VERLANGEN NACH SEINER BERÜHRUNG

Wie der Rockstar wünscht

 

Hast du jemals jemanden zum ersten Mal getroffen und vielleicht wegen der Art, wie er sich bewegte oder roch, gedacht ‚Ich will, dass er mich liebt‘? Nun, so war es mit Nicholas. Von dem Augenblick an, an dem ich ihn sah, waren meine einzigen Gedanken ‚Ich will, dass er mich liebt‘.

Das erste Mal sah ich Nicholas, wie er sich oben ohne den Weg durch die Masse bahnte. Sein nackenlanges dunkelbraunes Haar bedeckte leicht zerzaust seinen Kopf und sein penibel gepflegter Bart  und Schnurrbart umrandeten sein kantiges Gesicht. Seine Brust war behaart wie die eines Mannes und sein schlanker Körper war in eine enganliegende Lederhose gepackt. Er sah voll und ganz wie ein Rockstar aus.

Seine Band auf der Bühne hatte bereits vor zwei Minuten in den ersten Song eingestiegen, als er den Raum von der Eingangstür her betrat. Ich konnte nicht einschätzen, ob er nur zu spät für ihren Gig oder es ein Teil des Auftritts war. Wie dem auch sei, er schritt hinein wie eine ernstzunehmende Macht. Das Hinterzimmer von Molly Malone‘s war brechend voll und doch traten die Leute beiseite, um ihn durchzulassen. Es war, als wäre er bereits ein Auserwählter des Rockgottes.

„Ihr könnt euch alle verpissen“, ließ er ins Mikro verlauten und es war nicht klar, ob er mit seiner Band oder dem Publikum sprach. Die Masse jubelte. Ich hatte noch nie etwas dergleichen gesehen.

 Nicholas sprang auf die Bühne, rollte seinen Rücken in zu einem ‚C‘ und röhrte sein Lied. Ich kann dir nicht sagen, von was das Lied handelte, aber das war nicht wichtig. Er war anziehend. Alles, was er gesungen hätte, hätte die Masse in Rage versetzt. Und als er seinen Weg über die Bühne torkelte, vielleicht betrunken, vielleicht auf Drogen, gab es keinen Zweifel daran, wessen ich Zeuge wurde. Ich wurde Zeuge, wie ein Star geboren wurde.

Es gab fast keine Pause zwischen dem ersten und zweiten Lied. Aber es war genug Zeit, um mein Telefon herauszuholen. Ich nahm es auf, konnte meine Augen aber nicht auf den Bildschirm richten. Ich musste ihm zusehen. Und meine Loyalität wurde belohnt, denn es war eine Show.

Bei einem harten Rhythmus wirbelte er an der Mikrophonstange. Als der Gitarrist in ein längeres Riff einstieg, stierte  Nicholas mit einem beinahe blutschänderischen Blick. Und als Nicholas sang… wenn er sang war das wie Livesex ansehen. Es war heiß. Es war nicht nur eine Band, die spielte. Es war eine Show und Nicholas der strahlende Stern.

Ich hatte nicht vorgehabt, diese Nacht ins Molly Malone‘s zu gehen. Es war Samstagabend und Samstagabend war normalerweise Mädelsabend. In letzter Minute hab ich die Mädchen allerdings sausen lassen und bin stattdessen hierher gekommen.

Ich muss gestehen, dass meine Absichten nicht unschuldig waren. Ich wollte etwas männliche Aufmerksamkeit bekommen. Der Mädelsabend zog immer Männer an, aber das war nicht die Art von Aufmerksamkeit, die ich brauchte. Molly Malone’s lag in der Nähe meiner Wohnung und wenn ich zu betrunken war, um Auto zu fahren, konnte ich laufen. Und ich mochte die Kerle, die hier herumhingen immer sehr.

Ich war von Nicholas‘ Band hypnotisiert. Sie nannten sich ‘Something About A Monkey’ und ich konnte meine Augen nicht von ihnen abwenden. Und darüber hinaus wusste ich, dass ich den absolut heißen Sänger treffen musste.

Als sich ihr letztes Lied zu einem stürmischen Höhepunkt aufbaute, schrie die Masse. Und mit den letzten hämmernden Schlägen auf das Schlagzeug sprang Nicholas in die Luft und landete, als die letzte Note dieser Nacht erklang.

„Danke“, rief er ins Publikum, bevor er allen seinen Rücken zuwandte und den letzten Rest seines Bieres leerte. Die Menge überschüttete ihn mit Beifall, während er ihr voller Verachtung seine Rückansicht zuwandte. Es war das perfekte Ende seiner respektlosen Darbietung.

Ich sah zu, wie Nicholas sich seinen Weg über die Bühne bahnte und etwas zu jedem seiner drei Bandmitglieder sagte. Einer nach dem anderen nickte einwilligend und ohne weiter in die Menge zu sehen, stieg Nicholas herunter und durchwatete sie.

Ich behielt ihn gut im Auge, verfolgte seinen Weg. Er wurde von dem ihn verehrenden Publikum nach links und rechts gezerrt und würde höchstwahrscheinlich am dritten Barhocker von hinten landen. Ich setzte mit strategisch daneben.

Ich beobachtete ihn noch immer, starrte, als Kerle ihm ihre Anerkennung zunickten und die Mädchen ihr bestes taten, damit er ihren vom T-Shirt geformten Ausschnitt bemerkte. Er schien aber nichts von all dem wahrzunehmen. Er sah kaum jemanden an. Seine Gedanken waren woanders und es war ersichtlich, dass, wenn ich seine Aufmerksamkeit wollte, mit irgendeiner Art von Plan aufwarten musste.

„Ein Bier?“, sagte er zu dem gut aussehenden, dunklen irischen Barkeeper.

Er war jetzt genau neben mir und ich konnte die Hitze spüren, die von ihm ausging. Ich brauchte mehr von dieser Wärme und lehnte mit vor, atmete ein. Der Geruch ließ die Falten zwischen meinen Beinen prickeln. Sein erdiger Moschusgeruch war fantastisch.

„Und, wie ist dein Name?“, fragte ich dreist.

Nicholas drehte sich um und starrte mich an, als hätte ich ihm gerade ins Gesicht geschlagen.

„Was? Hast du ihn gesagt oder so?“, fragte ich und wusste, dass er keinen ihrer Namen auf der Bühne genannt hatte. 

Nicholas nahm das Bier vom Barkeeper entgegen und nahm einen ordentlichen Schluck, ohne dabei seine Augen von mir zu nehmen. Es war, als prüfte er langsam meinen nackten Körper. Ich fühlte mich entblößt und ich mochte es.

„Rate“, sagte er mit einem diabolischen Gesichtsausdruck.

Da wusste ich, dass ich ihn hatte. Ich musste nur noch diesen Teil richtig hinbekommen. „Ist dein Name etwas über einen Affen wie Chimp oder …. Oh, warte, ich hab’s. Mighty Joe Young.“

Er lachte. „Du denkst also, meine Mutter hat mich Mighty Joe Young genannt?“

„Hey, ich rate nur. Welcher ist es nun, Caesar? George?“

Er lachte wieder. „So wie in Curious George?“

„Ja.“

„Deine Kenntnis von Affennamen ist erstaunlich.“

Ich wartete darauf, dass er seinen Namen freiwillig preisgab, was er aber nicht tat. „Das war ein heißer Auftritt“, fügte ich hinzu.

„Ja? Mochtest du es?“

„Ja, das hatte ich nicht erwartet?“

„Was hattest du denn erwartet?“, fragte er sehr interessiert.

„Weiß nicht, eine Boyband.“

Nicholas lachte verächtlich und legte seinen Kopf dann nach hinten, um einen größeren Schluck Bier zu nehmen.

„Tut mir leid dich zu enttäuschen“, erwiderte er schließlich.

„Es war keine Enttäuschung. Ich bevorzuge ohnehin Brusthaar“, sagte ich mehr mit Schamesröte als einem Lächeln.

Ich wusste nicht, wie ich noch deutlicher machen konnte, dass ich interessiert war. Aber mit einem einzelnen Glucksen drehte er sich um und lief weg.

„Wo gehst du hin?“, fragte ich mutiger, als ich es jemals gewesen war.

„Dieser Junge hier muss mal pissen gehen.“

Ich beobachtete seinen Hintern, als er wegging. Er war in seine Lederhose gepackt und ich wusste, dass er für immer weggehen würde. In wenigen Sekunden wäre er außer Sichtweite und würde mich nie wieder ansehen. Ich hatte meinen Versuch und hab ihn in den Sand gesetzt. Vielleicht war ich zu dreist gewesen. Ich dachte einen Moment darüber nach und zog in Erwägung, dass ich nicht dreist genug gewesen bin.

Als ich ihm auf die Toilette folgte, dachte ich daran, wie meine Mutter versucht hatte, mich zu einem guten Mädchen zu erziehen. Gute Mädchen liefen keinen Kerlen hinterher. Gute Mädchen lehnten sich zurück und warteten darauf, dass der Richtige sie fand. Ich näherte mich der Tür zur Männertoilette und wusste, dass dies nicht das erste Mal war, das ich kein gutes Mädchen sein würde. Blieb nur die Frage, wie sehr ich zu einer Schlampe werden würde.

Als ich meine Hand auf die Toilettentür legte, ging sie zu meiner Überraschung auf. War ich erwischt worden? Nein. Es war jemand anderes, der genauso überrascht war mich zu sehen wie ich ihn. Ich ging ihm aus dem Weg und ließ ihn durch.

Ich sah mich um und niemand wollte hinter mir herein. Also drückte ich die Tür und ging hinein in die Männertoilette einer Kneipe, vollständig mit Urinalen und Kabinen. Zu meiner Erleichterung war niemand an den Urinalen. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn jemand dort gewesen wäre. Vielleicht wäre ich wieder zu Sinnen gekommen und rausgegangen. Vielleicht auch nicht.

Die Wände der Kabinen waren hoch. Ich beugte mich herunter und sah seine schlammbraunen Schuhe nach innen zeigen, was mir sagte, dass er tatsächlich pinkeln war, so wie er es angekündigt hatte. Und als das Geräusch von Wasser auf Wasser erklang, wurde es bestätigt.

Ich ging auf seine Kabine zu und wartete. Ich war immer noch nicht sicher, was ich tun würde. Ich wusste, was er von mir wollte, was ich tue. Zumindest dachte ich, dass ich wüsste, was er wollte, was ich tue. Aber das würde ich nicht tun. Ich war wirklich ein gutes Mädchen. Und wenn gute Mädchen flittchenhaft werden, werden sie keine ganzen Schlampen.

Ich stand da und wartete länger, als ich erwartet hatte. Wäre die Herrentoilette nur annähernd so wie die Damentoilette, würde jeden Augenblick jemand hereinkommen. Wie würde ich mich erklären? Würde ich immer noch den Mut haben, es durchzuziehen? Würde der Rocker in dem Moment heraustreten und mich gedemütigt zurücklassen?

Der Druck erhöhte sich. Ich musste handeln. Ich konnte spüren, wie der nächste Typ auf die Toilettentür zu kam. Mein Körper wurde voller Erwartung heiß. Ich musste jetzt handeln. Der andere Typ war drauf und dran reinzukommen und er war noch nicht fertig mit Pinkeln. ‚Mach schon‘, dachte ich. ‚Beeil dich, verdammt noch mal!‘, fluchte ich in Gedanken.

Es war zu spät. Ich konnte nicht mehr warten. Ich musste rein. Ich war sicher, dass die Toilettentür sich öffnete. Ich musste wenigstens die Tür seiner Kabine prüfen. Sie bewegte sich bei meiner Berührung. Und als die Tür nachgab, war er fertig. Ich drückte stärker.

„Besetzt“, ließ er verlauten, als ich sie weit genug angelehnt hatte, um hereinzuschlüpfen.

„Ich weiß“, sagte ich und drängte mich hinter ihm hinein.

Seine Hände waren noch immer vorn, als er sich umdrehte und mich ansah. Ich grinste zurück. Da erkannte ich, wie lächerlich ich gewesen war. Das war idiotisch. Was genau hatte ich erwartet, dass er erkannte, dass er mich haben muss und nie wieder loslässt? Was genau würde ich tun? Und je länger er schweigend zu mir herab sah, desto demütigender wurde es.

„Du weißt schon, dass es leere Kabinen gibt“, sagte er schließlich zu meiner Erleichterung.

„Weiß ich. Aber die anderen haben nicht das hier.“

Während ich sprach, langte ich mit meiner Hand um seinen schlanken, nackten Oberkörper und glitt mit meiner Hand seinen flachen, haarigen Bauch hinab. Er wich nicht zurück, sondern drehte sich um.

Ich drückte meine bekleideten C-Cups an seinen nackten Rücken. Ich fühlte, wie die Nässe durchweichte und meine Haut berührte. Sein Geruch war jetzt noch intensiver. Er bewegte sich nicht und ich fuhr mit meiner Hand weiter hinab. Bald passierten meine Fingerspitzen den Platz, an dem der Bund gewesen wäre. Ich fand lockigeres Haar und fuhr noch weiter hinab.

Was darunter lag füllte meine Hand.  Es benötigte zwei Hände, ihn komplett zu umfassen. Und mit einem leichten Stoß ließ seine Hand los und ermöglichte mir vollen Zugang.

Ich schloss meine Augen und sog den Moschusduft in mich ein, während ich seinen Schwanz massierte. Er war dick und dehnte sich bis nach seinen Hoden aus. Ich nahm seine Eier in die linke Hand und streichelte die Unterseite seines Glieds mit der anderen. Es fühlte sich herrlich an. Und während er dicker und länger wurde, fühlte ich mich mächtig.

Als ich an seinen Eiern zog und seine Dicke fasste, warf er seinen Kopf zurück. Ich hatte es vollbracht. Ich bereitete ihm Vergnügen. Er mochte, was ich tat. Ich hatte ihn.

Ich pumpte rhythmisch. Ich fühlte seinen Oberkörper leicht zucken. Ich drückte meine Arme an ihn, um ihn so viel wie möglich zu berühren. Und mit einem starken Griff um ihn schleuderte er seine Arme heraus und stützte seine Handballen fest auf die Kabinenwände.

Die Hüften des Rockers galoppierten vor und zurück, während sich sein Brustkorb hob. Ich griff ihn fester, sein Körper erstarrte, als sein Schwanz zuckte und er seine Ladung in die Luft vor sich schoss. Ich fühlte, wie die Anspannung seines Körpers mit jedem Pulsieren weiter nachließ. Und als die warme Nässe meine Finger berührte, ließ ich von ihm ab und bewegte meine Hand hinauf zu seinem langen Brusthaar.

„Verdammt!“, sagte er und versuchte zu Atem zu kommen.

Er beugte sich herunter und holte sich ein Stück Toilettenpapier, um sich abzuwischen. Ich beobachtete ihn von hinten und fragte mich, was ich als nächstes tun sollte. Das war mein volles Programm. Wenn das nicht genug war, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, würde nichts funktionieren.

Als der Rocker seine nackten Eier zurück in die Lederhose stopfte und sie zuzog, nahm ich das als Zeichen, den Weg nach draußen anzutreten.

Überraschenderweise war niemand nach mir in die Toilette gekommen. Eine derartige Privatsphäre wäre in der Damentoilette unvorstellbar und sie erschien in der Männertoilette auch kaum möglich. Als er gerade die Kabine hinter mir verließ, öffnete sich die Eingangstür und ein anderer Kerl kam herein.

Der neue Typ sah mich an und dann den Rocker hinter mir. Dann ging er ohne jegliche Reaktion an uns vorbei in eine Kabine. Seine Lässigkeit war beinahe beleidigend. War ihm nicht klar, dass er mich in einer peinlichen Situation erwischt hatte? Wie hätte das nicht erkennen können? Ich hatte etwas getan, was ich noch nie zuvor getan hatte. Was deutete er damit an, dass er das nicht als meinen peinlichen Moment erkannte?

Als der Typ an uns vorbei war, ging ich zu dem Waschbecken, um mich zu waschen. Ich sah rüber zu dem Rocker und sah wieder das Bier in seiner Hand und fragte mich, wo es gewesen war. Doch als er an mir und dem Waschbecken zur Tür vorbeilief, wusch ich schnell meine Hände ab und ging nach ihm hinaus.

Von der Lautstärke geprügelt, die den Gang zu den Toiletten hinunter schallte, holte ich ihn ein.

„Sagst du mir nun deinen Namen?“, sagte ich mit einem verlegenen Lächeln.

„Warum willst du ihn wissen?“, fragte er zurückhaltend.

An dem Punkt dachte ich darüber nach aufzugeben. Wenn er nicht interessiert war, dann war er nicht interessiert, daran konnte ich nichts ändern.

„Weil ich darüber nachdenke, einen Artikel über deine Band zu schreiben“, sagte ich, als mir ein Gedanke kam.

„Ach ja?“, fragte er sofort interessiert, „du bist ein Autor?“

„So in etwa. Ich erstelle Anleitungswebseiten. Du weißt schon, wie mache ich Vogelhäuser und wie hör ich auf zu rauchen. Ich denke darüber nach, eine Webseite zu ‚Ein Rockstar sein‘ zu machen. Und ich dachte daran, deine Band als Beispiel zu verwenden.“

Er lächelte. „Ein Rockstar sein? Das gefällt mir.“

„Aber wie kann ich einen Artikel schreiben, wenn ich deinen Namen nicht kenne?“

Ich hatte ihn. Er schaute mich jetzt vollkommen anders an. Er maß mich mit einem feinen Lächeln im Gesicht. Und ich wusste bereits, wie er entschieden hatte.

„Nicholas“, sagte er schließlich.

„Christine“, sagte ich und schüttelte seine ungewaschene Hand.

„Und, hast du für deinen Artikel bekommen, was du brauchtest?“

„Vielleicht, hab mich noch nicht entschieden“, bot ich kokett an.

„Nun, wir müssen noch zu einem anderen Gig.“

„Zwei Auftritte an einem Abend?“, fragte ich, nicht wissend, dass es das gab.

„Ja. Unser Manager versucht uns herauszubringen, bevor unsere CD rauskommt.“

„Eure CD kommt raus? Wie heißt sie?“

„Sie ist nach uns benannt.“

„Also, Something About A Monkey?“

„Ja.“

„Dann kann ich darüber etwas herausfinden. Ich könnte es vielleicht im Artikel einbauen.“

„Sicher. Gib mir deine Nummer. Ich ruf dich an.“

Ich gab ihm meine Nummer und war sicher, dass er anrufen würde. Und vielleicht war es etwas naiv, aber ich war auch sicher, dass der Anruf zu mehr als einem Artikel führen würde.

„Ruf mich an“, sagte ich zu ihm, als er sich zu seinen Bandkollegen gesellte, um die Bühne abzubauen.

„Ja. Und danke für die Hilfe“, sagte er mit einem Zwinkern.

Ich beobachtete ihn weiter, während sie die Bühne räumten. Ich erwartete, dass er sich zu mir umdrehen würde, tat er aber nicht. Er war nur dort und dann nicht mehr. Ich vergab ihm trotzdem, weil das eine lange Nacht für ihn sein musste. Er gab jede Menge bei seiner Darbietung und sie war elektrisch. Und nun musste er die Energie sammeln und alles noch einmal machen, als sei es das erste Mal. Das war beeindruckend.

Ich blieb noch da und hatte ein paar Drinks mehr, nachdem Nicholas weg war. Es war noch zu früh, um nach Hause zu gehen und Schluss zu machen. Außerdem machte ein Mädchen nicht das, was ich mit Nicholas getan hatte, und ging dann nüchtern in eine leere Wohnung zurück. Das wäre wie Sex im nackten Tageslicht. Das tat man nicht.

Stattdessen hing ich ab und hörte der nächsten Band ein bisschen zu. Sie waren nicht wie Nicholas. Nicholas war etwas Besonderes. Und je mehr ich von der neuen Band hörte, desto mehr wollte ich Nicholas. Er hatte einfach etwas an sich, dem ich mich nicht entziehen konnte. Und als ich dann doch ging, startete die Uhr bezüglich wie lange er brauchen würde, um mich anzurufen.

Auf der Heimfahrt überprüfte ich noch einmal, wo ich Brunch-mit-Freunden diese Woche festgelegt hatte. Jeden Sonntag organisierte ich einen Treffpunkt für eine Gruppe von uns zum Brunchen. Es gab einige Regeln wie nie zweimal in dasselbe Lokal zu gehen und dass das Restaurant mindestens 4 Sterne bei Yelp haben musste. Nach anderthalb Jahren war es schwieriger geworden, etwas innerhalb von 5 Meilen von meiner Wohnung entfernt zu finden, und doch fand ich immer wieder etwas.

Nachdem ich überprüft hatte, dass alles in Ordnung war, stellte ich meinen Wecker auf 8 Uhr, damit ich es 9:30 Uhr zu meinem Tennisspiel mit Frank schaffte. Es war ein regelmäßiges „Date“, obwohl Frank eigentlich nicht mein Typ war. Er war kleiner als ich und etwas jünger. Aber er war immer für Tennis zu haben und wir waren ziemlich gleichauf. Er mochte es auch, mit zu Brunch-mit-Freunden zu kommen und direkt davor mit mir zu spielen war die beste Methode, sich eine Einladung zu sichern.

Als ich den nächsten Morgen aufwachte, sah ich zuallererst auf mein Telefon. Es gab keine verpassten Anrufe oder Textnachrichten. Das überraschte mich aber nicht. Nicholas erschien mir eher wie der Typ, der erst drei Tage wartete, anstatt sofort zu schreiben. Und drei Tage waren nicht vor Dienstag.

Ich war pünktlich am Tennisplatz und Frank wartete bereits auf mich. Er schlug mich 6-4 und dann zogen wir uns beide um und machten uns für den Brunch auf den Weg zu La Conversation. Summer, Daniel und Natalie leisteten Frank und mir Gesellschaft. Wir schwatzten bis 1 Uhr und gingen dann nach Hause. Danach machte ich ein Nickerchen auf dem Sofa und wusch meine Wäsche.

Am Montag hieß es zurück zur Arbeit. Ich war gegen 10 Uhr an meinem Arbeitsplatz und dachte ernsthaft über die Idee nach, die ich Nicholas vorgeschlagen hatte. Vielleicht könnte ich eine Webseite mit einer Anleitung schreiben, ein Rockstar zu sein. Ich könnte das Video, das ich aufgenommen hatte in Abschnitte unterteilen. Das Video und die Webseite könnten darüber sein, wie man sich wie ein Rockstar bewegt. Ich könnte den Artikel mit Werbungen zu verwandten Amazon Suchbegriffen füllen und die Seite könnte 3 Googlead Bereich zu jedem haben.

Die zweite Seite könnte darüber sein, wie ein Rockstar mit dem Publikum zu interagieren. Dann könnte ich etwas dazu machen, wie man als Rockstar Gitarre spielt. Das wäre gut, denn ich könnte einige teure Produkte auf Amazon verlinken. Und dann vielleicht etwas über das Schlagzeugspielen und die Kleidung.

Ich könnte meinen üblichen Schreiber 12.000 Worte schreiben lassen, es dann kompilieren und als Ebook und Taschenbuch herausbringen. Das Video würde Youtube Werbung haben und die Ebooks könnten noch mehr verwandte Links beinhalten. Das alles würde insgesamt etwa 150 $ kosten und könnte 1000 $ im Jahr machen. Nicht die beste Rendite, die ich je hatte, aber es wäre nicht schlecht.

Es gibt immer die Möglichkeit, dass es ein ‚Wie bestücke ich eine Spülmaschine‘ wird und mich überrascht. Mit dem Video, der Webseite und den Büchern hatte mir ‚Wie bestücke ich eine Spülmaschine‘ 7000 $ eingebracht. Da ich alles selbst gemacht hatte, kostete es mich lediglich eine Woche meines Lebens. Sobald ich also eine neue Idee für eine Anleitung habe, muss ich die Möglichkeit offen lassen, dass es ein ‚Wie bestücke ich eine Spülmaschine‘ werden könnte. 

Als ich mein Projekt ‚Ein Rockstar sein‘ endlich entworfen hatte, war es Zeit für Abendessen. Montagabend war Pokerabend bei Will und Nace’s. Sue und James waren für gewöhnlich da und es war immer gut Anschluss zu haben.

Ich wachte dienstags auf und wusste, dass dies der Tag  sein würde, an dem Nicholas anrief. Also legte ich mein Telefon während der Arbeit neben meinen Tisch und schaute häufig rüber. Mittags hatte er noch nicht geschrieben. Und bis zum Abendessen war immer noch nichts da.  Glücklicherweise war Dienstag meine freier Abend und ich war verfügbar, sobald er mich erreichen wollte.

Ich konnte mich nicht konzentrieren und hörte um 19 Uhr auf zu arbeiten und aß etwas auf dem Sofa mit meinem iPhone direkt oberhalb meines Tellers. Nichts kam bis 20 und dann 21 Uhr, doch dann berücksichtigte ich, dass Nicholas ein Musiker war und nachts arbeitete. An diesem Tag war also noch genug Zeit.

Um Mitternacht machte ich mir langsam Sorgen. Sicher würde er mir noch schreiben, aber wer schreibt schon jemandem nach Mitternacht? Ich ging ins Bett und beschloss nicht zu reagieren, falls er anrief, doch um 2 Uhr nachts griff ich immer noch nach meinem Telefon, um es auf Nachrichten zu überprüfen.

Ich wusste nicht, wie spät es war, als ich einschlief, aber ich weiß noch, was das erste nach dem Aufwecken war: auf mein Telefon sehen. Er hatte nicht angerufen. Ich begann mir Sorgen zu machen, ob er jemals anrufen würde. Er musste aber. Es ging um Werbung für sein Album, zumindest oberflächlich gesehen. Er würde niemals eine solche Gelegenheit ignorieren.

Ich teilte die Artikel für das Projekt ‚Ein Rockstar sein‘ zu und lud die Artikel des Projekts ‚Einen Garten anlegen, den deine Nachbarn beneiden werden‘ hoch. Dafür brauchte ich bis zum Ende des Tages und es gab noch immer keine Benachrichtigung von Nicholas. Während ich mich für Touch Ruby anzog, konnte ich nicht aufhören, über Nicholas nachzudenken.

Ich sah seine Darbietung den ganzen Tag über immer wieder an und es hatte mich daran erinnert, warum ich ihn so sehr mochte. Er bewegte sich wie purer Sex. Und er erschien gleichzeitig anmaßend und verletzlich. Er erweckte den Eindruck einen Schmerz herauszulassen, der direkt unter der Oberfläche lag und das verlieh seinen Augen diese wunderbare Vielzahl an Ausdrücken. Ich wusste, ich könnte so viel für ihn tun, wenn er mich nur anrief. Nicht so sehr wegen des Artikels, sondern wegen alles anderen.

Es war offensichtlich, dass er schon einmal verletzt wurde, wahrscheinlich oft. Ich könnte die Person sein, der er vertraut. Ich könnte die eine sein, die ihm beweist, dass es Menschen gibt, die ohne Wenn und Aber für einen da sind. Ich könnte sein Leben um so vieles verbessern, wenn er mich nur anriefe. Er musste mich nur anrufen.

Touch Rugby war gut. Wir hatten mit dem Training für die nationalen Meisterschaften begonnen. Wir hatten letztes Jahr in Orlando gewonnen und es war das erste Mal, dass wir den Titel verteidigen würden.

Ich war erschöpft, als ich heimkam, aber ich ging wie immer nicht vor 3 Uhr nachts ins Bett. Ich verbrachte die meiste Zeit damit, an Nicholas zu Denken. Und als Donnerstagmorgen nach dem Aufwachen immer noch keine Nachricht da war, sagte ich: „Scheiß auf ihn. Wenn er nicht weiß, wie toll ich bin und was er verpasst, dann ist er ein Idiot und verdient mich nicht.“

Doch als ich mich abends für Tennis mit Tina vorbereitete, wurde mir klar, dass ich ihm dabei helfen musste zu verstehen, was er verpasst. Es war eigentlich nicht seine Schuld, dass er es nicht verstand. Das waren nur die Umstände. Doch wenn ich einen Weg finden würde, es ihm zu erklären oder zu zeigen, dann würde er es verstehen. Unglücklicherweise bezog das mit ein, dass er mich anrief und das war eben genau das, was er bisher noch nicht getan hatte.

Am Freitag versuchte ich Nicholas aus meinen Gedanken zu verbannen. Am späten Donnerstagabend hatte ich von meinen indischen Programmierern die erste Lieferung ‚meines großen Projekts‘, wie ich es nannte, bekommen. Ich hatte die Idee für ein Spiel, das ich an den iPhone Apps Store weitergeben wollte.

Es würde ein einfaches Spiel über mehrere Level werden, bei dem der Spieler versucht Schuhe zu fangen und Vögel zu töten. In jedem Level gab es einen anderen Schuhstil und die Absätze der Schuhe konnten auf die Vögel geschossen werden, die die Schuhe fallen ließen. Es war letzten Endes stark an ein bekanntes Spiel  angelehnt. Aber ich dachte, dass ich eine Menge Klicks zu Schuhläden bekommen könnte. Und wenn es bekannt werden würde, könnte ich es mit bestimmten Schuhmarken updaten und sehr gezielt Werbung machen.

Ich wusste nicht, ob all meine Ideen für das Spiel funktionieren würden, aber zumindest war das mein Plan. Soweit ich wusste, war dies zuvor von noch keinem Internetvermarkter gemacht worden, ich wäre also der erste. Das Problem war nur, dass der Vorgang mich irgendwie umbrachte.

Der Grund, warum ich zu Molly Malone’s gegangen war statt zu meinem normalen Mädelsabend, war, dass ich nach Trost gesucht hatte. Die Lieferung letzte Woche war furchtbar und es war klar, dass noch mehr Geld rein gepumpt werden müsste. Der gesamte Vorgang griff mich sehr an. 

Das heutige Arbeitsergebnis war nicht viel besser als das der letzten Woche. Das Spiel gab nach etwa 5 Minuten den Geist auf und die Stöckelschuhe, mit denen man auf die Vögel schoss, sahen eher aus wie Bumerangs. Nun, sie fingen langsam an, wie Schuhe auszusehen, aber sobald sie die Hand der Figur verließen, wurden sie zu einem Bumerang. Ich vermutete, dass sie den Programmiercode eines Bumerangspiels verwendet hatten und dachten, es würde mir nicht auffallen. Chauvinistische indische Programmierer!

Egal, ich kaufte eine große Flasche Wein und machte mich auf den Weg zur Spielenacht bei Brandy’s. Ich schaffte es irgendwie, die ganze Flasche alleine zu trinken. Wir spielten bis 2 Uhr nachts und so kam es, dass ich wieder nüchtern war, als ich nach Hause fuhr.

Als ich 2:30 Uhr ins Bett ging, sah ich, dass Nicholas noch immer nicht angerufen hatte und das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich rollte mein Kopf ins Kissen und weinte. Ich wusste nicht, warum mir das immer und immer wieder passierte, aber das tat es. Mit allem, was derzeit so los war, wusste ich nicht, ob ich diese Zurückweisung auch noch verkraften konnte.

Es passierte am Samstag auf dem Weg zu Touch Rugby, dass ich Nicholas‘ Nachricht bekam. Sie lautete: ‚Wir machen eine Show im The Echo und gehen danach was essen. Komm vorbei.‘

Kennst du das Gefühl, wenn du den ganzen Tag mit Einkaufen verbracht hast und dann das perfekte Paar Schuhe findest… und sie dann dazu verwendest, die kleine Miss Barbie, die den BMW ihres Freundes auf zwei Parklücken statt einer geparkt hat, zu verhauen? Die Nachricht zu bekommen war genau das Gefühl. Nur besser.

Ich konnte mich kaum aufs Fahren konzentrieren. Was das Ganze so bezaubernd machte, war nicht die Einladung zur Show. Ich bin sicher, er lud viele Leute zu seiner Show ein. Es war die Art, wie er das Essen danach erwähnt hatte. Das hätte er nicht sagen müssen. Wenn es nur um den Artikel ginge, hätte er sagen können, dass wir nach der Show reden. Aber nein, wir gingen was essen. Das konnte man als Date bezeichnen.

Ich wühlte durch meinen Kleiderschrank, wusste, wie ich mich für diese Verabredung anzog. Nur weil ich kein böses Mädchen war, hieß das noch lange nicht, dass ich mich nicht wie eines anziehen konnte. Denn wann wäre eine bessere Gelegenheit meine Lederhosen zu tragen? Sie war bereits enger, als sie es früher einmal gewesen war. Ihr Verfallsdatum kam schnell näher.

Für oben würde ich mein schwarzes T-Shirt mit dem tiefen Ausschnitt anziehen. Mit meinen schwarzen Stiefeln, dem passenden Lippenstift und Eyeliner war ich der Traum jeden Rockstars. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich bestand aus Hüften, Busen und düsterer Erscheinung.

Ich starrte mich im Spiegel an und überlegte, ob ich eine meiner Freundinnen einladen sollte, mit mir zu kommen. Doch wen sollte ich fragen? Fast alle, die ich kannte, waren vergeben. Und was würde ich tun, wenn ich mit ihm nach Hause gehen wollte? Ich schätze, ich könnte zwei Freundinnen einladen, damit die eine der anderen Gesellschaft leistet. Aber wer würde so kurzfristig ausgehen?

Ich entschied allein ins The Echo zu gehen. Es war ja nicht so, dass ich ein Problem damit hatte, allein wohin zu gehen. Und letztlich brauchte ich auch keine Vorwände bringen, allein dort zu sein, denn ich war schließlich mit der Band da. Oder, um genauer zu sein, mit dem Sänger der Band. Zieht euch das rein, ihr eifersüchtigen Miststücke.

Als ich ankam, holte ich mir etwas zu trinken und schaute, wann ‚Something About A Monkey‘ spielen würde. Sie waren die Hauptband und es kam eine Gruppe vor ihnen. Ich schaute mich in der Kneipe nach Nicholas um, konnte ihn aber nicht sehen. Entweder waren er und die Band im Hinterzimmer oder sie waren noch bei einem vorherigen Gig. Ich hätte nachfragen können, doch ich wollte unbeteiligt erscheinen.

Die Mädchenband, die zuerst spielte, war in Ordnung. Sie waren eine Art Rückkehr von Alanis Morissette mit mehr Gitarre. Sie beschwerten sich viel über Männer und deren „Machthebel“. Die Frauen im Publikum schienen es zu mögen, aber sie waren nicht annähernd so geschliffen wie ‚Something About A Monkey‘. Nein, Nicholas war ein Rockstar. Die Möchtegern Alanis Morissette war nur eine weitere Musikerin.

Wie zuvor kam ‚Something About A Monkey‘ ohne Nicholas auf die Bühne und baute auf. Und als der Schlagzeuger seine Sticks aufeinander schlug, bemerkte das Publikum sie. Genau wie bei der vorherigen Show spielte die Band zwei Minuten, bevor ein betrunkener, halb nackter Nicholas durch die Vordertür hereinkam.

„Verpisst euch“, schrie er, bevor er anfing zu rennen und auf die Bühne sprang.

Die Energie, die er die Woche zuvor hervorgebracht hatte, war kein Zufall. Nicholas wusste, wie er eine Gruppe von Menschen mitreißen konnte. Zuerst verhöhnte er sie mit seinen Gesten, dann ignorierte er sie, dann öffnete er sich ihnen und sang ungehalten für sie. Und all das passierte, bevor er ihnen seinen Rücken zudrehte und sie ihn mit Applaus überschütteten. Dieser Mann war einfach unglaublich heiß.

Ich beobachtete, wie er die Bühne verließ und zur Bar ging. Die Frauen schienen sich an ihn heranzuwerfen, doch er schaute sie nicht einmal an. Er war so ein Arschloch. Ich war nicht einmal sicher, ob ich mit einem Typen reden sollte, der andere Leute so behandelte. Oder aber er war vielleicht einer dieser schüchternen Männer, die nur auf der Bühne aus sich herauskommen konnten. Ich konnte ihm nicht vorwerfen schüchtern zu sein, oder?

Ich stellte mich neben die Bühne und wartete auf ihn. Wie das letzte Mal auch ging er auf Toilette und dieses Mal folgte ihm niemand. Als er zurückkam, stellte ich mich zwischen dem Ort, an dem er war, und dem, zu dem er hin wollte.

Sein Blick fiel sofort auf meine Kurven. Er lächelte und seine Augen fanden ihren Weg schließlich auch zu meinem Gesicht.

„Du bist gekommen!“, sagte er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„Ich wollte sehen, wie es so ist“, antwortete ich so gelassen wie möglich.

„Die Band geht gleich etwas essen. Willst du mitkommen?“

„Das wär cool“, antwortete ich, als wäre es mir egal.