte.

»Wir sind hier im Kongo. Weißt Du nicht, dass Du niemals Bargeld dabei haben solltest? Hat jemand Deinen Pass gestohlen?«

»Nein. Das ist eine lange Geschichte. Aber ich muss zurück in die USA und die einzige Möglichkeit, das zu schaffen, ist nach Brazzaville zu gelangen. Ich dachte, ich könnte dort ein privates Flugzeug mieten.«

Daniel hob seinen durchtrainierten Armund zeigte diesmal in die andere Richtung. »Die privaten Vermietungen sind dort entlang.«

Ich schaute. »Ich weiß. Dort war ich gerade. Sie haben kein Englisch gesprochen und, um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht sicher gefühlt.«

»Das war vermutlich eine schlaue Eingebung. Eine schöne, alleinreisende Frau wie Du, die Bargeld dabei hat? Perfekt, um nicht mehr nach Hause zu kommen.«

Bei seinen Worten musste ich schlucken. Ich spürte auf jeden Fall, dass ich den Piloten, die ich gesehen hatte, nicht trauen konnte, aber ich realisierte nicht, wie kurz davor ich war, letztlich als vermisst gemeldet zu werden.

»Also, gibt es hier jemanden, der mich nach Brazzaville bringen könnte?«, fragte ich und schaute mich zumersten Mal im Hangar um.

Daniel schaute mich eine gefühlte Ewigkeit lang mit einem schiefen Grinsen an. Er schien mich zu bewerten, doch für was, hatte ich keine Ahnung.

»Wir sind eine Feuerwache, kein privater Flugdienst«, sagte er, mich noch immer nicht wirklich anlächelnd.

»Ich weiß. Aber Du hast selbst gesagt, dass ich es wahrscheinlich nicht schaffe, wenn ich ein Flugzeug miete Und wenn ich den Zug nehme, wird die Polizei mich ausrauben. Ich muss nach Hause kommen, also muss ich zuerst nach Brazzaville.«

»Wie heißt Du?«, fragte er.

»Ezie«, antwortete ich streckte ihmsofort die Hand entgegen.

Seine Hand verschlang meine und sein Griff war stark.

»Daniel«, sagte er mit einem leichten Kopfnicken. »Nun Ezie, wie kommt es, dass Du im Kongo bist, ohne Pass und ohne Möglichkeit, dorthin zu kommen, wo Du hinwillst?«

Ich starrte Daniel einen Moment lang an und fragte mich, wie viel ich ihm erzählen sollte. Sollte ich erwähnen, dass ich Mark nach Peru folgte? Sollte ich erwähnen, dass ich Henri auf seiner Reise begleitete, obwohl ich wusste, dass er mich noch weiter von Zuhause wegbrachte?

»Das war eine spontane Entscheidung und ich hatte eine Auseinandersetzung mit dem Freund, mit dem ich hergekommen bin. Ich dachte, es sei das Beste, wenn ich meinen eigenen Weg nach Hause finde.«

»Ahh!«, sagte er von meiner Antwort sehr fasziniert.

»Was?«

»Du bist eine spontane Person?«

Das bin ich noch nie gefragt worden. »Früher nicht, aber jetzt schon.«

Daniel lächelte. »Komm’ doch herein.«

Ich folgte ihm durch die Tore des Hangars und schaute mich besser um. Es waren noch mindestens neun andere Männer mit ihm im Hangar.Daniel sagte etwas auf Spanisch zu ihnen, was dazu führte, dass die meisten von ihnen sich zu mir umdrehten. Jeder von ihnen starrte mich prüfend an.

»Wieso schaut mich jeder an?«, fragte ich ihn und mochte es irgendwie.

»Ich habe ihnen gesagt, dass Du mit uns kommen würdest.«

»Fahrt ihr nach Brazzaville?«, fragte ich aufgeregt.

»Nein. Wir fahren in 20 Minuten zu einem Fall.«

»Einem was?«

Daniel schaute für einen Moment verwirrt aus. »Wie sagt man auf Englisch? Wir fahren zu einem Feuer.«

»Was meinst Du?« Diesmal war ich verwirrt.

»Wir sind Feuerspringer. So sagt man das.«

»Ich weiß nicht, was das ist.«

»Wir springen mit Fallschirmen an Waldbrände und löschen sie.«

Ich habe schon etwas über Feuerspringer gesehen. Es ist die gefährlichste Form der Feuerbekämpfung, die es gibt.

»Was meinst Du damit, dass ich mitkomme?«

Daniel machte eine Pause und musterte mich. »Musst Du zur Botschaft nach Brazzaville oder kannst Du zu der nach Sevilla?«

»Sevilla, Spanien?«

»Das ist mein letzter Sprung, bevor ich nach Hause gehe. Ich habe ein Flugzeug. Ich fliege zurück. Wenn Du willst, kannst Du mit mir nach Spanien fliegen.«

Und hier war wieder eine Möglichkeit, die mich in die entgegengesetzte Richtung bringen würde, als ich eigentlich wollte. Jedes Mal hatten mich meine Entscheidungen immer weiter von Zuhause weggebracht. Dieses Mal fühlte sich anders an. Ja, Brazzaville war eine Stunde entfernt und Spanien ein paar Stunden weiter, aber ich wäre dafür ein Spanien.

Ich war noch nie zuvor in Spanien gewesen. Ich war noch nie zuvor in Europa gewesen. Wenn der Unterschied nur ein paar Stunden ausmachte und ich die Möglichkeit bekäme, etwas Zeit mit Daniel zu verbringen, warum sollte ich nicht mit ihm nach Spanien reisen.

»Warte mal. Wieso hast Du ihnen erzählt, dass ich mit euch allen mitgehe, wenn ihr einen Einsatz macht?«, kriegte ich schließlich zusammen.

»Weil mein Flugzeug nicht hier ist. Ich bin in das Ngiri-Naturreservat geflogen.«

»Wo ist das?«

»Östlich von hier.«

»Also gehe ich mit euch zu dem Ort, von dem Du gesprochen hast, und wir starten dann von dort?«

»Ja«, antwortete er mit einem nicht identifizierbaren Nicken.

»Und dann fliegst Du mich nach Spanien?«

»Ja.«

»Ok«, stimmte ich zu, überrascht, wie einfach alles war.

»Es gibt aber einen Haken.«

»Was für einen?«

Daniel machte eine Pause. »Bist Du jemals aus einem Flugzeug gesprungen?«

Mein Herz stockte. Ein Schmerz baute sich in meiner Brust auf und brannte in meinen Ohren. Ich bekam Hitzewallungen und fragte mich, wie lange ich noch auf den Beinen bleiben würde.

»Wieso fragst Du?«

»Wenn Du mit mir kommst, musst Du aus einem Flugzeug springen.«

Ich konnte kaum noch atmen. Ich kontne nicht aus einem Flugzeug springen. Das war zu viel. Das war wild und frei und der pure Wahnsinn. Das war definitiv nicht vernünftig.

»Macht Dir das Angst?«, fragte er mit einem größeren Lächeln als ich erwartet hatte. In dem Moment ging mir auf, dass er mich testete. Er erwartete nicht von mir, dass ich aus einem Flugzeug springen würde. Er wollte nur sehen, ob er mich erschrecken konnte.

Offensichtlich kannte er mich nicht. Ich weiß nicht, mit wem er dachte, dass er sprach, aber Ezie ließ sich nicht leicht erschrecken. Ich begann, ihn zu mögen. Ja, er war verdammt heiß, aber auch wahnsinnig wild.

»Nein, das macht mir keine Angst«, antwortete ich schließlich zufrieden mit meiner Antwort.

»Also hast Du es schonmal gemacht?«, fragte er überrascht.

»Nein, aber wie schwierig kann es schon sein.Du hast es ja auch hinbekommen.«

Daniel schaute mich schockiert an. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte eine welke Blume erwartet. Ja? Rate nochmal. Ich lasse mich nicht erschrecken.

Daniel drehte sich nochmal um und sprach zu den Männern auf Spanisch. Einige Männer lachten. Ich tat mein Bestes, mich nicht unterkriegen zu lassen. Jetzt urteilten sie alle über mich. Lass’ sie es doch versuchen. Ich war nicht so weit gekommen, um einen Rückzieher zu machen. Also würde ich auch jetzt nicht damit anfangen.

»Ok«, bestätigte Daniel. »Es ist ausgemachte Sache. Du kommst mit uns.«

Das Gefühl der Erleichterung überlief mich wie eine warme Welle. Dieser Trip war wie kein anderer in meinem Leben. Aber es nahm eine unglaubliche Last von meinen Schultern zu wissen, dass ich bei Einbruch der Nacht in einem europäischen Luxus-Hotel sein würde. Und ich dachte, wenn alles gut liefe, würde ich Daniel neben mir im Bett haben.

»Eine Sache noch«, fügte er hinzu. »Du wirst einen davon tragen müssen.«

Daniel hielt einen heruntergekommenen Feuerwehranzug hoch und ich war wieder verwirrt. ‘Moment, wollte er ernshaft, dass ich aus einem Flugzeug springe?’, fragte ich mich.

»Wofür?«, fragte ich so beiläufig wie ich konnte.

»Die Hitze.«

»Welche Hitze?«

»Des Feuer.«

»Was meinst Du damit – Feuer?«

»Wohin, dachtest Du, gehen wir?«, fragte er mit einem verwirrten Gesichtsausdruck.

»Ich… Nein. Ja, das werde ich brauchen. Aus reiner Neugierde, wie nah werden wir an das Feuer kommen?«

»Nicht nah. Wenn wir zu nah kommen…«, er deutete eine Explosion mit der Hand an, »Verbrennen wir. Also nicht zu nah.«

Mir kribbelte die Haut im Nacken. Mein Atem ging schneller und ich presste die Lippen zusammen und ließ kein Anzeichen von Tränen erkennen.

Das war verrückt. Machte er Scherze? Er konnte das nicht ernst meinen. Es musste Regeln dazu geben. Sie würden doch nicht etwa jeden von der Straße hereinlaufen und dann in ein Feuer springen lassen, oder?

»Ist das alles, was Du hast?«, fragte er und zeigte auf die Tasche, die um meine Schulter hing.

»Ja. Ähm, ist das legal?«

»Hast Du nach einem legalen Weg gesucht, in ein fremdes Land ohne Pass zu reisen?«, sagte er mit einem Lächeln.

Das war verrückt. Das war total verrückt. Was für ein Typ würde sowas anbieten? Was für ein verrücktes Mädchen würde das annehmen?

Ich fing sofort an, mir zu überlegen, wie ich mich aus dieser Situation herauswinden konnte. Ich hatte meine Grenze erreicht. Aus einem Flugzeug in ein Feuer springen war nämlich die Grenze.

Während ich mir dasselbe Feuerwehr-Outfit wie die Kerle zulegte, dachte ich weiter nach. Während ich in eine Ganzkörper-Windjacke darüber schlüpfte, dachte ich weiter nach. Während ich den langen Weg zum Flugzeug ging, dachte ich weiter nach. Und als die Flugzeugtür schloss und das Flugzeug abhob, hatte ich es. Ich würde ihm erzählen, dass ich Scheiß-Angst hatte und es nicht tun würde.

Das Problem war, dass ich bereits so angsterfüllt war, dass ich meinen Kiefer nicht mehr bewegen konnte. Ich muss verängstigt ausgesehen haben, denn Daniel schaute mich an und schrie etwas über den Maschinenlärm hinweg.

»Ich dachte, Du würdest einen Rückzieher machen. Ich hätte nie gedacht, dass Du so weit gehen würdest. Das ist etwas, was ich und die Jungs machen. Wir hatten noch nie jemanden, der so weit gegangen ist.«

»Willst Du damit sagen, es gibt kein Flugzeug?«, fragte ich, plötzlich einen Ausweg sehend.

»Doch, es gibt ein Flugzeug. Alles, was ich gesagt habe, stimmt. Ich habe bloß erwartet, dass Du kneifst, bevor wir her kommen.« Ein Lächeln blitzte über Daniels Gesicht, das mich sowohl irritierte, als auch mich dazu brachte, mich auf ihn stürzen zu wollen.

»Also, was soll ich tun?«, fragte ich und fühlte meine kalten Füße von der Hitze meiner Wut auftauen. »Gehe ich zurück?«

»Nein, Du springst mit uns. Du bist so weit gekommen. Das Fallen is der leichte Part.«

»Aber gibt es nicht, das ich wissen sollte, zum Beispiel, wann man an der Leine ziehen muss?«

»Welche Leine?«

»Die. die den Fallschirm öffnet.«

»Oh Gott, nein. Bist Du verrückt? Das dauert Monate des Trainings. Nein. Wir machen Dich an dem Gurtzeug dort drüben fest.« Er zeigt auf große Seesäcke mit dicken Schultergurten und Bündeln. »Und dann springst Du raus. Der Fallschirm öffnet sich automatisch. Das einzige, was Du wissen musst, ist, wie man landet.«

»Wie mache ich das?«, rief ich.

»Hast Du jemals… Wie sagt man das? Wie beim Turnen.«

»Eine Rolle?«, bot ich an und hoffte inständig, er wüsste wovon er redete.

»Ja, eine Rolle. Aber die, bei der man auf den Füßen landet und dann vorwärts rollt.«

»Ein Purzelbaum?«

»Ja, ein Purzelbaum. Mach das, wenn Du landest. Mehr nicht.«

»Mehr nicht?«

»Mehr nicht. Du fällst, Du landest, Du purzelst.«

Ich starrte Daniel an und war mir sicher, dass sein Gesicht das letzte war, dass ich jemals sehen würde. Ich schaute es mir genau an. Es war ein maskulines Gesicht. Er hatte einen breiten Kiefer und spitze Wangenknochen. Seine Haut hatte die Farbe von Milchschokolade und sein glattes, schwarzes Haar glänzte. Er sah fast südländisch aus, aber nur fast. Und er hatte ein Gesicht, das in Marmor verewigt hätte werden können. Wenn ich schon zum letzten Mal ein Gesicht anschaute, war seines ein gutes dafür.

Mein Herzschlag übertönte den Motor als er mich zu den Gurten führte. Ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber konnte nicht verstehen, was er sagte. Ich konnte nur meinen hämmernden Puls hören. Ab diesemMoment war mir klar, dass ich sterben würde.

Er führte meine Hände zu zwei Griffen. Ich konnte ihn noch immer nicht hören, aber es schien als würde er mir sagen, ich solle gut festhalten. Das konnte ich. Meine Hände klammerten sich an diese Griffe und was auch immer passieren würde, ich wüsste, dass ich nicht loslassen würde.

Mein Herz pochte. Meine Brust tat weh. War das ein Herzinfarkt? Ich schwitzte. Oder vielleicht weinte ich. Ich war panisch und wenn ich mich hätte bewegen können, wäre ich weg gerannt.

Stattdessen ging Daniel von mir weg und schnallte sich selbst in das Gurtzeug neben mir and wartete darauf, dass der Rest der Männer ihres anzog. Es mussten Stunden gewesen sein und gleichzeitig fühle es sich wie Minuten an, dass wir an der Wand festgeschnallt saßen. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Es fühlte sich an, als würde ich all meine Fähigkeiten nach und nach verlieren. Ich wusste, ich würde nicht in der Lage sein, aus dem Flugzeug zu springen. Ich konnte noch nicht einmal meine Füße bewegen. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich fühlte mich, als sei ich kurz davor zusammenzubrechen.

Als sich der hintere Teil des Flugzeugs öffnete und eine kalte Brise hereinströmte, fand ich die Kraft zu widersprechen. Ich versuchte, mich Daniel zuzuwenden, aber etwas trieb mich mich dazu, mich in die andere Richtung zu drehen. Schwindelnd beobachtete ich, wie jeder der Männer vor mir auf die offene Tür zurannte und sich aus dem Flugzeug stürzte. Ich konnte nicht atmen

»Vorwärts«, befahl er.

Das war meine letzte Chance. Ich muss es ihm sagen. ‘Ich kann das nicht tun’, schrie ich gedanklich. ‘Ich muss aussteigen’, rief ich. Aber er schubste mich, meine Füße schienen den Halt zu verlieren und ich wurde über die Wand hinweg gezerrt und in die Luft geworfen.

Das Flugzeugende schnellte an mir vorbei. Wo war ich? Ich schwebte. Wie bin ich dorthin gekommen? Ich bin nicht herausgesprungen. Etwas hatte mich geworfen.

Als ich nach unten sah, sah ich all die Fallschirme unter mir. Sie waren in einem regelmäßigen Abstand zueinander. Daniel hatte recht gehabt.Alles, was ich tun musste, war zu fallen. Sogar das Verlassen des Flugzeugs war automatisiert. Und mit meinem Todesgriff an den Halterungen, glitt ich still zu Boden.

Die rasende Angst konnte nicht andauern. Wir waren zu hoch und der Fall war zu lang. Bald bemerkte ich die Stille. Es war stiller als alles, das ich je zuvor in meinem Leben erlebt hatte. Während meiner Reise mit Mark hatte es einen kurzen Moment gegeben, in dem ich mit ihm auf Deck geflüchtet bin. Ich hatte gedacht, dass das ruhig war, weil die Geräusche vom Meer verwaschen waren. Aber vergleichsweise war das damals Downtown mitten in der Rush Hour.

Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich allein, wirklich allein.Ich meine nicht einsam. Nein. Ich war allein. Es fühlte sich gut an. Es war befreiend. Ich fühlte mich im Frieden.

Ich schloss meine Augen und fühlte die sanfte Brise an mir vorbei strömen. Ich hätte dort ewig bleiben können, wäre da nicht der schwache Rauchgeruch gewesen. Ich öffnete die Augen und schaute mich um. Der Wald unter mir brannte. Es wirkte nah, aber je näher ich kam, desto weiter weg schien es. Und je näher ich kam, desto schneller näherte sich der Boden.